Das Inselcamp
davon, dass man nichts festigen kann, was nicht vorhanden ist – meinen Sie nicht, dass es an der Zeit ist, Ihren Kindern zu vermitteln, warum in der Mitte des Dorfes eine Kirche steht?«
Die Eltern waren ebenso fassungslos wie draußen ihre Kinder. »Hören Sie mal …«, ächzte schließlich Tamaras Mutter. »Wie kommen Sie dazu …?«, begann der Vater von Jacques. »Sie sollten inzwischen wirklich zufrieden sein«, meinte Pitts Vater. »Ich überrasche meine Söhne immer öfter dabei, dass sie heimlich in der Bibel blättern.« Unter dem Fenster zuckten Pitt und Andi zusammen. Tom und Philip grinsten.
»Die Gruppe trifft sich doch jeden Dienstag«, setzte Britts Mutter hinzu. »Man könnte sogar sagen: Damit hat sich die Sache mit der Insel erübrigt.« Da war es an Britt, zusammenzuzucken. Sie entspannte sich erst wieder, als Jakobsens Antwort nach draußen drang. »Nein«, sagte er ruhig, »das könnte man nicht sagen.«
Er unterband jede weitere Diskussion, indem er rasch und präzise die Bedingungen der Reise nannte – Termin, Preis, Treffpunkt zur Abfahrt, Uhrzeit der Rückkehr. »Taschengeld wäre überflüssig«, fuhr er forsch fort. »Für Unterkunft und Verpflegung ist gesorgt. Weiter wird nichts benötigt. Als Gepäck genügt ein kleiner Rucksack mit Waschzeug und Wäsche zum Wechseln.«
Simone schnaufte, und Johanna unterdrückte ein Grinsen. Wenn der wüsste, was wir alles brauchen, dachte sie und überlegte, wen sie in Wahrheit beeindrucken wollte – Tom oder Pitt.
Dann stellte Johannas Mutter eine Frage, die alle Vorbereitungen erneut infrage stellte. »Ohne eine weibliche Begleitperson dürfen Sie nicht fahren«, meinte sie. »Wen nehmen Sie mit?«
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Lena
Es entstand eine Pause. Anscheinend hatte Diakon Jakobsen mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Frage. Schließlich hörten die zwölf draußen ein trockenes Lachen, das sie von ihm nicht kannten. »Wer von Ihnen wäre denn bereit …?« Da entstand eine noch größere Pause.
Die Väter schauten entspannt auf die Mütter. Die Mütter aber rangen nervös die Hände und sortierten ihre Ausreden. »Das kommt ein wenig plötzlich«, bemerkte Mattis Mutter. »Das istein wenig happig«, meinte die von Simone. »Zwei Wochen vom Sommer …«
»Von uns verlangt er nicht weniger«, murrte Britt draußen. »Das geht überhaupt nicht«, rief Jakobs Mutter, und die Erleichterung war ihr anzuhören. »Ich kann den Kleinen nicht allein lassen.« Tamaras Mutter war berufstätig, und auch die Übrigen beeilten sich, die Forderung des Diakons von sich zu weisen.
Schließlich blieb nur Judiths Mutter übrig. Sie hatte bisher nichts gesagt. Alle Augen richteten sich auf sie. »Ja«, sagte sie mit einem unsicheren Blick auf Pitts Vater, »ich kann aber nicht kochen.« Diakon Jakobsen lächelte. »Es geht nicht ums Kochen«, meinte er.
Da gab sie sich einen Ruck und trat vor. Sie hielt ihm die Hand hin. »Ich heiße Lena«, sagte sie. Er nahm ihre Hand, nickte und sagte: »Das wäre geklärt.« Später, auf dem Heimweg, fiel den meisten auf, dass er es versäumt hatte, ebenfalls seinen Vornamen zu nennen.
Die erste Woche
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Dann wollen wir mal
Diakon Jott hatte den Bus der evangelischen Jugend ausgeliehen, der nur zwölf Plätze und, wenn die besetzt waren, kaum noch Stauraum hatte. »Es wird nötig sein, etwas zusammenzurücken«, meinte er, ungerührt von zwölf entsetzten Gesichtern. Dann betrachtete er den Berg Gepäck und erklärte gelassen: »Jede zweite Tasche bleibt hier.«
Auf dem Dach des Busses waren Seesäcke festgeschnallt, Zelte und Zubehör, wie Jakobsen auf beharrliches Nachfragen unwillig verriet.
Judiths Mutter machte den Anfang und stopfte ihre Siebensachen mit in den Rucksack ihrer Tochter. Ihren noch immer verhältnismäßig vollen Koffer stellte sie Pitts Vater vor die Füße. »Am besten, du nimmst alles mit, was hier stehen bleibt, und lagerst es in eurer Garage«, meinte sie.
»Wir packen nichts aus«, sagte Britt für Simone, Johanna, Tamara und sich selbst. Judith äußerte sich nicht. »Oh doch«, widersprachen Jott und Judiths Mutter zugleich. »Und zwar zügig«, setzte der Diakon noch hinzu. »Wenn wir nicht bald aufbrechen, verpassen wir die Fähre, und wenn wir die Fähre verpassen, verlieren wir einen ganzen Tag.«
Und wenn schon, dachte Britt, aber Jott sah, dass sie das dachte, und beeilte sich, ihr die Hoffnung zu nehmen. »Den müssten wir
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