Das Hexenkloster
zog ich das Kreuz aus meiner Tasche, sprang vor und landete neben dem Mann.
Ich sah das entsetzte Gesicht. Sicherlich quälten ihn wahnsinnige Schmerzen, und ich hütete mich davor, ihn selbst zu berühren. Ich nahm nur das Kreuz, das ich in der rechten Hand hielt, und bewegte es über den Oberkörper des liegenden Mannes hinweg und somit auch durch die zuckenden Flammen.
Sie glühten, mein Kreuz aber strahlte. Und diese Kraft war stärker als das Glühen.
Das Feuer zog sich zurück. Es verlosch, kaum dass ich den Oberkörper bestrichen hatte.
»Ihr rührt euch nicht von der Stelle!«, hörte ich Bill Conolly sagen. »Es sei denn, ihr wollte euch eine Kugel einfangen.«
Bill hielt also die Frauen in Schach, und das war gut so. So hatte ich freie Bahn.
Die Flammen waren verschwunden. Jetzt gab es nur noch den vor mir liegenden Mann, der glücklicherweise nicht verbrannt oder angesengt war, denn ich hatte ihn gerade noch retten können. Nur an einigen Stellen zeigte seine Haut einige Flecken, die grünlich glänzten. Damit würde er bestimmt zurechtkommen.
Seine Augen bewegten sich, die Lippen ebenfalls, und ich hatte das Gefühl, dass er mir etwas sagen wollte.
»Nicht jetzt, Mister«, bat ich. »Bleiben Sie einfach nur liegen.«
»Aber... aber... die Hexe...«
»Ich weiß. Deshalb sind wir hier. Wir kümmern uns darum.« Ich stand auf, wollte mit Bill reden, aber eine Frauenstimme hielt mich davon ab.
»Ausgerechnet du, John Sinclair!«, rief sie.
Hatte ich mich getäuscht? Nein, bestimmt nicht, diese Stimme gab es nur einmal.
Ich musste mich etwas drehen, um dorthin zu schauen, von wo mich der Klang der Stimme erreicht hatte. Ich sah die grüne Wand aus Licht im Hintergrund, und ich sah dort zwei Frauen stehen, wobei sich eine im Hintergrund hielt.
Die im Vordergrund kannte ich. »Hallo, Assunga. So sieht man sich wieder...«
***
»Ja, John Sinclair, so sieht man sich wieder!« Sie lachte und schüttelte ihr Haar zurück. »Komisch, dass wir uns immer wieder über den Weg laufen, nicht wahr?«
»Das ist nicht komisch, sondern unsere Bestimmung. Oder das Schicksal. Und Schicksal ist, was man daraus macht.«
»So siehst du es!«
Ich kam zur Sache. »Was willst du hier?«
»Nachschub.«
»Ah ja, für deine Welt!«
»Genau, aber ich nehme ja nicht jeden. Aber jeden, der mich daran hindern will, vernichte ich.«
»Wie du es bei diesem Mann versucht hast?«, fragte ich.
»Ja, denn Ike wollte seine Frau zurückholen. Aber sie gehört mir. Sie ist von mir fasziniert, und ich bin es von ihr. Deshalb wird sie für immer bei mir bleiben und meinen Reigen an Dienerinnen und Freundinnen noch mehr füllen.«
»Und was ist mit den anderen Frauen hier?«
»Vergiss Sie, John«, forderte Assunga. »Sie waren nicht mehr als willfährige Helferinnen. Sie hofften, zu mir kommen zu dürfen, aber sie haben sich geirrt. Sie brachten mir aber die Personen, die ich haben wollte, und somit bin ich doch zufrieden.«
»Gib Ike’s Frau frei«
»Nie und nimmer, John. Sie gehört mir. Was ich mir einmal genommen habe, das bleibt bei mir. Und denk daran, auch ich habe Gegner. Manchmal sogar die gleichen wie du. Um gegen sie bestehen zu können, muss man stark sein.«
Ich wollte sie hinhalten, aber Assunga war einfach zu raffiniert. Sie ließ sich auf nichts mehr ein, drehte sich ihrer neuen Gespielin zu, öffnete den Mantel, und danach geschah etwas, das ich sehr gut kannte. Sie schloss ihn, und nach einem kurzen Augenzwinkern waren beide verschwunden.
Selbst das grünliche Licht brach zusammen, und ich blieb zurück in einem normalen, von Kerzenlicht erfüllten Keller. Gemeinsam mit Bill Conolly und fünf sicherlich enttäuschten Frauen, von denen eine am Boden lag, weil sie angeschossen worden war...
Die Frauen, die so gern den Weg der Hexen gegangen wären, standen da wie Statisten. Keine sprach, und sie versuchten auch nicht, etwas zu unternehmen, obwohl Bill sie nicht mehr bedrohte.
»Das ist nicht gut für uns gelaufen, John«, sagte er.
»Leider.«
Vom Boden her wurde ich mit einem flackernden Blick angeschaut. Dort lag der Mann, der auf den Namen Ike hörte. Er zitterte, wobei ich in seinen Augen die Nässe der Tränen schimmern sah.
»Kelly war meine Frau«, flüsterte er. »Sie... sie... hat sich anders entschieden. Die verdammte Hexe wollte sie nicht mehr loslassen. Ich konnte nichts tun...«
»Ja, ich weiß.«
Er wollte aufstehen, und ich half ihm dabei, auf die Beine zu kommen.
»Haben Sie auf die
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