Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman
war in dem Augenblick vergessen gewesen, als die Goldmünzen über den Tisch gerollt waren. Hawkwood sah Lasseur an. Der Privateer hob fragend eine Augenbraue.
»Captain Lasseur«, sagte Morgan liebenswürdig, »wir haben noch nichts von Ihnen gehört.«
Lasseur brach den Blickkontakt mit Hawkwood ab und wandte sich ihm zu. »Sie haben Ihre Pläne gut dargelegt, mein Freund. Ich bin fast überzeugt.« Der Privateer lächelte. Es war das erste Mal, seit sie die Witwe verlassen hatten, dass er einen Funken Humor zeigte. »Aber für eine Kommission von zwanzig Prozent wären auch meine letzten Zweifel ausgeräumt.«
Pepper drehte ruckartig den Kopf.
Morgan starrte Lasseur an. Sein Gesicht war undurchdringlich.
Die Welt drehte sich langsamer.
Dann nickte Morgan. »Einverstanden.« Er wandte sich an Hawkwood. »Sieht aus, als seien Sie der Einzige, der noch übrig ist, Captain Hooper. Sind Sie dabei oder nicht?«
Das ist doch vollkommen irrsinnig , dachte Hawkwood. Dies ging weiter als alles, was Ludd oder James Read sich je hätten vorstellen können. Er sah Lasseur an. Der Privateer kniff ein Auge zu.
Oh Gott , dachte Hawkwood.
In seinem Kopf drehte es sich, als er Morgan ansah und grinste.
»Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Ich bin auch dabei.«
17
Hawkwood und Lasseur standen im Kreuzgang.
Morgan und Pepper hatten das Refektorium verlassen, in dem es vor Aufregung summte. Alle Niedergeschlagenheit über die Verzögerung der Heimreise hatte sich verflüchtigt wie der Morgennebel. Jetzt wartete jeder nur noch auf die letzten Einzelheiten über Morgans Pläne, die dieser bald bekanntgeben wollte.
Hawkwood hatte versucht, sich den Anblick von £ 500.000 auf einmal vorzustellen, aber es war ihm nicht gelungen. Der Gedanke an vier Tonnen Gold auf einem Pferdewagen – von dem das meiste in Barren sein würde, wie Morgan angekündigt hatte – überstieg aber sein Vorstellungsvermögen. In seinem Kopf ging es drunter und drüber beim Gedanken an diese enorme Summe. Er musste in Ruhe nachdenken. Nachdem er eine angemessene Zeit lang zugehört hatte, wie die anderen ihre Zukunft planten – wobei es sich hauptsächlich um Landsitze, gute Weine und für die Unverheirateten, aber auch für zwei der Verheirateten, um einen ständigen Nachschub an zärtlichen Frauen handelte -, hatte er das Refektorium verlassen und war an die frische Luft gegangen.
Als er Schritte hinter sich hörte, fluchte er leise.
»Du musst zugeben«, flüsterte Lasseur, »es ist ein teuflisch verlockendes Angebot.«
»Es wird seinen Preis haben«, sagte Hawkwood.
»Zweifellos. Allerdings habe ich festgestellt, dass es dich auch nicht abgehalten hat, auf das Vorhaben unseres Gastgebers einzugehen«, stellte Lasseur spöttisch fest. Er klopfte sich auf die Taschen, als suchte er seine letzte Zigarre.
»Vier Tonnen Gold sind eine starke Motivation«, sagte Hawkwood.
»Denkst du, dass es möglich ist?«, fragte Lasseur. Seine Hände hatten aufgehört zu suchen.
»Alles ist möglich«, sagte Hawkwood, dann dachte er: Na ja , vielleicht doch nicht alles , denn jetzt war es seine erste Aufgabe, die Behörden zu informieren und bisher hatte er nicht einen vernünftigen Einfall, wie er das bewerkstelligen sollte. Und bis dahin, sagte er sich, war die Chance, Morgans verrückten Plan zu vereiteln, größer, wenn er im Lager blieb und nach draußen pinkelte, als von draußen ins Lager hineinzupinkeln.
»Unser Gastgeber scheint alle möglichen Hindernisse bedacht zu haben.«
»Das denkt er.«
»Findest du seine Strategie nicht richtig?«
»Bei ein paar Einzelheiten war er nicht sehr ausführlich. Ich weiß noch nicht genug darüber, um es beurteilen zu können.«
Lasseur sah skeptisch aus.
»Ich wäge es nur ab«, sagte Hawkwood. »Sobald du anfängst, einen Plan in die Tat umzusetzen, was ist dann gewöhnlich das Erste, was schiefgeht?«
Lasseur dachte nach. Dann musste er lachen. »Der Rest. Na und?«
Hawkwood nickte. »Und? Erinnerst du dich daran, was Tom Gadd uns gesagt hatte? Wenn wir je Morgans Hand schütteln sollten, dürften wir hinterher nicht vergessen, unsere Finger nachzuzählen.«
»In anderen Worten, wir müssen auf der Hut sein.«
»Und wie«, sagte Hawkwood.
»Die anderen scheinen sich aber diese Sorgen nicht zu machen«, gab Lasseur zu bedenken.
»Die haben auch Tom Gadds Einschätzung nicht gehört, und auch nichts von den Erfahrungen, die Jess Flynn mit Morgan gemacht hat. Die sehen nur das Gold am Ende
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