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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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erste Maat an die Mannschaft weitergab.
Ein Ruck ging durch das gesamte Schiff. Knarzend setzte sich die Cassiopeia in
Bewegung und wandte den Bug dem offenen blauen Meer zu.
    Emilia begab
sich in die Kabine nebenan, die von fröhlichem Kinderlärm erfüllt war. Bis zum
Abend lenkte sie sich im Beisammensein mit ihren Kindern ab. Sie fürchtete sich
davor, sich schlafen zu legen. Wenigstens würde ihr Serafina Gesellschaft
leisten. Irgendwann aber hatte Serafina genug von Emilias unruhigen Bewegungen.
Sie schwang ihre Beine aus der engen Koje und meinte: „Ich werde dir einen
Kräutertee bereiten. Sonst wirst du niemals einschlafen können.“
    „Entschuldige
bitte. Habe ich dich geweckt?“
    „Nicht
wirklich, da ich bisher gar nicht schlafen konnte. Du sonderst Unruhe ab wie
ein Ofen Hitze. Ich bin gleich zurück.“ Sie entzündete eine Lampe und hüllte
sich dann in ihren Mantel. Vorsichtig öffnete sie die Tür und schloss sie
wieder. Serafina und ihre Mutter hatten den ersten Tag gut genutzt und sofort
Freundschaft mit dem zweitwichtigsten Mann an Bord geschlossen: dem Koch. Ein
Mittel gegen dessen schmerzhafte Gicht hatte ihnen sein Herz und seine Kombüse
geöffnet.
    Emilia
vergrub sich in die Laken und konzentrierte sich auf die guten Dinge, die ihr
das Leben beschert hatte. Ein Lächeln stahl sich in ihre Mundwinkel, als sie an
Ludovico dachte, der ihr mit atemloser Stimme ein Schauermärchen über ein
angebliches Schiffsgespenst erzählt hatte. Er hatte es von einem Matrosen
aufgeschnappt. Der kleine Vico hatte sich an Bord der Cassiopeia sofort zuhause
gefühlt. Auf seinen stämmigen Beinen war er über das Deck gestampft und hatte die
Matrosen bestaunt, die sich barfuß und behände wie Affen durch die Wanten
bewegten. Vico wollte von da an nur noch eines: Selbst Matrose werden! Er hatte
seiner Mutter damit den ganzen Abend über in den Ohren gelegen.
    Urplötzlich
stieg Emilia der durchdringende Geruch von Alkohol in die Nase. Sie
schnüffelte. Rum? Seit wann fügte Serafina ihrem Tee Rum zu? Sie
setzte sich ruckartig auf. Jemand stand an ihrer Bettstatt. Ohne Zweifel, der
Geruch kam von dort. „Serafina?“
    Ein
erstickter Laut antwortete ihr, dann umschlangen sie zwei kräftige Arme und ein
fordernder Mund presste sich auf den ihren. Unfähig zu schreien und halb
betäubt durch den Alkohol, versuchte sich Emilia zu wehren. Doch die Arme umschlangen
sie nur noch kräftiger und ein harter Körper presste sich an den ihren.
Plötzlich ein Schlag, begleitet von einem Lichtblitz, dem unmittelbar ein
Schmerzensschrei folgte. Der Mann ließ von ihr ab und griff sich stöhnend an
den Kopf. Emilia nutzte den Moment und stieß den Mann mit aller Kraft von sich.
Der Angreifer rollte von der Koje und prallte hart auf den Boden. Am ganzen
Leib zitternd, zog sich Emilia in die hinterste Ecke der Schlafstatt zurück.
    „Emilia? Ist
alles in Ordnung mit dir? Ich habe den Kerl erwischt!“, rief Serafina. „Pfui
Teufel“, schnaubte sie dann, „Hier stinkt es nach Rum, als hätte jemand darin
ein Bad genommen.“
    „Gott sei
Dank, Serafina, du bist es“, stieß Emilia erleichtert hervor.
    „Warte, ich
entzünde eine neue Lampe.“ Mit ersterer hatte sie eben den Eindringling
niedergeschlagen. „Dann wollen wir mal sehen, wen wir hier haben.“ Serafina
schwenkte den Lichtkreis der eisernen Laterne auf den Mann, der auf dem Boden
kniete und sich immer noch stöhnend den Kopf hielt. Er richtete sich nun etwas
auf und blinzelte gegen das Licht.
    Emilia stieß
einen heftigen Schrei aus, warf sich auf den Mann und begrub ihn förmlich unter
sich. Dieser kippte nach hinten und schloss dabei reflexartig beide Arme um
sie.
    Himmel,
Emilia! War sie verrückt geworden? Die beiden Kämpfenden rollten ineinander verkeilt umher und
stießen dabei undefinierbare Laute aus! Serafina selbst hatte es die Sprache
verschlagen. Der Mann begann nun mit fahrigen Händen die Bänder von Emilias
Nachthemd zu lösen. Heiser stieß er aus: „Ich will dich!“ Serafina traute ihren
Ohren nicht. Was taten die beiden da bloß? Es sah ganz so aus, als hätten sie
vor, hier auf dem Boden und vor ihren Augen…? Hatte Emilia denn nun völlig
den Verstand verloren? fragte sich Serafina entsetzt.
    Als Nächstes
sah sie, wie Emilia gierig Hals und Brust des Mannes küsste, nachdem sie ihm
sein Hemd beinahe gewaltsam vom Leib gerissen hatte. Kurz gab sie dabei sein
Gesicht preis und durch Serafina schoss der heiße Strahl des Erkennens.

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