Das Hexenmal: Roman (German Edition)
Kaufleuten zum Wasser, in dem Burghard wie ein kleines Kind planschte. Mit einem Hechtsprung an einer tieferen Stelle tauchten die Männer unter. Prustend kamen sie an die Oberfläche. Nur Servatius machte keine Anstalten, baden zu gehen. Ohne Scham zog sich Barnabas vor ihm aus und sprang in den Teich. Nachdem er mehrere Male hin und her geschwommen war, rief er den Jungen ins seichtere Wasser. Er hielt ihm ein Stück Seife hin und forderte ihn auf: »Wasch damit deinen Körper und die Haare. Du hast meine Sachen geschleppt, und als Entlohnung helfe ich dir, das Ungeziefer loszuwerden.«
Die beiden Kaufleute kamen näher und sahen interessiert zu.
»Hättet Ihr die Güte, uns ebenfalls etwas von Eurer Seife abzugeben?«, fragte der alte Kunkell.
»Dieser Junge hat dafür gearbeitet. Was bietet Ihr mir?«
Barnabas’ Augen schauten die Männer durchdringend an.
»Was verlangt Ihr?«
Während das Wasser um den jungen Mönch eine milchige Farbe annahm und man einen leichten, wohlriechenden Duft wahrnehmen konnte, meinte Barnabas: »Von jedem von Euch bekomme ich einen Heller!«
»Das ist Wucher!«
»Nennt es, wie Ihr wollt, aber das ist der Preis, um heute ruhig wie ein Kleinkind schlafen zu können.«
Der Alte rang noch mit sich, aber sein Sohn Sebastian nickte
und meinte: »Wir entbehren viel auf dieser Reise, deshalb bin ich bereit zu zahlen.« Dies überzeugte seinen Vater, und so stimmte auch er zu.
Mit einer Kopfbewegung wies Barnabas den jungen Franziskaner an, das Seifenstück weiterzureichen. Dabei registrierte er, dass Servatius ihnen interessiert zuschaute.
Nachdem sich alle gründlich gewaschen hatten, gab der Magier Burghard Anweisung, seine Kleidung ebenfalls einzuseifen. Fragend sahen die Kaufleute Barnabas an, der nur lächelte und zwei Finger in die Luft hielt. Die beiden Männer stöhnten ob des erneuten Preises, den ihnen der Magier genannt hatte, nahmen aber trotzdem ihr Gewand und schrubbten es im warmen Wasser.
Ruhe lag über dem Land. Nur das Summen der Insekten und das Zwitschern der Vögel war zu hören. Barnabas schlang ein Stück Tuch um seine Hüften und ging zu Servatius.
»Du weißt nicht, was du verpasst, mein Freund. Man fühlt sich nach dem Bad wie neugeboren.«
»Es ist unschicklich, seinen unverhüllten Körper zu waschen.«
»Unfug! Das sagte die Kirche in früherer Zeit. Doch längst sind neue Zeiten angebrochen. Aber ich denke, es hat einen anderen Grund …«
Erschrocken sah der Mönch auf.
»Du weißt nicht, wie du zahlen kannst. Doch, mein Freund, das Wasser ist umsonst.«
»Wie die meisten, kann auch ich nicht schwimmen«, war die leise Stimme des Mönchs zu hören.
»Ah, du hast Angst zu ersaufen. Da kann ich dich beruhigen. Dort, wo die drei sitzen, ist es seicht.«
Servatius war hin- und hergerissen. Barnabas erkannte das und meinte: »Falls du ebenfalls von der Seife willst, so kannst du deine Schuld auch später begleichen.«
Dabei sah der Wanderer den Mönch herausfordernd an. Servatius’ Blick bohrte sich in die Augen seines Gegenübers. Dann stand er langsam auf und ging zum Teich. Dort hörte Barnabas, wie er zu Sebastian sagte: »Gebt mir die Seife!« Dies entlockte Barnabas erneut ein lautes Lachen.
Die Sonne stand schon tief am Firmament. Die Männer dösten auf der Wiese und ließen ihre Körper von den letzten Sonnenstrahlen trocknen. Ihre Kleidung lag frisch gewaschen neben ihnen.
Burghard fühlte sich rundum wohl. Sein Körper war so weich und glatt wie der eines Kindes. Der Magier hatte ihm von der Salbe aus dem Tiegel gegeben, damit er die entzündeten Stellen einreiben konnte. Nichts juckte oder zwickte mehr. Seine Finger strichen über den Stoff des Habit, der nach unbekannten, angenehmen Düften roch. Barnabas hatte ihm zwar die lateinischen Namen der Pflanzen genannt, aber der junge Mönch konnte damit wenig anfangen.
»Mir knurrt der Magen!«, meinte der alte Kunkell und zog sein Beinkleid und das Hemd über. Sebastian folgte ihm, und auch Servatius stand auf, da er wusste, dass er helfen musste, wollte er an diesem Abend keinen Hunger leiden.
»Bruder Burghard, komm und hilf beim Holzsammeln, sonst musst du hungern.«
»Er ist mein Gast!«, erwiderte der Magier und blieb ruhig ausgestreckt auf der Wiese liegen. Servatius erwiderte nichts, sondern bedachte den Mann mit einem abfälligen Blick. Barnabas lächelte, da er ahnte, wie Servatius sich verhalten würde. Doch es kümmerte ihn nicht, denn er war sich sicher, dass
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