Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman
müsse er es tun.
»Warum wir? Was ist mit Ihrer eigenen Mannschaft? Sie sagten mir heute Morgen, wenn es etwas gäbe, woran es Ihnen nicht mangele, dann seien es Arbeitskräfte.«
Morgan nickte. »Das ist richtig, Captain, und es entspricht auch der Wahrheit. Aber es kann nie schaden, Extrakräfte zu rekrutieren, besonders Männer, die gezeigt haben, dass sie sich vor einer Herausforderung nicht fürchten und die gewillt sind, etwas zu riskieren, um ihr Ziel zu erreichen. Diesen Anforderungen entsprechen Sie alle. Sie haben auf den Gefängnisschiffen die Hölle erlebt, und trotzdem haben Sie sich durch Ihre Gefangennahme nicht unterkriegen lassen. Sie sind durch Scharfsinn entkommen und sind noch am Leben. Das zeigt mir, dass Sie über den nötigen Charakter verfügen. Sie sind alle erfahrene Seeleute und Soldaten. Das bedeutet, dass Sie Disziplin gewohnt sind und im Team arbeiten können. Doch noch wichtiger, Sie haben keinerlei Treuepflicht gegenüber König George, deshalb bezweifle ich, dass Sie unsere Absicht verraten werden. Um es kurz zu machen, meine Herren, mein Angebot ist wie folgt: Ich biete Ihnen die Gelegenheit, sich an dem Land zu rächen, das Sie schlimmer behandelt hat als Ratten im Käfig. Man sagt, Rache sei süß. Was sagen Sie? Wollen Sie davon kosten?«
Morgans Augen blitzten. »Denken Sie an den Ruhm. Statt mit eingekniffenem Schwanz als Kriegsgefangene nach Hause zu kommen, kommen Sie als freie Bürger, mit Reichtümern beladen. Bei Gott, meine Herren, man wird Sie wie Helden willkommen heißen! Wenn Ihr Kaiser hört, was Sie für ihn getan haben, haben Sie für immer ausgesorgt!«
»Und Sie machen das, weil man Ihre Boote beschlagnahmt hat?«, sagte Lasseur, wobei er Morgan fest ansah.
»Ich tue es aus zwei Gründen, Captain. Der erste ist, dass ich ihnen heimzahlen will, was sie mir und den Einwohnern von Deal weggenommen haben. Der zweite ist – nun, wie ich vermute, würde mir Ihr Kaiser für zwölf Millionen Francs so manchen Gefallen tun. Er wird seine Häfen offen halten und ich werde weiterhin meine Geschäfte machen, mit etwas Glück kann ich neue Galeeren bauen. Das Letzte, was ich brauchen kann, ist, dass der Nachschub zum Erliegen kommt. Ich will meiner Konkurrenz keine Tür öffnen.«
»Ich dachte, Sie hätten keine Konkurrenz«, sagte Hawkwood.
Morgan sah ihn scharf an. »Es gibt überall einen Platzhirsch. Im Moment bin ich das, und ich werde dafür sorgen, dass es so bleibt. Sehen Sie es als Speziallieferung an. Eine Geste meines guten Willens.«
»Sie erwähnten eine Begleitung«, sagte Hawkwood.
»Das ist nichts, womit wir nicht fertig werden«, sagte Morgan zuversichtlich.
»Vielleicht sollten Sie uns erlauben, darüber zu urteilen«, sagte Lasseur trocken.
Morgan sah Pepper an.
Der schien endlich aufzuwachen. »Eine kleine Einheit von Navysoldaten.«
»Ist das alles?«, sagte Lasseur. »Sie hatten mir einen Moment Angst gemacht, ich dachte, es würde schwierig sein.«
»Wie klein?«, fragte Hawkwood.
»Sollen nicht mehr als dreißig Mann sein. Aber die werden kein Problem sein.«
»Warum nicht?«
»Weil sie nicht dauernd auf das Gold aufpassen werden.«
»Wie meinen Sie das?«
Morgan antwortete. »Weil es in der Admiralität keine Möglichkeit gibt, Truppen unterzubringen. Sie ist zu klein, und außerdem ist es ein Wohnhaus. Wenn das Gold erst im Tresor ist, werden die Wachen auf der Festung stationiert sein.«
»Ich dachte, in Deal gibt es eine Kaserne«, sagte Lasseur.
»In der Stadt sind auch Truppen stationiert?«, fragte Le Jeune dazwischen.
»Die haben mehr symbolische Bedeutung. Gewöhnlich waren es zwei Kompanien aus Freiwilligen, aber die sind aufgelöst worden. Die Pläne für eine Miliz sind nie in die Wirklichkeit umgesetzt worden, weil die Stadtbewohner sich dagegen wehrten. Die Kaserne wird meist als Unterkunft für durchreisende Truppen benutzt. Und sie liegt sowieso fast näher bei Walmer als bei Deal. Auf der Festung ist eine Kompanie Bombardiere für die Kanonen. Davon abgesehen …«
»Kanonen?«, unterbrach Hawkwood. »Sagten Sie Kanonen?«
»Neun Sechsunddreißigpfünder, aber die sind alle aufs Meer gerichtet. Die erwarten keinen Überfall vom Land her.«
»Also keine weiteren Truppen?«
»Außer denen auf der Festung sind die nächsten dann zwei Meilen weiter im Norden. Auf der Straße nach Sandwich liegt noch ein Küstenbataillon, aber das ist keine Bedrohung. Die werden wir schon beschäftigen.«
»Und was ist mit den
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