Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman
Truppen auf der Festung?«, fragte Le Jeune.
»Auch die werden beschäftigt sein, genau wie die Navy. Ich plane ein Ablenkungsmanöver, damit sie ausgeschaltet sind.«
»Und wie wollen Sie fortkommen?«, fragte Hawkwood.
»Vor der Küste wird ein Schiff liegen, das uns über den Kanal bringt.«
»Direkt unter der Nase dieser Bombardiere mit ihren Sechsunddreißigpfündern«, gab Hawkwood zu bedenken.
Morgan schüttelte den Kopf. »Die werden genug mit ihrer Rückseite zu tun haben, und selbst wenn sie das nicht täten, würden sie uns nicht sehen.«
»Warum nicht?«
»Weil wir den Überfall bei Nacht machen werden. In der Dunkelheit werden wir nicht zu sehen sein. Es wird auch leichter sein, ein großes Durcheinander zu veranstalten, und wir können die Flut nutzen.«
»Wie ist es mit dem Gewicht?«, fragte Lasseur.
»Mehr oder weniger vier Tonnen. Zwei stabile Wagen mit besonderer Verstärkung werden ausreichen.«
»Es wird aber immer noch ganz schön zu tragen geben.« Lasseur spitzte die Lippen, als er darüber nachdachte, was das bedeutete.
»Wir müssen nicht weit gehen. Von der Tür der Admiralität bis zum Strand sind es keine vierhundert Yards. Es ist ein gerader Weg ohne Hindernisse. Und selbst wenn wir nur die Hälfte von dem verdammten Zeug mitnehmen, werden wir einen schönen Gewinn machen.«
»Wie wollen Sie in den Tresor kommen?«, fragte Hawkwood.
»Das ist auch kein Problem.«
Doch mehr als das sagte Morgan zu diesem Thema nicht. Er wollte offenbar zu diesem Zeitpunkt nicht zu viel verraten.
Er hat den Haken meisterhaft geködert , dachte Hawkwood. Er sah auf die vor Eifer geröteten Gesichter der Männer. Morgan hatte ihnen geschmeichelt, und es hatte gewirkt.
Rousseau nahm seine Brille ab. Seine Augen blitzten spitzbübisch. »Und unsere Kommission, wie viel hatten Sie sich da vorgestellt?« Er hielt Morgans Blick stand. »Denn Sie werden dem Kaiser das Gold ja nicht schenken, nicht wahr? Auch wenn Sie nicht direkt dafür bezahlt haben, werden Sie es ihm aber verkaufen, genau wie die anderen Waren, die Sie liefern.«
Alles sah zum oberen Ende des Tisches.
Morgan lächelte. »Ich hatte schon darauf gewartet, wann diese Frage kommen würde.«
Die Männer am Tisch setzten sich gerade hin, als ihnen klar wurde, was Morgans Bemerkung bedeutete.
Rousseau hauchte seine Brillengläser an, putzte sie mit dem Ärmel und setzte die Brille wieder auf.
»Was ist denn so der übliche Verdienst bei einem Guineentransport?«, fragte Masson. Er wollte die Frage so nonchalant wie möglich klingen lassen, was ihm aber gründlich missglückte.
Morgan sah Pepper an, aber das Gesicht seines Leutnants blieb so nichtssagend wie immer. Morgan sah Masson an. »Zehn Prozent.«
»Wenn das so ist«, sagte Rousseau, »wollen wir nicht unverschämt sein. Warum sagen wir nicht fünfzehn Prozent vom Reinerlös?«
»Es ist alles Reinerlös«, sagte Masson, »überleg doch mal.«
»Das klingt gut«, sagte Le Jeune und sah Morgan spekulierend an.
Hawkwood versuchte, es im Kopf auszurechnen. Fünfzehn Prozent von zwölf Millionen Francs – oder eher vierzehn, wenn Morgan seinen gewöhnlich sehr günstigen Umtauschkurs durchsetzte – waren ein Vermögen, egal, ob in Francs oder Sterling.
Morgan starrte Pepper an. Wieder sagte Pepper nichts, aber diesmal tauschten die beiden einen Blick, den beide verstanden.
Morgan nickte langsam. »In Ordnung; also fünfzehn.«
Ein breites Grinsen erschien auf allen Gesichtern.
»Also, meine Herren, dann wären wir uns ja einig. Und nun, kann ich auf Sie zählen?«
Hawkwood sah in die Runde. Unter den Männern war nicht einer, der nicht aussah wie eine Katze, der man einen Teller Sahne vorgesetzt hatte, bis auf Pepper natürlich. Gab es nichts, was Bewegung in dieses graubärtige Gesicht bringen konnte?
Le Jeune war der Erste, der antwortete. Er nickte lachend. »Mein Gott, ich bin dabei!«
»Ich auch!«, sagte Bonnefoux eifrig. »Wenn ich mich damit an den Mistkerlen rächen kann!«
Morgans Blick wanderte durch den Raum. »Was ist mit den anderen von Ihnen?«
»Verdammt, Sie haben Recht, wir machen auch mit!« Masson schlug Souville auf die Schulter. »Das lassen wir uns nicht entgehen, was, Jungs?«
Hawkwood überlegte, warum Morgan sich die Mühe machte, überhaupt zu fragen, denn die Gier auf den Gesichtern der Männer hätte eigentlich genügen müssen, um zu wissen, dass er sie völlig in der Hand hatte. Jeglicher Ärger über die Verzögerung der Heimreise
Weitere Kostenlose Bücher