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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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„Francesco!“,
entfuhr es ihr verblüfft.
    Doch die
beiden hörten und sahen sie nicht, sie nahmen rein gar nichts mehr wahr, was
außerhalb ihrer eigenen Welt geschah. Vermutlich hätten sie nicht einmal gemerkt,
wenn gleich neben ihren Köpfen eine Kanone explodiert wäre.
    Mit einem
leisen Lächeln zog sich Serafina zurück. Sie hatte immer geahnt, wie viel
Leidenschaft in Francesco Colonna schlummerte – natürlich, er hatte auch viel
nachzuholen.
    Sie würde
nebenan auf dem Fußboden schlafen. Wie es aussah, würde das Paar dort auch auf
dem Fußboden schlafen - obwohl sie starke Zweifel hegte, dass es zum Schlafen
kommen würde.
     
    Das erste Licht des Tages schlüpfte durch das Bullauge herein
und überhauchte rosig Emilias Gesicht. Francesco betrachtete es verzückt. Es
war also geschehen! Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er sich freiwillig
einer Frau hingegeben. Er verspürte keinerlei Reue, nur unbändige Freude. Was
für ein blinder Tor war er doch gewesen, dass er sich die Freude, Emilia zu
lieben, all die Jahre selbst versagt hatte!
    Einst hatte
er seine Verdammnis einer Frau zu verdanken gehabt, um danach seine Errettung in
Gott zu finden. Heute nun erfuhr er Erfüllung durch die Liebe. Die Liebe und der Glauben, beide entsprangen sie der Liebe Gottes. Sein Freund Emanuele hatte
Recht behalten. Anstatt seinen Frieden in Jesus Christus zu suchen und einen
Weg zu finden, Beatrice zu verzeihen, hatte er völlig übersehen, dass er
derjenige gewesen war, der sich selbst nicht hatte verzeihen können. Nachdem er
dies begriffen hatte, konnte ihm endlich die Erlösung zuteil werden.
    „Es ist also
wahr. Ich habe nicht geträumt.“ Emilia hatte ihre Lider geöffnet und verschlang
ihn mit ihren Augen. „Du bist da!“
    „Ja,
Liebste, ich bin hier, bei dir.“ Er nahm ihre Finger, drückte seine Lippen
darauf und presste sie an sein Herz. Emilia konnte seinen gleichmäßigen Schlag
unter seiner nackten Brust fühlen. Wie sehr sie sich danach gesehnt hatte, ihn
so zu berühren. „Sag mir, Liebster, würdest du mir eine Frage beantworten?“
    Seit sie
sich endlich gefunden hatten, hatten sie sich nur geliebt und immer wieder
geliebt, und außer gestammelten Liebesbekenntnissen kein Wort miteinander
gewechselt.
    „Alles, was
du willst, mein Herz“, erwiderte er zärtlich.
    „Warum
riechst du, als hättest du ein Bad in einem Fass Rum genommen?“, fragte sie
prompt.
    Francesco
brach in schallendes Gelächter aus. „Du sagst es!“
    „Wie?“
Emilia richtete sich auf dem Ellbogen auf. Ihr langes gelöstes Haar fiel ihr
wie ein seidener Vorhang ins Gesicht.
    Mit einer
unendlich liebevollen Geste, die Emilias Herz mehr berührte als alle
Liebesbekenntnisse ihrer leidenschaftlichen Nacht, strich er ihr das Haar aus
dem Gesicht. „Weil ich mich in einem leeren Fass Rum an Bord geschmuggelt habe.
Es gab keine andere Möglichkeit, die mir auf die Schnelle einfiel, um unerkannt
auf das Schiff zu gelangen. Die Soldaten Roms waren mir dicht auf den Fersen. Ich
bin jetzt vogelfrei, Liebste. Gewährst du mir Asyl auf deinem Schiff?“
    „Alles, was
du willst, mein Herz“, wiederholte Emilia Francescos Worte. Sie sank zurück und
bettete ihren Kopf auf Francescos Brust, um weiterhin seinem Herzschlag zu
lauschen. Francesco genoss das Glück, sie so nahe bei sich zu wissen. Nie
wieder würden sie sich trennen. Er sog den Duft ihres wunderbaren Haares ein,
der ihn immer an eine Frühlingswiese erinnert hatte.
    Mit einem
leisen Staunen erkannte er, dass ihm, ebenso wie der Natur, die sich nach jedem
Winter erneuerte, in dieser Nacht ein neuer Anfang geschenkt worden war.
    Die Bibel
irrt, dachte
Francesco. Am Anfang war nicht das Wort, sondern am Anfang war die Liebe.
Und es ward gut ...

Epilog
     
    Am 21. Juli 1773 bestätigte Clemens XIV. das generelle Verbot
des Jesuitenordens. Der Papst beugte sich damit dem Druck der vereinten
bourbonischen Herrscher Europas.
    Das
päpstliche Breve namens „ Dominus ac redemptor“ war heimlich in der
spanischen Botschaft gedruckt worden, da der Papst eine vorzeitige
Publikmachung fürchtete. Der spanische Botschafter, José Moñino, wirkte selbst
beim Text mit.
    Im Gegenzug
erstatteten die bourbonischen Herrscher dem Kirchenstaat mehrere kleinere
Territorien zurück - unter anderem die alte Papststadt Avignon und das
Fürstentum Benevent.
    Den
Jesuitenorden ereilte damit das gleiche Schicksal wie die Tempelritter im Jahre
1307. Beide Orden hatten zu viel Macht und

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