Das innere Kind umarmen
kurz.
Schließen
Sie wieder die Augen und lassen Sie erneut das Bild von dem Kind vor Ihrem
geistigen Auge entstehen. Stellen Sie sich vor, Sie würden mit dem Kind ein
Gespräch beginnen. Begrüßen Sie es, und fragen Sie nach dem Namen und wie es
ihm oder ihr geht. Es ist möglich, dass es sofort »antwortet«, es kann aber
auch passieren, dass es sich abwendet und verschwindet. In diesem Fall müssen
Sie etwas Geduld haben und es zu einem anderen Zeitpunkt nochmals versuchen.
Wichtig
ist, dass das Kind in Kindersprache antwortet! Denn wenn Sie eine erwachsene
Antwort, wie z. B.: »Ich bin zur Zeit sehr ausgeglichen und stressfrei«,
bekommen, dann hat sich Ihr Verstand eingeschlichen. Aber das kommt ja in den
besten Familien vor. Versuchen Sie es dann einfach nochmals in Kindersprache.
Geben Sie
dem inneren Kind das Gefühl, dass Sie sich für es interessieren. Fragen Sie
gedanklich nach dem Lieblingstier, der Lieblingsfarbe, dem Lieblingsessen usw.
Sagen Sie dem Kind etwas Freundliches, wie z. B.: »Ich finde dich sehr nett,
süß«, oder was Ihnen sonst noch in den Sinn kommt, und dann schauen Sie mal,
wie es darauf reagiert.
Kann es mit
diesem Kompliment umgehen oder reagiert es mit einer misstrauischen,
zurückhaltenden Geste? In letzterem Fall seien Sie nicht enttäuscht, denn das
Kind hat gute Gründe für dieses Verhalten.
Die
Kontaktaufnahme ist zu vergleichen mit der Situation, wenn man ein fremdes Kind
bei sich aufnimmt. Sie müssen zuerst einmal Vertrauen schaffen, denn das ist
die Basis für eine gute Verbindung. Nur so werden Sie die Geschichte, die
Freuden und auch die Ängste dieses kleinen Wesens erfahren. Mit Druck und Eile
erreichen Sie eher das Gegenteil. Vielleicht hilft Ihnen dieser Vergleich bei
der Kontaktaufnahme mit Ihrem inneren Kind. Gehen Sie behutsam, geduldig und
lieb mit ihm um, dann geht es schneller, als Sie vielleicht erwarten. Fragen
Sie Ihr inneres Kind, ob es mit dem Namen, den es Ihnen wahrscheinlich vorhin
genannt hat, zufrieden ist. Es muss den Namen uneingeschränkt schön finden,
Ihnen muss er nicht gefallen. Wenn das Kind den Namen nicht mag, dann überlegen
Sie sich gemeinsam eine Variante, wie es angesprochen werden möchte. Wenn Sie
sich auf keinen Namen einigen können, dann funktionieren auch Spitznamen wie
Engelchen, Liebling, kleine Maus, mein Schatz oder Ähnliches. Probieren Sie es
einfach aus, Sie werden schon eine Lösung finden. Der Kreativität sind keine
Grenzen gesetzt.
Wenn
Sie diese erste Übung hinter sich gebracht haben, notieren Sie sich bitte das
Alter, den Namen und den ersten Eindruck, den Sie von dem Kind hatten.
Persönliche Notizen
Das
Alter des Kindes spielt eine wichtige Rolle. Es steht für den Zeitpunkt in
Ihrem Leben, als die Trennung zwischen Ihnen und Ihrem inneren Kind stattfand.
Auslöser für diese Ablösung können traumatische Erfahrungen sein, aber auch
konstante schlechte Einflüsse, die in diesem Alter ihren Höhepunkt fanden
(siehe Kap. 3).
Sollte
noch etwas anderes Eindrückliches passiert sein, können Sie das
selbstverständlich auch notieren. Versehen Sie die Notizen mit dem Datum, damit
Sie Ihre Entwicklung nach einiger Zeit besser rekonstruieren können. Sie haben
nun wichtige Grundlagen geschaffen, auf denen jetzt aufgebaut werden kann. Es
ist vergleichbar mit der Grundsteinlegung, wenn man ein Haus baut. Die
Reihenfolge spielt eine entscheidende Rolle für das Ergebnis. Sie bauen ja auch
nicht zuerst ein Haus und heben danach den Keller aus, um das Fundament zu
gießen.
Sollten
Sie bei der Übung zwei Kinder gesehen haben,
so gehen Sie im Ablauf genauso vor, als hätten Sie nur ein Kind wahrgenommen.
Haben Sie einen Säugling gesehen, bedeutet es
nicht, dass Sie nicht kommunizieren können. Kleine Babys können durch ihre
Mimik und die Stimme Einverständnis, Abneigung und vieles mehr ausdrücken.
Es
gibt kein Falsch und Richtig, wenn es um Gefühle geht. Jede Wahrnehmung hat
ihre Berechtigung. Anschließend finden Sie einen Fragenkatalog, den Sie als
Grundlage für die erste Kontaktaufnahme benutzen können. Dort sind Fragen
aufgelistet, die Sie Ihrem inneren Kind stellen können.
Fragenkatalog
Wie geht es
dir?
Wie alt
bist du?
Hast du
einen Namen?
Hast du
eine Lieblingsfarbe?
Hast du ein
Lieblingstier?
Was magst
du gar nicht?
Was spielst
du
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