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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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jetzt war es da.
    Clint gefiel es gar nicht, dass er nichts sehen konnte. Er wusste, dass sie irgendwo in Crescent Heights waren und vor einiger Zeit den Wilshire Boulevard überquert hatten. Aber er konnte nicht sehen, ob Gebäude in der Nähe waren, die über ihnen zusammenbrechen würden, und welche Gefahren vor ihnen lagen - ihm war schwarz vor Augen.

    Als er seitwärtstorkelte, schrie Mary »Wah!«, und plötzlich wurde sein rechter Arm nach unten gerissen. Er stolperte und fiel und wusste nicht, ob er auf dem harten Asphalt oder der weichen Mary landen würde.
    Er landete auf Mary.
    Em, die sich immer noch an seinem linken Arm festhielt, wurde mitgerissen und fiel auf ihn.
    Die Erde hörte auf zu beben.
    Sein Gefühl sagte Clint, dass Marys Oberkörper seinen Sturz gedämpft hatte. Sie keuchte und rang nach Luft, als ob sie gerade einen Sprint hinter sich hätte.
    Ems Gewicht lastete auf Clints linker Seite, sie saß auf seiner Hüfte wie auf einem Sattel. Er spürte ihren Brustkorb an seinem Arm, der sich mit jedem Atemzug wie ein Blasebalg aufblähte, und ihren Atem an seinem Hals.
    Ein paar Sekunden darauf sagte Em: »Das war aber ein ordentliches Ding.«
    »Geht es allen gut?«, fragte Clint.
    »Das waren mindestens 6,5. Vielleicht mehr.«
    »Könnten jetzt vielleicht alle von mir runterklettern?«, fragte Mary.
    »Fällt uns auch nichts auf den Kopf?«, fragte Clint.
    »Nee«, antwortete Em. Sie zappelte und drückte. Dann spürte er ihr Gewicht nicht mehr auf sich lasten. »Wir sind mitten auf der Straße.«
    »Kommt jemand?«
    »Nein. Keine Autos, nichts. Soll ich Ihnen aufhelfen?«
    »Vielleicht lässt du besser los.«
    Em ließ seine Hand los. Für Clint fühlte es sich an, als ob sie verschwunden wäre.
    »Geh bloß nicht weg«, sagt er.
    »Ich bleibe hier.«

    Er versuchte, sich von Mary zu erheben. Sie half ihm nach, schob ihn und rollte sich zur Seite. Als sie sich von ihm befreit hatte, drückte der harte Asphalt gegen seinen Rücken. Er erhob sich, wurde aber von einer Hand auf seiner Brust wieder nach unten geschoben.
    »Nicht.« Es war Marys Stimme. »Nicht bewegen. Wir werden uns ausruhen. Ich sterbe.«
    »Das wird höchste Zeit«, sagte Em. »Du solltest doch eigentlich schon beim Sunset ins Gras beißen.«
    »So viel zur Wahrsagerei«, meinte Mary trübsinnig.
    »Herrgott«, murmelte Em.
    Clint fragte sich, ob sie an Loreen dachte. Die Wahrsagerin hatte zwar Tod beim Sunset prophezeit, mit der Vorhersage der Toten aber gehörig danebengelegen.
    Das war wohl der einzige Vorteil am Verlust seines Sehvermögens: Der Anblick der Überreste von Loreen und Caspar war ihm erspart geblieben. Bis das große Gefecht vorüber und Clint dazu gekommen war, die Hecktür des Vans zu öffnen, hatte der Typ im Wagen den beiden anscheinend die Kleider heruntergerissen, sie skalpiert und irgendwelche abscheulichen chirurgischen Eingriffe an deren Intimbereich vorgenommen, die weder Em noch Mary ihm weiter veranschaulichen wollten.
    Der Typ hatte Clint mit einer Sprühdose empfangen - schwarzer Lack direkt ins Gesicht.
    Voll in die Augen.
    Clint erinnerte sich, dass jemand gekichert hatte, als er aufschrie.
    Aber das Kichern war rasch verstummt.
    Es muss eine böse Überraschung für den Typen gewesen sein: Da schaltet er den großen, kräftigen Mann mit
dem Bowiemesser aus, nur um Sekunden später von zwei Frauen erledigt zu werden.
    Ems Angaben nach war es »echte Teamarbeit« gewesen.
    Während Clint rückwärts von der Hecktür weggetorkelt war, hatte Em ihr Jagdmesser geworfen. »Hab ihn voll am Hals getroffen«, hatte sie geprahlt.
    »Schon«, hatte Mary hinzugefügt, »aber mit dem Griff.«
    »Aber es hat ihn umgehauen, oder? So hatte ich es geplant, damit du den ganzen Ruhm für dich beanspruchen konntest.«
    »Damit ich die ganze Dreckarbeit machen konnte, meinst du wohl.«
    Für zwei Frauen, die sich darüber unterhielten, wie sie einen Mann kampfunfähig gemacht und ihm die Kehle durchgeschnitten hatten, hatten die beiden eine geradezu aufdringliche Fröhlichkeit an den Tag gelegt. Aber Clint schätzte, dass es ihr gutes Recht war, stolz auf sich zu sein. Schließlich hatten sie ihren Job bewundernswert erledigt.
    Hätten sie die Leichen von Loreen und Caspar nicht entdeckt, wäre wohl gleich hinten im Van eine Party gestiegen.
    Mit Wasser, das sie im Van gefunden hatte, hatte Mary Clint die Augen ausgespült. Das hatte gegen das Brennen geholfen, aber seine Sehkraft nicht wiederherstellen können.

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