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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Leid.«
    Paul rannte die Treppe zwischen rotem Teppich und weißen Zierleisten hinunter, strich einen Namen auf seiner Liste und machte sich auf den Weg.
    Es war elf Uhr vierzig. Doktor Thierry Dewaele, Rue de Phalsbourg 22, 17. Arrondissement.
    Dieselbe Art Gebäude, dieselben Fragen, dieselbe Antwort.
    Um viertel nach zwölf drehte Paul gerade wieder den Zündschlüssel, als das Mobiltelefon in seiner Tasche summte. Eine Nachricht von Matkowska: Er hatte angerufen, während Paul gerade mit dem Doktor sprach. Hinter den dicken Mauern der feinen Leute war der Kontakt unterbrochen gewesen. Er rief sofort zurück.
    »Ich habe Neuigkeiten über die antiken Skulpturen«, sagte Matkowska. »Eine archäologische Ausgrabungsstätte mit riesigen Köpfen. Und ich habe Fotos. Diese Statuen sind von Rissen überzogen... Dieselbe Art Risse wie bei den Verstümmelten ... «
    Paul schloss die Augen. Er wusste nicht, ob er sich mehr darüber freute, dem mörderischen Wahn näher zu kommen oder von Anfang an Recht gehabt zu haben.
    Matkowska fuhr mit zitternder Stimme fort: »Es sind Köpfe von halb griechischen, halb persischen Göttern, die vom Anfang der christlichen Zeitrechnung stammen. Das Heiligtum eines Königs auf dem Gipfel eines Berges in der Osttürkei...«
    »Wo genau?«
    »Im Südosten.«
    »Nenn mir die Namen der wichtigsten Städte.«
    »Warten Sie.«
    Er hörte das Geräusch von raschelndem Papier, ersticktes Fluchen. Er sah auf seine Hände. Sie zitterten nicht. Er war bereit, festgefroren in einer Hülle aus Eis.
    »Hier. Ich hab die Karte. Der Ort heißt Nemrud Dag und liegt bei Adiyaman und Gaziantep.«
    Gaziantep, ein weiterer Hinweis auf Azer Akarsa. Er besitzt riesige Obstplantagen in seiner Heimat, nahe bei Gaziantep, hatte Ali Ajik gesagt. Lagen diese Obstplantagen am Fuß des Berges mit den Skulpturen? War Azer Akarsa im Schatten dieser wuchtigen Köpfe aufgewachsen?
    Paul kam auf den entscheidenden Punkt zu sprechen. Er wollte es gerne bestätigt haben: »Erinnern dich die Köpfe wirklich an die Gesichter der Opfer?«
    »Es ist ganz unglaublich. Dieselben Risse, dieselben Verstümmelungen. Da ist eine Statue, aus Kommagene, eine Fruchtbarkeitsgöttin, die genauso aussieht wie das Gesicht des dritten Opfers. Keine Nase, das Kinn weggehobelt... Ich habe die beiden Bilder übereinander gelegt. Die Risse stimmen auf den Millimeter überein. Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber da wird einem Angst und Bange und... «
    Paul wusste aus Erfahrung, dass entscheidende Hinweise nach dem Weg durch einen langen Tunnel kurz aufeinander folgen konnten. Wieder hörte er die Stimme von Ajik: »Er glaubt an eine radikale Rückkehr zu den Wurzeln und ist von der glorreichen Vergangenheit der Türkei besessen. Er besitzt sogar eine Stiftung, mit der er archäologische Projekte unterstützt.«
    Ob der Jungunternehmer an diesem Ort Restaurierungsarbeiten finanzierte? Interessierten ihn diese altüberkommenen Gesichter aus persönlichen Gründen?
    Paul hielt an, holte tief Luft und stellte sich die entscheidende Frage: War Azer Akarsa der eigentliche Mörder, der Chef des Kommandos? Konnte sich seine Begeisterung für antike Steine in Folterungen und Verstümmelungen ausdrücken? Es war noch zu früh, so weit zu gehen. Er wandte sich von der Theorie ab und befahl: »Du konzentrierst dich auf diese Monumente. Versuch herauszufinden, ob es dort in letzter Zeit Restaurierungsarbeiten gegeben hat. Und wenn ja, wer sie finanziert.«
    »Haben Sie eine Vermutung?«
    »Vielleicht eine Stiftung, ja, aber ich weiß ihren Namen nicht. Wenn du darauf stößt, versuch, das Organigramm und die Liste der wichtigsten Geldgeber und der Verantwortlichen zu finden. Such besonders nach dem Namen Azer Akarsa.«
    Noch einmal buchstabierte er den Namen. Ihm war, als sprängen Funken zwischen den Buchstaben hervor, wie die Funken des Feuersteins.
    »Ist das alles?«, fragte Matkowska.
    »Nein«, sagte Paul mit schwacher Stimme. »Kontrollier auch die Visa, die Leute aus der Türkei seit letztem November bekommen haben. Und sieh mal nach, ob Akarsa dabei ist.«
    »Aber das dauert ja Stunden! «
    »Nein, es ist alles im Computer. Und in der Konsularabteilung beschäftigt sich schon einer mit den Visa. Nimm Kontakt zu ihm auf und sag ihm den Namen. Leg los!«
    »Aber... «
    »Fang an!«

Kapitel 64
     
    Didier Laferrière, Rue Boissy-d'Anglas 12, 8. Arrondissement.
    Als er über die Schwelle zur Wohnung trat, hatte Paul eine Vorahnung. Einen siebten

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