Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
Vom Netzwerk:
hatte. Holz knallte auf Holz wie ein Pistolenschuss.
    Hawkwood hatte den Angriff kommen sehen. Das kaum wahrnehmbare Weiten der Augen, die Anspannung in den Schultern und die fast unmerkliche Gewichtsver lagerung auf das rechte Bein hatten ihm die Absicht des Gegners verraten. Dennoch war die Geschwindigkeit des Mamelucken beeindruckend, ebenso wie seine Kraft. Die Härte des Aufpralls durchlief die Nerven in Hawkwoods Arm vom Handgelenk bis zur Schulter.
    Dann drehte sich der Mameluck und mit einem rückwärts gerichteten Hieb wollte er seine Klinge auf den Rücken von Hawkwoods Schwerthand niedersausen lassen. Hawkwood drehte das Handgelenk in Querstellung und spürte den Biss des Rasiermessers, der seine Handknöchel traf.
    Schnell trat Hawkwood zurück und fasste den Stock neu, wobei er den Daumen wie bei einem Rapiergriff ausstreckte und Gewicht und Biegsamkeit prüfte. Es war nicht sehr anders als bei einem Florett, mit dem man sich duellierte; etwas dicker vielleicht, aber die Länge war gleich. Der Hauptunterschied war die scharfe Klinge statt der Spitze. Diese Waffe sollte durchtrennen und spalten, nicht stechen. Es gab auch keinen Schutz für die Hand. Das war wohl die Erklärung für die Narben auf der Hand und dem Unterarm des Mamelucken, genau wie der Schnitt auf Hawkwoods Hand, der jetzt anfing zu bluten.
    Wieder kam der Mameluck näher, seine schmale Klinge kam von oben und sauste diagonal durch die Luft. Hawkwood brachte seinen Stock in Stellung, um den Hieb abzufangen, diesmal war er auf den Aufprall vorbereitet und steckte ihn weg, dann verlagerte er sein Gewicht und zielte mit einer Rückhand auf die Kehle des Mamelucken. Der drehte sich zur Seite, und Hawkwood spürte den leichten Widerstand, als seine Klinge den Brustkorb des Gegners traf. Man hörte fast, wie die Zuschauer die Luft anhielten.
    »Bravo, Captain!«, ertönte Matisses Stimme mit leichtem Spott.
    Aber die Bewegung bedeutete, dass Hawkwood jetzt ungeschützt stand. Der Mameluck grunzte, überlegte und attackierte mit einem peitschenartigen Schlag seiner Klinge Hawkwoods linke Seite. Dieser wich zurück, aber es war zu spät. Er spürte keinen Schmerz, jedenfalls nicht gleich. Erst als er sich aufrichtete, spürte er, wie die Haut an der verletzten Stelle spannte. Er hatte keine Zeit, um nach Blut zu sehen, denn schon war der Mameluck wieder da.
    Die Bewegungen des Türken wirkten gemächlich, fast lässig. Das dunkle Gesicht verriet keinerlei Gemütsregung, nicht mal ein kleines, befriedigtes Grinsen darüber, dass der andere verletzt war. Auch schien sein Atem nicht beschleunigt, obwohl Stirn, Schultern und Brust vor Schweiß glänzten.
    Ein weiterer Hieb, diesmal gegen Hawkwoods freie linke Schulter. Hawkwood drehte sich blitzschnell um, zielte auf die Sehne an der Innenseite des rechten Handgelenks des Mamelucken und schlug zu.
    Er merkte, wie sein Absatz im Kies versank und wusste, er hatte sein Ziel meilenweit verfehlt. Zum ersten Mal sah er etwas wie Freude in den Augen seines Gegners. Er versuchte wieder festen Halt unter die Füße zu bekommen und warf sich zur Seite. Die Klinge des Türken kam im hohen Bogen auf ihn zu.
    Hätte er bereits wieder fest gestanden und sich angespannt, dann hätte das Rasiermesser des Türken ihn mit voller Wucht getroffen. Aber Hawkwood taumelte noch immer zurück. Die Klinge zog über sein Brustbein und traf Hemd und Haut gleichermaßen. Diesmal spürte er es: ein scharfer, brennender Schmerz lief über seine Brust.
    Er hörte jemanden fluchen und dachte, es müsse Lasseur sein. Er stand auf, schwang seinen Stock herum, es war mehr ein wilder Hieb als ein koordinierter Gegenschlag, aber als er merkte, wie das Metall eindrang, wusste er, dass er getroffen hatte.
    Hawkwoods Klinge hatte den Mamelucken auf der Rückseite des rechten Unterarmes getroffen und zwei Zoll unterhalb des Ellbogens den Muskel bis auf den Knochen durchtrennt. Der Türke brüllte vor Schmerz auf und drehte sich um. Hawkwood versuchte, zu entkommen, er sah die Gefahr näher kommen und parierte den Gegenschlag mit mehr Glück als Geschick, wobei er auf die Halsschlagader des Türken zielte.
    Das hätte die Entscheidung sein können. Wie der Mameluck dem Hieb auswich, würde Hawkwood wohl nie verstehen. Doch aus welchem Grund auch immer, die Klinge verfehlte ihn um Haaresbreite. Im Bruchteil einer Sekunde versuchte Hawkwood noch nachzubessern, aber die Entscheidung war bereits gefallen. Mit der Kraft seines ganzen

Weitere Kostenlose Bücher