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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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werden. Aus dem Augenwinkel bekam er mit, daß der Broker sich vorsichtig einen Karton vom Stuhl hob und nach einem herumliegenden Forbes griff, in das er sich sogleich vertiefte. Er wirkte nervös, aber gefaßt.
    Wollen wir doch mal sehen, ob wir das nicht ändern können!
    »Soll ich Ihnen was erzählen, Pode?« begann Decker. »Ich habe Sie überprüft.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Ich habe Sie genauso überprüft wie Ihren Vater.« Decker klappte eine Akte auf. »Genauso, wie ich auch Ihre Mutter überprüft habe und Ihren Bruder …«
    Pode zeigte keine Reaktion.
    »Eines hätte ich gern gewußt, Dustin. Hat Earl eigentlich irgendwann aufgehört, ins Bett zu pinkeln?«
    Pode packte die Zeitschrift fester.
    »Er hat nicht damit aufgehört?« hakte Decker nach.
    Ein leises Lachen kam hinter der Zeitschrift hervor.
    »Also nicht, was?«
    Schweigen.
    »He, das braucht Ihnen doch nicht peinlich zu sein. Viele Jungen sind Bettnässer. Es interessiert mich bloß, ob das bei Earl jemals aufgehört hat.«
    »Warum fragen Sie ihn nicht selber?«
    »Dazu müßte ich ihn erst finden«, sagte Decker. »Haben Sie in letzter Zeit etwas von ihm gehört?«
    Schweigen.
    Decker hatte in der Gerichtsmedizin darum gebeten, Pode vorerst nicht vom Tod seines Bruders in Kenntnis zu setzen. Nun hatte Pode zwar gerade gereizt reagiert, aber nicht ängstlich oder beunruhigt. Entweder wußte Dustin nicht, daß Earl tot war, oder es war ihm egal.
    »Wo steckt Cameron?« fragte Decker.
    »Ich muß Ihre Fragen nicht beantworten«, sagte Pode. »Machen Sie Ihre Hausdurchsuchung, und dann raus hier.«
    »Sie haben recht«, sagte Decker. »Sie brauchen mir nicht zu antworten, aber ich darf Sie trotzdem fragen. Zum Beispiel, wieso hat Ihre Mama bei dem Brand, bei dem sie ums Leben gekommen ist, die Schlafzimmertür nicht aufgekriegt?«
    Pode knallte die Zeitschrift auf den Tisch. Er war blaß geworden.
    »Das muß ich mir nicht anhören!«
    Decker nahm keine Notiz von ihm. »Manche Leute kriegen die Tür nicht auf, weil sie den glühend heißen Türknopf nicht mehr drehen können«, fuhr er fort. »Aber das ist normalerweise nur dann der Fall, wenn das Feuer draußen ausgebrochen ist, nicht im Zimmer selbst. Und wenn Ihre Mama den rotglühenden Türknopf angefaßt hätte, wäre sie mit der Haut am Metall kleben geblieben. Aber dafür gab es keinerlei Hinweise. Und nun frage ich mich, wieso war sie so schwach, daß sie die Tür nicht mehr aufbekam und sich in Sicherheit bringen konnte?«
    »Ich mache jetzt einen kleinen Spaziergang«, sagte Pode.
    »Das glaube ich kaum.«
    »Wie wollen Sie mich daran hindern?«
    »Ich könnte Sie zum Beispiel verhören. Als wichtiger Zeuge in drei Mordfällen.«
    »Ein offizielles Verhör?«
    »Wenn Sie so wollen.«
    Pode sagte nichts. Er drehte sich um und ordnete ein paar Papiere.
    »Nichts anrühren«, befahl Decker.
    Pode biß die Zähne zusammen und vertiefte sich wieder in sein Forbes. Decker blätterte eine Akte durch, legte sie zur Seite und riß den nächsten Karton auf.
    »Nun weiß ich ja längst, daß Ihre Mutter an dem Tag betrunken war. Tatsache ist, sie war Alkoholikerin. Aber Säufer haben einen ganz ausgeprägten Überlebensinstinkt.« Er kippte den Inhalt der Kiste auf den Fußboden und fing an, die verstreuten Papiere zu sichten. »Und wissen Sie, deshalb glaube ich, daß Ihre Mama doch noch versucht hat, aus dem Zimmer zu kommen, aber jemand von außen die Tür zugehalten hat.«
    Langsam legte Pode die Zeitschrift auf den Boden und ging zum Wasserspender. Ihm standen Schweißperlen auf der Stirn.
    »Wo Sie sowieso schon stehen, können Sie mir auch einen Schluck mitbringen«, sagte Decker.
    »Holen Sie sich doch selber was!«
    »Na, na. Nicht sauer sein.«
    »Verpiß dich, Bulle!«
    Decker stand auf, stieß mit dem Fuß einen Karton zur Seite und ging ebenfalls zum Wasserspender hinüber. Dustin rückte ein Stück von ihm weg, aber Decker ließ sich nicht abschütteln.
    »Kennen Sie den Film mit Farrah Fawcett, der vor ein paar Jahren im Fernsehen lief? Ich glaube, er hieß Das brennende Bett.«
    Dustin setzte sich schweigend wieder auf seinen Stuhl. Decker stellte sich hinter ihn und sah ihm über die Schulter.
    »Ich weiß noch, wie damals der authentische Fall, auf dem der Streifen beruhte, in die Zeitungen kam«, sagte er. »Francine Hughes hatte ihren Mann im Bett verbrannt, nachdem sie jahrelang von ihm mißhandelt worden war.«
    »Wollen Sie auf etwas Bestimmtes hinaus?« krächzte

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