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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Steinkuehler
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hinausgehen können. Aber die meisten derer, die in der Gruft und dann an der Krippe gewesen waren, blieben noch eine Weile und rieben sich die Augen.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Der Balken
    »Habt ihr euch das ganz allein ausgedacht?«, fragten die Eltern der zwölf in den nächsten Tagen wieder und wieder ihre Kinder. »Ziemlich cool, oder?«, fragte Pitt grinsend. »Gruselig trifft es besser«, meinte sein Vater. »Den Spruch am Schluss«, sagte Judith, »den hatten wir von Jott.«
    Johanna sagte zu ihrer Mutter: »Wir fanden, dass wir euch was schulden.« »Was?«, fragte Johannas Mutter misstrauisch. »Die Weihnachtsgeschichte«, sagte Johanna.
    Pitt, Andi, Judith und Tamara stiegen nach Schafhaus hinauf, um dem Diakon zu erzählen, was sie getan hatten. Er erwartete sie an der Pforte, freudlos wie immer. »Dafür, dass wir nichts miteinander zu tun haben, kommt ihr ziemlich oft vorbei«, sagte er zur Begrüßung.
    Tamara lächelte nur spöttisch. Aber Pitt regte sich gleich auf. »Na, hören Sie mal!«, rief er. »Wir haben Ihren Job gemacht!« Der Diakon fuhr herum und trat dicht an ihn heran. »Nein«, sagte er hart. »Das habt ihr nicht.« Dann befahl er ihnen, ins Haus zu kommen.
    Der Sandkasten mit der Wüste, den Schafen und Kamelen stand noch immer auf dem Küchentisch. Aber es war etwas hinzugekommen. In der Mitte, in einer flachen Plastikwanne, wuchs zaghaft junges, grünes Gras. »Was ist das?«, fragte Andi. »Ostern«, meinte Tamara. »Ziemlich mickrig«, fand Pitt.
    Diakon Jott stellte ein Körbchen mit rot gefärbten Hühnereiern auf den Tisch. Dann schenkte er Tee aus, der stark nach allerlei fremden Kräutern duftete. »Mein Bruder mag keinen Tee«, sagte Pitt und blickte misstrauisch in seinen Becher. »Geht schon«, bemerkte Andi.
    »Sind Sie sauer«, fragte die kleine Judith, »weil alle glauben, wir hätten die Osternacht zusammen mit Ihnen geplant?« »Das Gerücht kam nicht von uns«, beteuerte Andi rasch. »Der Küster hat es dem Pfarrer gesagt und der Pfarrer dem Kirchenvorstand.« Pitt nickte. »Wir haben bloß nicht dagegengeredet.«
    »Wer nicht gegen mich ist, der ist für mich«, murmelte Diakon Jott und nippte an seinem Tee. »Markus 9,40«, sagte Tamara. Pitt stieß sie ärgerlich in die Seite. »Aber irgendwas passt Ihnen nicht«, fuhr er auf. »Los, spucken Sie’s aus.« Judith nahm sich zögernd eines der roten Ostereier. »Ich dachte, Sie wollten, dass wir was unternehmen«, meinte sie.
    »Selbstverständlich«, bestätigte der Diakon. »Das wart ihr der Gemeinde schuldig.« Pitt stellte seinen Becher ab. »Ach, wirklich?«, fragte er nach. »Todsicher«, sagte der Diakon und schenkte ihm nach.
    »Aber was ist es dann?«, fragte Tamara. »Was haben wir falsch gemacht?« Er nickte ihr zu. »Ja«, sagte er langsam, »das ist eine Frage, die man sich ab und zu stellen sollte.«
    Er nahm sich auch ein Ei und hielt es, wie Judith, in der Hand. »Ihr habt den gleichen Fehler gemacht, den alle eifrigen Prediger in all den Jahren seither immer wieder gemacht haben. Ihr habt auf die Gemeinde gezeigt und gesagt: Ihr seid es, ihr seid die Verlorenen, die Verirrten, die, die fehllaufen.« Er sah Pitt fest in die Augen. »Warum habt ihr nicht besser gesagt: Wir – wir sind es?«
    Pitt sprang so heftig auf, dass sein Stuhl umfiel. »Ich?«, rief er empört. »Ich? Verloren? Verirrt? So weit kommt’s noch!« Er konnte vor Aufregung kaum sprechen. »Das reicht jetzt, Sie Hirte!«, schrie er Diakon Jott an. »Ich bin kein Schaf. Ich hab ein bisschen mitgespielt. Aber bilden Sie sich nicht ein, das hätte was mit mir zu tun. Ich bin kein Schaf, ich nicht!«
    Der Diakon tat so, als habe Pitt gar nichts gesagt oder als sei er überhaupt nicht mehr da. Er nahm das Ei und hielt es Judith hin. »Weißt du, was man damit macht?«, fragte er.
    »Essen?«, fragte sie. Er lächelte. »Auch«, sagte er. »Aber zuerst schlag ich mein Ei an deines und sage: Christus ist auferstanden. Und du antwortest: Er ist wahrhaftig auferstanden.«
    Tamara nickte. »Das kenne ich«, sagte sie leise und bewegt. Sie nahm das nächste Ei. »Christus ist auferstanden«, sagte sie zu Judith und ließ ihr Ei klacken. »Er ist wahrhaftig auferstanden«, antwortete Judith zaghaft.
    Sie sah abwartend zu Andi. Der zierte sich noch ein wenig. Dann murmelte er: »Geht schon« und machte auch mit. Als schließlich jeder mit jedem den Ostergruß getauscht hatte, blieb nur noch Pitt übrig.
    Der stand am Tisch vor dem

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