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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Sinn, beinahe paranormal. Hier gab es etwas aufzulesen.
    Die Praxis lag im Halbdunkel. Der Chirurg, ein kleiner Mann mit grauem krausem Haar, stand hinter seinem Schreibtisch. Mit tonloser Stimme fragte er: »Polizei? Was ist denn los?«
    Paul erklärte ihm die Situation und zog die Bilder hervor. Der Arzt schien sich noch mehr in sich zurückzuziehen. Er knipste die Schreibtischlampe an und beugte sich über die Dokumente.
    Ohne zu zögern, wies er mit dem Zeigefinger auf das Foto von Anna Heymes. »Ich habe sie nicht operiert, aber ich kenne diese Frau.«
    Paul ballte die Fäuste. Mein Gott, seine Stunde war gekommen.
    »Sie hat mich vor ein paar Tagen aufgesucht«, fuhr der Arzt fort.
    »Etwas genauer bitte.«
    »Letzten Montag. Wenn Sie wollen, sehe ich im Kalender nach.«
    »Was wollte sie?«
    »Sie kam mir sehr merkwürdig vor.«
    »Warum?«
    Der Chirurg schüttelte den Kopf. »Sie hat mich gefragt, was für Narben man nach bestimmten Operationen bekommt.«
    »Was ist daran komisch?«
    »Nichts. Nur... Entweder sie machte mir etwas vor, oder sie hatte ihr Gedächtnis verloren.«
    »Wieso?«
    Der Doktor klopfte mit dem Finger auf das Porträt von Anna Heymes: »Weil diese Frau bereits operiert worden war. Am Ende des Gesprächs habe ich ihre Narben bemerkt. Ich weiß nicht, was sie im Schilde führte, als sie zu mir kam. Vielleicht wollte sie gegen den Arzt, der sie operiert hatte, vorgehen.« Er sah noch einmal auf das Bild. »Dabei ist das eine ausgezeichnete Arbeit... «
    Ein weiterer Punkt für Schiffer. Meiner Meinung nach stellt sie Nachforschungen über sich selbst an. Und genau das geschah. Anna Heymes jagte Sema Gokalp. Sie spürte ihrer eigenen Geschichte nach.
    Paul war in Schweiß gebadet, er hatte das Gefühl, einem Feuerstrahl zu folgen. Die Beute war da, vor ihm, mit Händen zu greifen.
    »War das alles, was sie sagte? Hat sie weder Name noch Adresse hinterlassen?«
    »Nein. Sie hat nur gesagt: Das seh ich mir am Objekt an - oder etwas Ähnliches. Es war unverständlich. Wer genau ist sie?«
    Paul stand auf, ohne zu antworten. Er nahm einen Post-it-Block vom Schreibtisch und schrieb seine Mobilnummer darauf: »Wenn sie anrufen sollte, versuchen Sie rauszukriegen, wo sie ist. Sprechen Sie mit ihr über ihre Operation. Über Nebenwirkungen oder sonst was. Halten Sie sie auf jeden Fall fest und rufen Sie mich an. Verstanden?«
    »Geht es Ihnen nicht gut?«
    Paul blieb stehen, seine Hand ruhte auf der Türklinke. »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber Sie sind ganz rot im Gesicht.«

Kapitel 65
     
    Pierre Laroque, Rue Maspero Nummer 24, 16. Arrondissement.
    Nichts.
    Jean-François Skenderi, Massener-Klinik, Avenue Paul-Doumer 58, 16. Arrondissement.
    Nichts.
     
    Um vierzehn Uhr überquerte Paul wieder die Seine in Richtung linkes Ufer. Er verzichtete auf Blaulicht und Sirene - ihm tat der Kopf zu sehr weh - und suchte ein paar friedliche Stellen in den Gesichtern der Fußgänger, in den Farben der Auslagen, im hellen Sonnenschein. Beim Anblick all dieser Bürger sehnte auch er sich nach einem ganz normalen Tag in einem ganz normalen Leben.
    Mehrmals rief er seine Mitarbeiter an, um den Stand der Nachforschungen zu erfragen. Naubrel schlug sich immer noch mit der Handelskammer in Ankara herum, Matkowska schöpfte die Museen ab, die archäologischen Institute, die Touristenbüros und sogar die UNESCO auf der Suche nach Organisationen, die die archäologischen Arbeiten auf dem Nemrud Dag finanziert haben konnten. Zugleich hielt er ein Auge auf die Liste der Visa, die die Suchmaschinen weiter analysierten, doch der Name von Akarsa wollte einfach nicht auftauchen.
    Paul erstickte fast in seinem Körper, Platten aus Feuer versengten ihm das Gesicht, und eine Migräne quälte ihn im Nacken mit peitschenden Schlägen; er hätte sie zählen können, so schmerzhaft gingen sie auf ihm nieder. Er hätte bei einer Apotheke halten sollen, doch er sagte sich unaufhörlich, das könne er ja bei der nächsten Kreuzung tun.
    Bruno Simonnet, Avenue de Ségur 139, 7. Arrondissement.
    Nichts.
    Der Chirurg war ein kräftiger Mann, der einen großen Kater in den Armen hielt. Wenn man sie so zusammen sah in vollkommener Osmose, war schwer zu sagen, wer wen streichelte. Paul steckte seine Fotos wieder ein, als der Mann zu ihm sagte: »Sie sind übrigens nicht der Erste, der mir dieses Gesicht zeigt.«
    »Welches Gesicht?«, fragte Paul und zitterte.
    »Dieses da.«
    Simonnet zeigte auf das Phantombild

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