Das Hexenrätsel
Stielen, und Gaby Schreiber schüttelte den Kopf.
»Was hast du?« fragte Birgit. »Stimmt etwas nicht?«
»Ich bin überrascht, wie gut sich diese Kiste gehalten hat. Wirklich. Die müßte doch, wenn sie tatsächlich so alt ist, nach all den Jahren längst verfault sein.«
»Dann ist sie präpariert.«
»Das ist möglich.« Gaby nahm die Lampe. Sie leuchtete die Kiste ab, tastete über das Holz und nahm die Finger hastig wieder zurück »Du, Birgit, das ist eine dicke Lackfarbe. Der hat die Feuchtigkeit wohl nichts ausgemacht. Deshalb glänzt sie auch so komisch.«
Birgit ging darauf nicht ein.
Sie hatte ihre Furcht überwunden und wollte, daß die Kiste geöffnet wurde. »Komm, vielleicht können wir sehen, was sich darin befindet.«
Die Mädchen machten sich an die Arbeit. Sie stellten fest, daß Ober-und Unterteil durch zwei Riegel gesichert waren. Die mußten sie erst einmal losbekommen.
Die Riegel waren verrostet und klemmten fest. Aber die Mädchen wußten sich zu helfen. Schließlich lagen genügend Steine in der Nähe. Zwei, die ihnen stabil und hart genug erschienen, nahmen sie in die Hände und machten sich an die Arbeit.
Es war eine Schufterei. Die Echos der Schläge hallten von den kahlen Wänden zurück. Immer wieder hämmerten sie mit den Steinen gegen die Riegel. Die Werkzeuge brachen sogar, so daß sich die Mädchen neue Steine besorgen mußten.
Obwohl es kühl in der Höhle war, schwitzten die beiden Abenteurerinnen. Verbissen machten sie weiter. Ihr Forscherdrang war nicht mehr zu stoppen.
Und sie hatten Erfolg. Die Riegel ließen sich bewegen. Noch ein paar Schläge, dann hatten sie es geschafft.
Jetzt war die Kiste offen. Sie brauchten nur noch den Deckel in die Höhe zu hieven.
Beide Mädchen standen auf. Sie atmeten schwer, schauten sich an, und Gaby nickte. »Dann mal los!«
»Was kann darin sein?« fragte Birgit.
»Werden wir gleich sehen. Faß mal mit an, Mädchen. Vielleicht werden wir Millionärinnen.«
Beide bückten sich gemeisam. Sie legten ihre Hände auf den Deckel der Brautkiste, zogen - und waren überrascht, als er ihnen fast entgegenflog. Jetzt war die Kiste offen.
Beide Mädchen starrten hinein, während Gaby noch mit der Taschenlampe leuchtete.
Geschmeide und Gold hatten sie erwartet. Was sie wirklich fanden, war grauenhaft. Ihre Gesichter verzerrten sich. Birgit fuhr zurück, tauchte in das Dunkel der Höhle.
Gaby hörte ihr Schluchzen, während sie wie gebannt auf der Stelle stand. Sie konnte einfach nicht weg. Alles hatte sie erwartet, nur nicht das, was tatsächlich in der Kiste lag.
Es war ein bleicher Knochenschädel, der aus handhoch liegendem, grauen Staub hervorragte.
Ein Skelett also, ein Mensch, der im Laufe der langen Jahre vergangen war.
So schrecklich der Anblick des Schädels für das Mädchen auch war, etwas anderes, das ebenfalls innerhalb der zum Sarg umfunktionierten Brautkiste lag, faszinierte sie noch mehr. Ein Schwert!
***
Gaby Schreiber konnte es kaum glauben. Dort, wo der Skelettschädel des Toten lag, befand sich auch der Schwertgriff. Und er zeigte eine ganz besondere Form. Er schien aus zwei erstarrten Schlangen zu bestehen, die zu einer Grifforrh gewickelt waren. Als das Mädchen den Strahl der Lampe auf diesen Griff richtete, sah es sogar noch die schuppige Haut der Schlangen, die seltsam grau und metallisch glänzte. Auch die Klinge schien etwas Besonderes zu sein. Sie hatte nicht einen Flecken Rost angesetzt. Gaby konnte dies erkennen, als sie ein wenig Knochenmehl zur Seite pustete.
Was hatte sie hier entdeckt?
Sie schluckte, bewegte dabei die Lippen, brachte jedoch keinen Laut heraus, weil der Schock zu tief saß. Sie drehte sich um. Von ihrer Freundin Birgit sah sie nichts. Deshalb rief sie flüsternd in die Dunkelheit: »Birgit, hörst du mich?«
»Ja…«
Eine schwache Antwort klang Gaby entgegen. »Komm schon her, Birgit, das ist einmalig!«
»Ich habe Angst.«
»Hast du noch nie in der Schule einen Skelettkopf gesehen?«
»Schon. Aber das ist etwas anderes.«
»Knochen sind Knochen. Staub ist Staub«, erwiderte Gaby Schreiber knapp. Sie hörte endlich Schritte. Ihre Freundin traute sich näher. Dabei schälte sich ihre Gestalt aus der Dunkelheit. Sie geriet in den Lichtschein der Taschenlampe, wobei ihr Gesicht noch bleicher und käsiger wirkte, als es ohnehin schon war. Gaby hatte ihre Angst abgeschüttelt. »Los, komm her! Schau es dir an! Das ist faszinierend. Mensch, haben wir Glück«
»Glück nennst du
Weitere Kostenlose Bücher