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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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schüttelte den Kopf »Nicht alles, was Ihr sagt, ist falsch, Dan-Faar, aber ich bin nicht Ihr, wir sind hier nicht in Tuan oder irgendeiner anderen xandischen Provinz, und wir bringen unsere Verwandten nicht um.«
    »Jeder Herrscher oder Thronfolger würde einen Verwandten umbringen, der schon einmal versucht hat, ihn umzubringen. Wir Südländer sind nicht die Barbaren, für die Ihr uns haltet, Prinzessin.«
    Sie fühlte sich ertappt. »Ich wollte Euch nicht beleidigen.«
    Er verneigte sich leicht. »Ich weiß, Hoheit. Aber die Tatsachen bleiben bestehen.«
    »Genug. Erzählt mir etwas anderes. Was ist mit den Xixiern? Haben sich die letzten eingeschifft?«
    »Ja — der neue Autarch Prusus, der Minister und die verbliebenen Leopardengarden. Sie segeln mit einem Küstenkauffahrer aus Helmingsee, also werden sie ziemlich lange unterwegs sein.« Er grinste. »Es war doch sehr befriedigend, das zu sehen — die Überreste der glorreichen xixischen Armee, die sich auf geheuerten Schiffen davonschleichen müssen. Vielleicht wird ja eines Tages auch mein Land einen solchen Anblick genießen dürfen.«
    »Vielleicht. Und Prinz Eneas?«
    »Er und seine Männer werden morgen aufbrechen. Wie Ihr wisst, wird er zu Hause gebraucht, weil sein Vater krank ist.«
    »Vergiftet von dieser Hure Ananka ohne Zweifel. Ich hoffe, Eneas kann dort für Ordnung sorgen. Aber er wird uns fehlen. Mir wird er fehlen.« Sie seufzte. »Ich bin froh, dass Ihr hier seid, Dan-Faar. In diesen ungewissen Zeiten wart und seid Ihr mir ein guter Ratgeber und guter Freund. Ich bin Euch dankbar.«
    »Ich nehme Euer Gold gern, Prinzessin«, sagte er immer noch lächelnd. »Ich versichere Euch, meine Hilfsbereitschaft hat hauptsächlich eigensüchtige Gründe.«
    Sie lachte. »O ja, Ihr seid ein berüchtigter Schurke, richtig! Das war mir entfallen.« Ihre Heiterkeit war von kurzer Dauer. »Ich werde Euch nie vergessen, dass ... dass Ihr Shaso nach Hause gebracht habt. Ich weiß, dass ihr zu seinen Lebzeiten Feinde wart, Dawet.«
    Er zuckte die Achseln. »Am Ende konnte ich nicht vergessen, dass wir etwas Wichtiges gemeinsam hatten, er und ich — wir haben einst dieselbe junge Frau geliebt und bewundert.«
    »Ah, ja.« Briony nickte weise. »Shasos Tochter — die, die tot ist. Richtig.«
    Dawet schien überrascht, gab sich aber alle Mühe, es nicht zu zeigen. »Äh, ja, seine Tochter. Natürlich.«

52

Das fehlende Stück
    »... und so wurde der Waisenknabe in den Himmel erhoben, um bei den Göttern zu wohnen, und dort ist er bis heute ...«
    Der Waisenknabe, sein Leben und Sterben und himmlischer Lohn — ein Buch für Kinder
    Vansen ritt im größtmöglichen Abstand neben ihnen, wünschte aber dennoch, Briony hätte nicht darauf bestanden, dass er mitkam. Schon die herzliche, vertraute Art, wie sie mit Eneas sprach, und die offenkundige Bewunderung, die sie dem syanesischen Prinzen entgegenbrachte, quälten ihn.
    »Führt sie noch nicht gleich fort«, hörte er sie Eneas bitten. »Lasst mich ihnen noch mal danken.«
    Eneas sah sie stirnrunzelnd an. »Es sind Soldaten, Prinzessin. Sie erwarten keinen Dank für etwas, das ihre Ehrenpflicht war.«
    »Die meisten Männer freuen sich über verdientes Lob. Ich glaube nicht, dass Eure Soldaten allzu schlecht von mir denken, wenn ich noch einmal ihre Tapferkeit und Opferbereitschaft preise.« Sie ritt zu dem Abzweig, wo Graf Helkis, Eneas' oberster Offizier, die Truppen versammelt hatte. »Männer von Syan!«, rief sie. »Ich hatte das Glück, mit euch reiten zu dürfen. Ich durfte eine Zeitlang ein Tempelhund sein, und ich bin stolz darauf, so stolz wie sonst nur noch auf das Blut Anglins, das in meinen Adern fließt!«
    »Sie wird diesem Land hier alles geben, was sie zu geben hat«, sagte Eneas, während er die hingerissenen Soldaten beobachtete. Es dauerte einen Moment, bis Ferras Vansen begriff, dass der Prinz wohl mit ihm sprach. »Jemand muss auf sie aufpassen. Sie beschützen.«
    Ärger stieg in Vansen auf »Wir haben in diesem Land auch Soldaten, Prinz Eneas.«
    Der Prinz lachte und sah ihn an. »Habe ich das eben laut gesagt? Verzeihung, Hauptmann. Es war keine abschätzige Äußerung über Euch oder die Männer von Südmark — ich habe nur ausgesprochen, was in meinem Herzen war. Mir war immer klar, dass ich sie niemals halten, niemals zähmen könnte. Dafür ist sie eine viel zu edle und einzigartige Kreatur.«
    »Sie ist keine Kreatur, Hoheit.« Vansen wusste, es war töricht, einem Prinzen zu

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