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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Meile tief sein mochte, zeigte sich das Meer als ein grauer, trister Streifen, begrenzt von einer weißschimmernden Linie, an der entlang das Wasser über glasig glänzenden Uferschlamm lappte. Toby, der das Meer schon gesehen hatte, konnte sich vorstellen, wie bei Flut die Wogen, vom Ostwind aufgewühlt, über die flache, von kleinen Wasserläufen durchzogene Marsch hereinbrechen und alles überspülen würden.
    Campion zog ihren Umhang enger um den Hals. «Ist das unser Ziel?», fragte sie und deutete mit einer Kopfbewegung auf ein kleines Gebäude mit hohem Giebel, das sich vor dem dunkelnden Himmel abzeichnete.
    Toby nickte. «Ja.» Dahinter entdeckte er ein Schiff, dessen Rumpf hinter der Landzunge, auf der das Gebäude stand, verschwand. Es war nur der Mast zu sehen, ein winziger Strich am Horizont.
    «Toby!» Campion hatte sich umgedreht und starrte zurück. «Toby!», rief sie ängstlich.
    Eine halbe Meile hinter sich sah nun auch er vier Reiter. Ihre Pferde rührten sich nicht. Die Mäntel der Männer wehten im Wind. Das Licht der untergehenden Sonne glühte rot auf ihren Helmen. Sie waren mit Schwertern bewaffnet. «Wir werden verfolgt», sagte Campion.
    Toby schaute sich um. Der Pfad, auf dem sie sich befanden, führte zur Scheune am Horizont und war der einzige Weg dorthin. Er lächelte seiner Frau zu. «Komm. Wir haben nichts zu befürchten.»
    Er richtete sein Schwert, warf noch einen Blick auf die Reiter und führte Campion auf den Ort zu, an dem die Siegel zusammengebracht werden sollten, ein Gebäude, das so einsam und verlassen war wie der ganze Küstenabschnitt und schon an die tausend Jahre dort stand.
    Die Römer hatten es errichtet und als Festung zur Abwehr der sächsischen Piraten ausgebaut, die mit ihren Ruderbooten aus nebelumhüllter Ferne in das Mündungsgebiet des Blackwater kamen. Hier hatten die Römer ihre Götter verehrt und, dem Mithraskult entsprechend, das Blut geopferter Stiere über die Köpfe neurekrutierter Legionäre ausgegossen, um so die Götter zu bitten, ihr Leben auf den grauen Meeresgewässern zu schonen.
    Die Römer waren wieder abgezogen, und aus den sächsischen Piraten waren Siedler geworden, die ihren eigenen wilden Göttern huldigten, ehe sie den christlichen Glauben annahmen. Aus den römischen Mauern bauten sie eine Kirche, die zur Pilgerstätte wurde. Dann kamen Heiden aus dem Norden mit furchterregenden Schwertern und Streitäxten, die Wikinger, die die Christen von der Küste vertrieben. Die Kirche blieb stehen, doch die Kinder von Thor und Odin wussten nichts von dem Gott der Christen, und so wurde aus der alten Kirche eine Scheune, obwohl sie sich als solche in dieser Einöde kaum eignete. Heute diente sie als Pferch für Schafe zum Schutz vor der Nacht. Auf dem halb eingestürzten Turm befand sich ein eiserner Korb, in dem ein Feuer entfacht werden konnte, um die Seeleute vor den morastigen Untiefen in Ufernähe zu warnen.

    Zu dieser vergessenen Kirche an einsamer Küste führten Vavasour Devorax und Ebenezer Slythe ihre Männer. Auch Sir Grenville Cony fand sich dort ein, rückversichert durch seine Vorhut, die ihm mitgeteilt hatte, dass ihm keine Gefahr drohte. Mit seiner Kutsche kam er nur bis zur nächsten Farm, von dort musste er zu Fuß gehen. Als er den niedrigen Erdwall – das, was von den römischen Befestigungsanlagen übrig geblieben war – erreicht hatte, fand er seine vorausgeschickten Männer tot oder gefangen genommen vor. Musketiere rückten mit angelegten Büchsen gegen ihn vor, und als er sich in panischer Angst umdrehte, sah er etliche Reiter von hinten herbeipreschen. Sir Grenville wurde gestellt und, an Händen und Füßen gefesselt, in das alte Gebäude geführt.
    Vavasour Devorax hatte die Scheune herrichten lassen, um der Übergabe der Siegel einen gebührenden Rahmen zu geben. Der Lehmboden war ausgefegt und frei geräumt worden für einen Tisch, den man aus dem Dorf herbeigeschafft hatte, und fünf Stühle, von denen einer am Kopf des Tisches stand und jeweils zwei an den Seiten. Für Licht sorgten etliche Kerzen. Ebenezer hatte bereits am Tisch Platz genommen. Vor ihm lag eine geladene Pistole.
    Vavasour Devorax trat vor. «Sir Grenville! Verehrtester!»
    «Wer zum Teufel seid Ihr?» Conys Blicke huschten hektisch durch den Raum. Die Wachen behielten ihn im Auge und grinsten.
    «Mein Name ist Vavasour Devorax.» Er trug seinen Helm auf dem Kopf, sodass im Halbdunkel der Scheune von seinem vernarbten Gesicht kaum etwas zu

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