Das Inferno Roman
eigentlich mit Wellen los?, fragte sie sich.
Über das Steuer gebeugt starrte er durch das Loch in der Windschutzscheibe. Barbara konnte nur sein rechtes Auge sehen, aber das war weit aufgerissen. Wellens rotes Gesicht glänzte verschwitzt. Er rang nach Luft und bleckte die Zähne.
Sein Anblick machte ihr Angst.
Also blickte sie wieder nach vorn.
Durch die Scheibe konnte sie eine breite Straße erkennen, die hier und da von verlassenen Autos blockiert und nicht von Wohnhäusern gesäumt war, sondern von Parkuhren, Geschäften, Banken, allen möglichen Betrieben - die meisten lagen in Schutt und Asche. Menschen stolperten wie benommen durch die Gegend.
Mit Sicherheit sind wir nicht mehr auf der Bedford, dachte Barbara. Nein, natürlich nicht, wir sind ja rechts abgebogen …
Sie entdeckte die Shell-Tankstelle.
Unsere Shell-Tankstelle?, fragte sie sich. Wo Heinz arbeitete, der den Granada immer »euren Schrotthaufen« nannte?
Das muss sie sein.
Also sind wir auf dem Pico Boulevard, dachte Barbara. Und da vorne, das ist La Cienega.
Vertraute Gegend. Zumindest wäre sie vertraut, wenn nicht ein Großteil aussehen würde, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte.
Barbara entdeckte das Postamt links hinter der Kreuzung.
Das ist der falsche Weg!
»Mr. Wellen?«
Er antwortete nicht. Genauso wenig ging er vom Gas, als sie La Cienega erreichten.
Autohupen plärrten.
Ein Porsche kam von der Seite genau auf Barbara zu.
»Vorsicht!«, schrie Barbara auf.
»Oh Gott!«, platzte es aus Pete heraus.
Der Porsche schoss hinter ihnen vorbei.
Jemand hält sich hier nicht an …
Die Ampeln an der Kreuzung waren dunkel, tot.
Keine Ampeln, und er fährt …
»Wellen!«, schrie Earl.
Kurz darauf hatten sie La Cienega ohne Schaden passiert.
»Sofort den Wagen anhalten!«, forderte Pete.
Wellen erhöhte die Geschwindigkeit und wechselte die Fahrspur.
Auf dem Pico Boulevard nach Osten.
Nach Osten.
Barbara riss den Kopf herum und sah die anderen an. »Er fährt falsch!«
Earl griff über den Sitz und schlug Wellen auf die Schulter. »Hey! Drehen Sie um!«
»Fass mich nicht noch einmal an, du Penner!«, erwiderte Wellen.
»Mr. Wellen«, sagte Barbara. »Bitte! Wir müssen umdrehen und zurück zur Schule fahren. Wir müssen nach Hause. Bitte!«
»Ich bringe euch schon noch zurück zur Schule«, antwortete er, immer noch nach vorn gebeugt und durch das Loch in der Scheibe starrend. »Hört endlich auf herumzuheulen. Ich muss nach meinem Kind sehen!«
»Ihrem Kind?«
»Ja, meinem Kind. Meiner Tochter.« Er warf Barbara einen kurzen hasserfüllten Blick zu. Dann drehte er sich wieder zum Loch in der Scheibe. »Keiner hält mich auf. Denkt nicht mal dran.«
»Na toll«, murmelte Earl. »Ganz großartig. Und wo bringen Sie uns hin, Sie Irrer?«
»Halt deinen Mund!«, antwortete Wellen.
»Wo ist Ihre Tochter?«, fragte Barbara betont freundlich und mitfühlend.
»Saint Joan’s.«
»Wo?«
»Saint Joan’s.«
»Was ist das, eine Kirche?«, fragte Pete.
»Eine Schule«, sagte Wellen. »Eine katholische Mädchenschule.« Er sah wieder zu Barbara. Dieses Mal war sein Blick nicht ganz so böse.
»In welcher Klasse ist sie?«
»Sie ist nicht in irgendeiner Klasse, sie ist dort Lehrerin. Neunte Klasse Englisch.«
Bei Fairfax ging er ein wenig vom Gas. Er fuhr über den Bürgersteig, um eine Schlange wartender Autos zu umgehen, holperte vom Randstein, musste in die Eisen gehen, um nicht in einen Lieferwagen zu krachen, und gab erneut Gas. Autos mussten ihm ausweichen und hupten.
Als Barbara wieder Luft bekam, fragte sie: »Wie weit weg ist die Highschool, an der Ihre Tochter arbeitet?«
»Wir sind bald da.«
»Wir kommen überhaupt nicht dort hin, wenn Sie uns umbringen!«, kreischte Pete.
Eine Träne lief an der Nase vorbei über Wellens Gesicht.
»Es wird alles gut«, tröstete ihn Barbara.
»Die Schule ist ziemlich alt«, sagte er. »Ich glaube, die Gebäude wurden zwecks Erdbebensicherheit verstärkt, aber … Oh Gott, seht euch all das hier an. Wie kann Saint Joan’s dann überhaupt noch stehen …« Er schüttelte den Kopf. Jetzt weinte er richtig, sein Gesicht war tränenüberströmt.
»Wir alle machen uns Sorgen um unsere Familien«, sagte Barbara. »Und sie sich auch um uns.«
Wenn sie nicht tot sind.
Denk nicht mal dran. Mom und Dad geht es gut. Es muss ihnen gutgehen.
»Ihre Tochter ist bestimmt in Sicherheit«, sagte sie.
»Ich weiß nicht, ich weiß nicht.«
»Wo ist ihre Schule?«
Er
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