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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Bund einer schwarzen, durchnässten Kniehose. Schwarz und Weiß, die Farben, mit denen sich die Puritaner kleideten. Der junge Mann aber schien kein Puritaner zu sein. Dazu passten weder das feine Leinenhemd noch die schwarze Seide, auf die die dekorativen Falten seiner Hose den Blick freigaben. Und auch nicht sein Gesicht. Vor allem das Gesicht ließ sie vermuten, dass er kein Puritaner sein konnte. Es war ein markantes, hübsches Gesicht mit fröhlichen Zügen. Sie hätte sich eigentlich fürchten müssen, empfand aber stattdessen ein amüsiertes Interesse an diesem Mann, der da in gebückter Haltung und tropfnass vor ihr stand. Gleichgültigkeit mimend, fragte sie den Eindringling abweisend: «Was treibt Er hier?»
    «Ich vergreife mich an Slythes Fischen. Und Ihr?»
    Sein unverblümtes Geständnis entlockte ihr ein Lächeln. Auf seinem Gesicht spielten die Sonnenstrahlen, die das kräuselnde Wasser zurückwarf. Es gefiel ihr. Sie bemerkte, dass er weder eine Rute noch ein Netz bei sich hatte. «Auf Fische scheint Ihr mir nicht aus zu sein.»
    «Ihr unterstellt mir, dass ich lüge!» Er schmunzelte. «Wir Lazenders lügen nie. Jedenfalls nicht oft.»
    Ein Lazender! Das schien durchaus passend zu diesem verborgenen Ort, an dem sie ihrem Vater trotzte. Sir George Lazender war Mitglied des Parlaments und vertrat den Nordteil der Grafschaft. Er besaß große Ländereien und stand im Rang eines Ritters, aber ihr Vater hielt nur wenig von ihm. Zwar ergriff Sir George Lazender Partei für das Parlament und gegen den König, doch Matthew Slythe zweifelte nicht daran, dass die Unterstützung nur halbherzig war. Der Edelmann, so meinte er, sei viel zu vorsichtig für diesen großen Kampf. Schwerer wog der von Gerüchten genährte Verdacht, Sir George sei gegen die Abschaffung der Bischöfe und gedenke, das Book of Common Prayers für den Gottesdienst beizubehalten. Matthew Slythe glaubte diesen Gerüchten und witterte in beiden Vorhaben Werke des papistischen Teufels.
    Der junge Rotschopf machte eine ungeschickte Verbeugung. «Darf ich mich vorstellen, Nymphe? Toby Lazender, Erbe von Lazen Castle und Wilddieb.»
    «Ihr wildert nicht, jedenfalls fangt Ihr keine Fische.» Sie hatte die Arme um ihre Knie geschlungen.
    «Doch, das tue ich.» Zum Beweis nahm er einen Beutel vom Rücken und zeigte ihr ein halbes Dutzend Forellen.
    Sie lächelte. «Wie stellt Ihr das an?»
    Er watete ans Ufer, legte sich, kaum einen Schritt von ihr entfernt, ins Gras und erklärte, wie man mit bloßen Händen Fische fangen könne. Es sei, sagte er, ein langwieriges Unternehmen. Man müsse Hände und Unterarme so lange im Wasser eingetaucht halten, bis sie auf die Temperatur des Baches abgekühlt seien. Dann pirsche man, die Hände immer noch unter Wasser, langsam flussaufwärts. Forellen, sagte er, seien träge Fische, die zwischen den Pflanzen am Grund verharrten und nur gerade genug täten, um der Strömung standzuhalten. Auch sie könne, wenn sie sich denn so langsam wie Distelwolle bewege, mit gespreizten Fingern das Wasser durchkämmen und mit etwas Glück einen Fisch erhaschen. Er grinste. «Den Fisch selbst kann man kaum erfühlen, jedenfalls nicht sofort, wohl aber einen gewissen Druck.»
    «Einen Druck?»
    Er nickte. «Ich kann’s nicht besser erklären. Er ist einfach da. Das Wasser scheint dicker zu sein.»
    «Und dann?»
    «Dann streichelt man den Fisch.» Er beschrieb eine sachte Auf-und-ab-Bewegung mit den Fingern, die sich um diesen seltsamen Druck zu schließen hätten, bis sie den Leib des Fisches erspürten. Weil sich die Hände, die so kalt wie das Wasser seien, nur ganz langsam bewegten, schöpfe der Fisch keinen Verdacht. Der Fisch müsse, so erklärte er, äußerst behutsam gestreichelt werden, immer von vorn nach hinten, dass er sich wie von Wasserpflanzen umschmeichelt fühle. Plötzlich langte er in pantomimischer Geste zu, tat, als ergreife er blitzschnell einen Fisch und schleudere ihn ans Ufer. «Und dann versetzt Ihr ihm einen Schlag auf den Kopf.» Er grinste.
    Sie lachte. «Wirklich?»
    Er nickte. «Ehrenwort. Wart Ihr schwimmen?»
    Sie schüttelte den Kopf und log: «Nein.»
    Er hatte die nassen Hosenbeine hochgekrempelt. «Wenn Ihr euch weiter anziehen wollt – ich schaue in die andere Richtung», sagte er.
    Ein ungutes Gefühl veranlasste sie zu der Bemerkung: «Ihr dürftet gar nicht hier sein.»
    «Erzählt es nicht weiter. Ich tu’s auch nicht.»
    Sie blickte sich um, doch außer ihnen war nach wie vor

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