Das Hexenrätsel
befanden. Sie fiel auch leicht ab, so daß es nicht einfach war, über das Geröll zu laufen, denn wenn sie gegen die Steine stießen, lösten sich diese sehr leicht und rollten vor ihren Füßen hinab.
Die Höhle war auch nicht gesichert. Es gab keine Führungen, keine Pfade, so daß die beiden Mädchen schon sehr aufpassen mussten. Wie in der bekannten Dechenhöhle, so gab es auch hier Tropfsteingebilde. Allerdings nicht so groß und mächtig wie in der berühmten Höhle.
Überall tropfte kalkhaltiges Wasser von der Decke. An das Pirschen hatten sich beide Mädchen längst gewöhnt, und sie wandten sich jetzt nach links, wo sie in der Wand einige Nischen entdeckten Beide drehten ihre Arme, so daß die Strahlen der Taschenlampen hineinleuchten konnten.
»Das sieht so aus, als wären sie von Menschenhand hineingeschlagen worden«, flüstert Gaby.
»Glaube ich nicht.«
»Wieso?«
»Hier ist doch alles natürlich.«
Gaby hob die Schultern und ging einen Schritt vor. Ihr Standwinkel zur Höhle war jetzt besser, und sie leuchteten direkt hinein Birgit war zurückgeblieben Als sie den erstaunten Ruf ihrer Freundin vernahm, kam sie rasch näher. »Was ist denn?«
»Mensch, Birgit.« Gabys Stimme klang aufgeregt. Das Mädchen hatte sich gebückt und leuchtete in die Nische hinein. »Du, da steht etwas.«
»Und was?«
»Kann ich nicht genau erkennen. Sieht aber aus wie eine Kiste.«
»Willst du nachschauen?«
»Klar.«
Birgit war ängstlich. »Laß es lieber sein! Das kann gefährlich werden. Wirklich.«
»Unsinn. Denk mal daran, was wir vorhin gesagt haben. Vielleicht ist es tatsächlich eine Schatzkiste.«
»Quatsch, das war doch nur so dahingesagt.«
Gaby erhob sich. »Und jetzt haben wir beide eine Schatzkiste gefunden. Die schauen wir uns an. Komm mit, du mußt mir helfen. Gold und Edelsteine sind schwer. Die Kiste kann ich allein nicht bewegen.«
»Du spinnst.«
»Laß mich doch!« Gaby blieb an der Nische stehen und wartete auf ihre Freundin.
Gemeinsam schauten sie sich das Fundstück aus unmittelbarer Nähe und im Licht ihrer Lampen an.
Birgit schauderte zusammen. »Sieht aus wie ein Sarg«, murmelte sie.
»Nein, das ist eine Kiste mit Dach darauf. Erinnere dich mal an den Rundgang auf der Burg. Da haben wir so eine ähnliche Kiste auch gesehen.«
Jetzt wußte auch Birgit Lachmann Bescheid. »War das nicht eine Brauttruhe?«
»Genau. Für die Aussteuer der Mädchen aus reichen Elternhäusern. Sogar toll bemalt.«
»Mann, ist das ein Ding.«
»Kannst du wohl sagen.« Gaby drückte ihren rechten Zeigefinger gegen die Stirn. »Dabei frage ich mich nur, wie diese Brautkiste hier überhaupt hinkommt?«
»Keine Ahnung.«
Gaby Schreiber wollte es wissen. »Los, keine Müdigkeit vortäuschen. Wir werden uns die Kiste mal anschauen. Hilf mir bitte!«
Das ließ sich Birgit nicht zweimal sagen. Auch sie hatte jetzt die Neugierde gepackt. Zu Anfang war sie ja skeptisch gewesen, doch eine Brauttruhe war schon etwas Besonderes, außerdem kein Sarg, wie sie zuerst angenommen hatte.
Es war nicht so einfach für die beiden Mädchen, die Kiste aus der Nische zu holen, denn um sie herum lagen Steine, die ein Hindernis darstellten. Sie mußten erst einmal weggeräumt werden. Mit beiden Händen griffen die Mädchen zu und rollten die Steine hinter sich. Als sie das geschafft hatten, konnten sie endlich die Kiste fassen. Sie streckten ihre Arme aus, aber sie hatten nichts, woran sie sich an dem Gegenstand festhalten konnten, denn die Außenseiten der Brautkiste waren durch die Feuchtigkeit rutschig geworden.
»Anheben!« sagte Gaby. Sie war noch immer die forschere der beiden Mädchen.
Fast härten sie sich die Finger geklemmt, als sie die Kiste anhoben. Sie mußten zweimal anpacken, bis es ihnen gelang, den Gegenstand aus der Felsennische zu ziehen.
»Drücken, drücken!« Gaby keuchte. Nicht nur vor Anstrengung, auch vor Nervosität und Neugierde. Hastig räumte Birgit noch ihre abgelegte Taschenlampe zur Seite, dann setzte auch sie ihre gesamte Kraft ein. Unter der Truhe knirschte es, als sie über die Steine holperte. »Jetzt reicht es!« sagte Gaby atemlos.
»Und wie sollen wir die Kiste öffnen?«
Gaby reagierte überhaupt nicht auf die Frage ihrer Freundin. Gebückt umschlich sie die Truhe, schaute sich die Seiten an, auch den Deckel, und war verwundert über die Malerei, mit der die Brautkiste verziert worden war.
Sehr interessante Motive, Blumenmuster, frische Blüten mit langen, grünen
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