Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
Vom Netzwerk:
Campion verließen Oxford am nächsten Tag. Sie reisten allein. James Wright hatte darum gebeten, sie begleiten zu dürfen, war aber von Toby beauftragt worden, bei Lady Margaret zu bleiben.
    Lady Margaret umarmte die beiden zum Abschied. «Ich traue diesem Devorax nicht. Es wäre besser, ihr würdet euch nicht auf seine Pläne einlassen.»
    Campion lächelte. «Was tätet Ihr an meiner Stelle?»
    Wann sie zurück sein würden, wussten sie nicht. Devorax hatte Campion gesagt, dass Mordecai Lopez in Amsterdam auf sie wartete, um mit ihr die Siegel zur Bank zu bringen, die ihr dann das Vermögen aus dem Bund überschreiben sollte. Das sei eine verwickelte, langwierige Prozedur, hatte Devorax gesagt. Toby gab seiner Mutter einen Kuss, stieg in den Sattel und lächelte ihr zu. «Vielleicht sind wir Weihnachten wieder zurück, Mutter.»
    «Vielleicht auch eher», fügte Campion hinzu.
    «Ich habe mich dazu entschieden, Apfelbäume zu kultivieren», sagte Lady Margaret. «Andrew schreibt, dass sie in Wiltshire besonders gut gedeihen.»
    Campion gab ihr einen Kuss. «Wir werden Euch vermissen.»
    «Natürlich, meine Liebe.»
    Sie reisten zu Pferde, denn eine Fahrt mit dem Wagen hätte länger als vier Tage gedauert, und so viel Zeit blieb ihnen nicht, wenn sie die Verabredung einhalten wollten. Die Straßen waren aufgeweicht und zu dieser Jahreszeit kaum befahrbar. Sie ritten größtenteils über Wiesen und folgten einem Kurs, der sie in weitem Abstand an London vorbeiführte.
    Am Samstag waren sie bereits tief in das puritanische East Anglia eingedrungen. Allerorten kamen ihnen zornige Forderungen nach der Entmachtung von König und Adel zu Ohren. In dem Krieg ging es nicht mehr nur um Steuern und um die Rechte des Parlaments, er hatte sich zu einem religiösen Kreuzzug entwickelt, der das Ziel hatte, die alte Ordnung umzustoßen. Man hörte wieder die alte Losung der Bauernaufstände: «Als Adam pflügte und Eva spann, wo war da der Edelmann?»
    Toby sah einem Edelmann nicht ähnlich. Er reiste als Soldat, bewaffnet mit Schwert und Pistole, und an seinem Sattel hing eine Sturmhaube. Man hielt ihn für einen Kämpfer, der mit seiner Frau und einem Packpferd von der Schlacht nach Hause zurückkehrte. Campion war wie eine Puritanerin gekleidet. Sie hatte sich ein Paar flache Schuhe aus steifem Leder zugelegt und trug unter ihrem langen schwarzen Umhang ein schlichtes, weites Kleid mit weißem Kragen und gestärkter Schürze. Die Haare steckten unter einer Haube. Im Gepäck führte sie allerdings noch andere Kleider mit sich, Kleider, die einer Lady angemessen waren.
    War auch ihr Äußeres schmucklos und ihr Verhalten voller Demut, so flogen doch ihre Hoffnungen hoch. Mordecai Lopez hatte versprochen, die Siegel zusammenzubringen und den Willen ihres Vaters zu erfüllen. Der Tod Sir Grenvilles dauerte sie ebenso wenig wie das Ende von Treu-bis-in-den-Tod Hervey, und sie glaubte, dass es mit den Morden nun ein Ende habe. Die Siegel hatten ihren Blutzoll erhalten und würden nun den von der Familie ihres Mannes erlittenen Verlust wieder gutmachen. Beschwingt ritt sie diesem Ziel entgegen, ungeachtet der kalten Herbstschauer, die einen Vorgeschmack auf frostigeres Wetter gaben, das die aufgeweichten Straßen mit Eis und Schnee überziehen würde.
    Sie durchquerten den Epping Forest – zwei Reiter allein unter mächtigen Baumkronen. Die Blätter hatten sich verfärbt; viele waren schon zu Boden gefallen und von den Winden zu einem Teppich auf ihrem Weg ausgelegt worden. Manchmal erspähte Campion tief im goldenen Schatten ein regloses Reh, das Witterung aufgenommen hatte. Einmal kamen sie an einem Lager von Köhlern vorbei, deren Torfhütten, fast unsichtbar versteckt im Gehölz, nur aus nächster Nähe auszumachen waren. Aus dem großen Meiler stieg blauer Rauch auf. Die Köhler verkauften ihnen in Lehm gebackenes Igelfleisch. Von dem Krieg bekamen sie nicht mehr mit, als dass sie gute Preise für ihre Holzkohle erzielten, die zur Herstellung von Schwarzpulver benötigt wurde.
    Am Sonntag mussten Toby und Campion ihre Reise unterbrechen, denn sie befanden sich auf puritanischem Territorium, wo der Tag des Herrn als heilig erachtet wurde. Sie hatten den Forst hinter sich gelassen und eine hügelige Landschaft mit fruchtbaren Äckern und großen Scheunen erreicht. Unterkunft fanden sie in der einzig freien Kammer eines Gasthofes, an deren Wände Nachrichten von den Siegen des Parlamentsheeres geheftet waren.
    Sie gingen in die

Weitere Kostenlose Bücher