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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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von Sema Gokalp.
    »Wer hat Ihnen das schon gezeigt? Ein Polizist?«
    Er nickte. Seine Finger kraulten weiterhin den Nacken des Katers. Paul dachte an Schiffer: »Schon etwas älter, kräftig, silbriges Haar?«
    »Nein. Ein junger Mann. Schlecht gekämmt, wie ein Student. Er hatte einen leichten Akzent.«
    Paul nahm inzwischen die Schläge wie ein Boxer, der in den Seilen hängt. Er musste sich an der Marmorplatte des Kamins festhalten.
    »War es ein türkischer Akzent?«
    »Woher soll ich das denn wissen? Vielleicht orientalisch.«
    »Wann ist er gekommen?«
    »Gestern Vormittag.«
    »Was hat er für einen Namen genannt?«
    »Keinen Namen.«
    »Hat er eine Telefonnummer hinterlassen?«
    »Nein. Es war seltsam. Im Film sagt man doch immer seine Adresse und Telefonnummer.«
    »Ich komme wieder.«
    Paul rannte zum Wagen und holte ein Foto von Türkes' Beerdigung, das auch Akarsa zeigte. Als er wieder zurück war, hielt er dem Arzt das Bild hin: »Ist der fragliche Mann auf diesem Foto zu sehen?«
    Der Mann zeigte auf den Mann in der Lederjacke: »Der ist es. Ohne jeden Zweifel.«
    Er sah nach oben: »Das ist doch kein Kollege von Ihnen?«
    Paul hatte in seinem Inneren einen Rest Kaltblütigkeit bewahrt und zeigte dem Mann noch einmal das Phantombild der Rothaarigen.
    »Sie sagten, er habe Ihnen dieses Gesicht gezeigt. War es genau dasselbe? Eine Zeichnung wie diese hier?«
    »Nein. Ein Schwarz-Weiß-Foto, ein Gruppenbild. Auf einem Universitätscampus oder so aufgenommen. Schlechte Bildqualität, doch die Frau war dieselbe wie Ihre. Kein Zweifel.«
    Einen Moment sah er Sema Gokalp vor sich, jung und kräftig, zusammen mit anderen türkischen Studenten.
    Das einzige Foto, das die Grauen Wölfe besaßen.
    Ein unscharfes Bild, das drei unschuldige Frauen das Leben gekostet hatte.
     
    Beim Losfahren hinterließ Paul einen schwarzen Gummistreifen auf dem Asphalt. Wieder befestigte er das Blaulicht auf dem Dach - Lichtkegel und Sirenenklang klärten diesen Tag der Erhellungen zusätzlich auf - und drückte auf die Tube.
    Haufenweise Schlussfolgerungen, und sein Herz schlug im Takt, denn er wusste, dass die Grauen Wölfe dieselbe Spur verfolgten wie er. Nach drei Leichen hatten sie ihren Irrtum erkannt. Jetzt suchten sie nach dem plastischen Chirurgen, der das eigentliche Opfer verändert hatte.
    Ein neuer postumer Sieg für Schiffer. Wir finden uns auf denselben Gleisen wieder, das kannst du mir glauben.
    Paul sah auf die Uhr: halb drei. Nur noch zwei Namen auf seiner Liste. Er musste den Arzt vor den Mördern erreichen. Er musste die Frau vor ihnen finden.
    Paul Nerteaux gegen Azer Akarsa. Der Sohn von niemandem gegen den Sohn von Asena, der Weißen Wölfin.

Kapitel 66
     
    Frédéric Gruss wohnte auf dem Hügel von Saint-Cloud. Während Paul die Schnellstraße entlang der Seine und weiter bis zum Bois de Boulogne fuhr, nahm er noch einmal Kontakt zu Naubrel auf: »Immer noch nichts mit den Türken?«
    »Ich rackere mich ab. Ich... «
    »Lass es sein.«
    »Wie bitte?«
    »Hast du die Kopien von den Bildern der Türkes-Beerdigung?«
    »Ja, im Computer.«
    »Da ist ein Bild, auf dem der Sarg ganz vorne steht.«
    »Warten Sie, ich notiere mir das.«
    »Der dritte Mann von links auf diesem Foto in der Lederjacke. Ich will, dass du sein Porträt vergrößerst und eine Fahndungsmeldung auf den Namen... «
    »Azer Akarsa?«
    »Ganz genau.«
    »Ist er der Mörder?«
    Pauls Halsmuskeln waren so angespannt, dass er nur mit Mühe sprechen konnte: »Gib die Fahndungsmeldung raus.«
    »Alles klar. Sonst noch was?«
    »Nein. Du gehst zu Bomarzo, dem Richter, der für Mordsachen zuständig ist. Du bittest um einen Durchsuchungsbefehl für Matak.«
    »Ich, aber ist es nicht besser, wenn Sie ...«
    »Geh in meinem Auftrag hin. Erklär ihm, dass ich Beweise habe.«
    »Beweise?«
    »Es gibt einen Augenzeugen. Und ruf Matkowska an, er soll dir die Bilder von Nemrud Dag geben.«
    »Von was?«
    Wieder hatte er etwas zu buchstabieren. Dann erklärte er ihm, worum es ging.
    »Sieh auch mit ihm zusammen nach, ob der Name Akarsa in der Liste der Visa aufgetaucht ist. Dann stellst du alles zusammen und rast zum Richter.«
    »Und wenn er mich fragt, wo Sie sind?«
    Paul zögerte: »Gib ihm diese Nummer.«
    Er diktierte die Nummer von Olivier Amien. Sollen die beiden miteinander klarkommen, dachte er, als er auflegte und die Pont de Saint-Cloud vor sich sah.
     
    Halb vier, der Boulevard de la République strahlte buchstäblich in der Sonne und

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