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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hinabsteigen sah — die Funderlinge Chert und Opalia, gefolgt von ihrem Adoptivsohn Flint.
    »Meister Blauquarz!«, sagte Vansen erstaunt. »Was macht Ihr denn hier, so fern von Funderlingsstadt?«
    Chert antwortete erst, als er sich überzeugt hatte, dass Opalia sicher auf festem Grund stand. »Ich weiß es selbst nicht genau, Hauptmann Vansen. Es war alles die Idee von unserem Sohn — und von Herzogin Merolanna, der die Kutsche hier gehört.«
    »Guter Vorwand, sie mal aus dem Stall zu holen, Herr«, sagte der Kutscher fröhlich.
    »Seid Ihr hier, um die Prinzessin zu sprechen?«, fragte Vansen. »Oder um Euch von Prinz Barrick zu verabschieden?«
    Chert schüttelte den Kopf und zeigte auf Flint, der Opalia bereits zu Brionys Zelt führte. »Da müsst Ihr mit dem Jungen reden. Ich weiß, es klingt komisch, aber ich habe versprochen, keine Fragen mehr zu stellen, bis er bereit ist, alles zu erklären.«
    Vansen kannte die Geschichte des Jungen, deshalb erstaunte es ihn nicht, dass Chert nicht anders gekonnt hatte, als mitzukommen, zumal Opalia wahrscheinlich darauf bestanden hatte. Aber warum das seltsame Kind sie ausgerechnet jetzt ausgerechnet hierher gebracht hatte, war ihm ein Rätsel.
    Als Vansen mit Chert ins Zelt trat, saßen Opalia und Flint bereits auf Kissen zu Brionys Füßen. Chert ließ sich nach einigem Zögern dazu bewegen, sich zu ihnen zu setzen, aber Vansen blieb an der Zeltklappe stehen, um hören zu können, was draußen vor sich ging. Von Chert und seiner Funderlingsfamilie befürchtete er zwar nichts Böses, aber er wollte doch nicht von weiteren unerwarteten Ankömmlingen überrascht werden.
    »Nun, Frau Opalia«, sagte Briony, »wir kennen uns zwar noch nicht, aber Ihr sollt wissen, dass Euer Mann mir viel bedeutet. Er hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet.«
    Opalia wurde ein wenig rot. »Ach, er macht immer irgendwelche Sachen, mein Chert. Manchmal komme ich nicht mehr ganz mit.«
    »Zuletzt sind wir alle nicht mehr ganz mitgekommen«, sagte Briony. »Es waren so verwirrende, schmerzliche Zeiten. Aber wenn ich mich nicht irre, werden wir heute etwas mehr über die rätselhaften Dinge erfahren, die über uns hereingebrochen sind.«
    »Nicht von mir!«, sagte Opalia aufgeregt. »Gute Güte, nein, ich glaube nicht ...!«
    Briony wandte sich an den Jungen. »Du huschst durch viele Geschichten, die ich in den letzten Tagen gehört habe, Flint. Ist jetzt der Zeitpunkt da, über dich zu sprechen? In welcher Beziehung du auch zu Chert und Opalia stehst, es ist ja wohl offensichtlich, dass du von Geburt kein Funderling bist.«
    »Das stimmt, Briony Eddon«, sagte der Junge ernst.
    Vansen war doch etwas schockiert. »Junge, die Prinzessin spricht man mit ›Hoheit‹ oder ›Eure Königliche Hoheit‹ an ...«
    Briony hob die Hand. »Gewöhnlich ist das so, Hauptmann. Aber ich vermute, hier geht es um etwas nicht ganz so Gewöhnliches.«
    Der Junge nickte. »Ich bin nicht Cherts und Opalias Kind, das ist allgemein bekannt.« Vansen fühlte, wie sich die Härchen in seinem Nacken und auf seinen Armen aufstellten. Der Junge verhielt sich nicht wie andere Kinder, jedenfalls wie keins, das Vansen je gekannt hatte. Flint verhielt sich nicht mal wie Flint — wenn Vansen ihm sonst begegnet war, hatte er doch nie so förmlich geredet.
    »Wo bist du dann geboren?«, fragte Briony.
    »Hier in Südmark ... aber das ist nach Euren Maßstäben lange her. Über fünfzig Jahre.« Der Junge nickte. »Merolanna ist meine Mutter. Mein Vater ist Avin Brone, der Graf von Landsend.«
    Noch nie — bei allem, was geschehen war — hatte Vansen Briony so verblüfft gesehen.
    »Avin Brone?«, rief sie aus. »Avin Brone ist dein Vater? Er war Merolannas heimlicher Geliebter? Aber sie hat doch gesagt, der Vater des Kindes sei tot!« Ihre Augen verengten sich. »Und wer du auch immer sein magst, ein gesetzter alter Mann von fünfzig Jahren bist du nicht!«
    »Die Qar haben mich geholt, als ich klein war. Eine kinderlose Qar-Frau hat mich aus dem Haus meiner Amme gestohlen. Aber sie wurden dabei gestört und ließen deshalb keinen Wechselbalg da, um den Raub zu vertuschen. Sie nahmen mich mit nach Qul-na-Qar und zogen mich auf Obwohl ich nur wenig älter geworden bin, sind hier viele Jahre vergangen, während ich hinter der Schattengrenze war. Schließlich hat mich Ynnir der blinde König hierhergeschickt, als Teil seines Pakts mit Fürstin Yasammez — wenn ich die Essenz des Gottes Kupilas hinausbrächte, die sie

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