Das Hexenrätsel
gehabt hätten.«
»Das ist klar.« Gaby schob sich an der Freundin vorbei. »Und zu keinem ein Wort, okay?«
»Natürlich.«
Die Mädchen wußten genau, daß es eigentlich verboten war, die Höhlen zu betreten. Wenn solche Besichtigungen durchgeführt wurden, dann nur mit einem Führer, der sich auskannte. Zudem standen die großen Höhlen für Besichtigungen zur Verfügung. Wie die Dechenhöhle, die berühmteste, mit ihren herrlichen Tropfsteinfiguren. Sie hatten den Hang eines Berges hochgehen müssen, um überhaupt das Ziel zu erreichen. Der Weg war ziemlich steil gewesen und hatte in Kehren in die Höhe geführt. Bäume und Büsche wuchsen sehr dicht, sie bildeten einen grünen Schutzwall. Wo er hin und wieder aufriß, bekamen die Mädchen einen Blick ins Tal und damit auf die Stadt Altena, durch die ein braun wirkender Fluß floß, die Lenne.
Auf der Burg hoch über der Stadt waren sie schon längst gewesen und hatten sie besichtigt. Beide waren vor allen Dingen von dem auch jetzt noch unheimlich wirkenden Gefängnis angetan gewesen, in das die Besucher ebenfalls gehen konnten.
Sie nahmen ihre Taschenlampen und knipsten sie an. Die hellen Lanzen stachen in die vor ihnen liegende Dunkelheit und wanderten über den nassen schwarz schimmernden Fels, in dessen Spalten und Ritzen sich Feuchtigkeit gesammelt hatte. Einen Weg oder Pfad gab es natürlich nicht. Auch war der Boden nicht glatt. Überall lagen Steine. Geröll, über das man leicht stolpern konnte. Die Mädchen schritten in die Stille.
Es war tatsächlich still, denn die Felsen schienen zu schlafen. Aber als sie sich vorsichtig in die Höhle hineinschoben, da hörten sie die pitschenden Geräusche.
Beide Mädchen blieben stehen Im Schein der Lampen sahen ihre Gesichter seltsam käsig aus.
»Das ist Wasser, das von der Decke tropft!« flüsterte Gaby Schreiber.
»Kein Grund zur Panik.«
»Ich habe auch keine Angst.«
»Kam mir aber so vor.«
Birgit stieß ihre Freundin an »Mach keinen Unsinn und geh weiter, Gaby.«
»Klar doch. Vielleicht finden wir noch einen Schatz.«
»Und welch einen?«
»Gold und Edelsteine. Soll ich dir mal ehrlich etwas sagen?« wisperte Gaby. »Ich komme mir vor wie die Hauptperson in einem Märchen.«
»Aber nicht Dornröschen. Da hättest du dich auf dem Schloß in ein Turmzimmer setzen sollen.«
»Ja, das stimmt.«
Die Mädchen trennten sich. Gaby wandte sich nach links, während Birgit Lachmann die rechte Seite nahm. Es dauerte nicht sehr lange, da waren die beiden Freundinnen von der Faszination der Höhle gefangen worden. Diese unterirdische Welt beeindruckte sie ungemein, und sie kamen sich wirklich wie Eroberer vor.
Daß so eine Höhle auch Gefahren barg, daran dachten sie nicht mehr. Sie gerieten immer tiefer in den Berg. Über ihnen wölbte sich die Decke. Manchmal war sie ziemlich niedrig nicht höher als eine Zimmerdecke, dann wurde sie hoch und erinnerte an die Kuppel einer Kirche. Wenn die Mädchen die Strahlen ihrer Lampen in die Höhle richteten, traf der Kegel auf nasses Gestein.
Nur ihre Schritte waren zu hören. Obwohl beide nicht sprachen, dachten sie das gleiche.
Sie kamen sich wie Störenfriede vor. Eindringlinge, die die schweigende Höhlenwelt vernichteten.
Ob überhaupt jemand vor ihnen diese Welt schon betreten hatte? Es war ein faszinierender Gedanke, unter Umständen zu wissen, daß sie die ersten waren.
Meter für Meter drangen sie in die für sie unbekannte Welt hinein. Manchmal wuchsen die Wände auf die beiden Mädchen zu. Sie verengten sich zu einem Gang, der sie sofort in die nächst größere Höhle hineinführte.
Am Beginn einer solchen Höhle blieben sie stehen. Gaby Schreiber zuckte plötzlich zusammen, als sie etwas Kaltes in ihrem Nacken spürte.
»Was ist geschehen?«
Gaby lachte jetzt. »Nur ein kalter Wassertropfen, der mich haargenau getroffen hat.«
»Sollen wir noch weitergehen?« fragte Birgit.
»Hast du Angst?«
»Na ja. Komisch ist mir schon, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Bisher ist nichts passiert, und es wird auch nichts passieren. Diese Höhle hat Tausende von Jahren oder noch mehr gehalten. Weshalb sollte sie jetzt einstürzen?«
»Das meine ich auch nicht. Vielleicht hat sich hier jemand versteckt?«
»Du liest zu viele Romane.«
Birgit schüttelte den Kopf. »Viel weiter gehe ich nicht. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Gut, dann nur noch die Höhle hier« Damit war Birgit einverstanden.
Es war die größte, in der sie sich jetzt
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