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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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Vorjahr bekommen und von einer noch jungen Modedesignerin gelesen, deren Stil ihr total gefalle. »Mary Quant schneidert Kleider, die es so bisher noch nicht gab. Ich wünschte, ich könnte mir eines leisten.« Dann schwärmte sie für die Farbe Rosa, die ihr so gut stehe und die durch Jackie zur Modefarbe des Jahres wurde.
    Claire überlegte. Wahrscheinlich meinte sie Jackie Kennedy.
    Maureen verfiel dann wieder in ihre depressiven Gedanken und beklagte sich über das Wetter, ihren Mann und ihre ständige Einsamkeit. Einige Monate schrieb sie nichts, dann kamen wieder Eintragungen. Sie schilderte, der Hund sei krank und sie würde ihn gerne abgeben. »Er zehrt an meinen Nerven und gibt mir nichts. Ich bin es satt, dieses Leben.« Wieder folgten Monate, in denen sie nichts schrieb.
    Dann schien es Maureen besser zu gehen, denn sie schilderte lebhaft den neuesten Klatsch. Am interessantesten hatte sie offenbar den Profumo-Skandal gefunden, denn sie widmete sich diesem seitenlang. Sie beschrieb Christine Keeler als ein Freudenmädchen und den Kriegsminister John Profumo als Opfer. Besonders empörte sie sich darüber, dass Christine Keeler mit zwei Männern gleichzeitig ein Verhältnis hatte. »Und dann auch noch mit einem russischen Spion.«
    Wenig später notierte sie, der Minister habe zurücktreten müssen und Patrick habe gesagt, die Regierung werde sich nicht halten können.
    Die nächste Eintragung war von November 1963. Sie schrieb nur kurz: »Kennedy wurde erschossen.«
    Während des Jahres 1964 machte sie nur Stichworte, notierte, Prinzessin Margaret habe eine Tochter bekommen, wirke aber nicht besonders glücklich. Zu Claires Freude erwähnte sie auch kurz Henk Mulready und dessen Frau Sarah. »Sie will weg von ihm, ihr ergeht es so wie mir. Henk ist einfach kein Mann, mit dem man es aushalten kann. Er kennt nur die Arbeit und sein blödes Pub.«
    Dann kam eine Eintragung von Dezember 1965. Maureen berichtete von einer Einladung bei Bekannten, zu der sie nicht gehen wolle. Sie habe kein anständiges Kleid mehr und wisse, dass Patrick wieder seinem Laster nachgehen werde. »Aber vielleicht ist es besser, zu den Ryans zu gehen, als einen einsamen Abend am Kaminfeuer zu verbringen. Oh, wie ich das alles satt habe. Ich hätte mich damals weigern sollen, mit ihm nach Irland zu gehen. Das war der schlimmste Fehler meines Lebens.«
    Der nächste Eintrag war zwei Tage später. Der Ton, in dem sie schrieb, war ein völlig anderer. Das Fest sei wunderschön gewesen und sie habe sich zum ersten Mal wirklich amüsiert. Die Musik, irische Weisen, hätten ihr gefallen und entsprächen genau ihrer Stimmung. Sie wäre endlich wieder einmal richtig glücklich gewesen.
    Claire dachte spontan, dass sie sich verliebt haben musste, und so war es auch. Er heiße Frederik und tanze wie ein Engel. Er habe sie dabei die ganze Zeit angesehen und nicht einfach nur gelächelt, sondern seinen Schmerz in ihrem wiedererkannt, wie sie sich ein wenig kryptisch ausdrückte.
    Zwei Wochen später schrieb sie wieder. Sie schienen sich getroffen zu haben. »Plötzlich waren wir nur noch zu zweit. Die anderen waren irgendwo eingekehrt, aber ich wollte lieber draußen bleiben. Frederik blieb ebenfalls draußen und ich weiß, dass er das meinetwegen tat. Wir gingen eine Weile am Hafen spazieren und Frederik erzählte mir die Geschichte der Familie Lynch. Der Bürgermeister, der seinen eigenen Sohn hingerichtet hatte, weil niemand sonst es tun wollte. Von Frederik habe ich über Irland in zehn Minuten mehr erfahren als von Patrick in fünf Jahren.«
    Dann beschrieb sie Galway und fuhr zusammenhanglos fort: »Ich muss mir ein neues Versteck für das Tagebuch suchen, ich habe Angst, Patrick könnte es finden.«
    Eine Woche später wurde sie deutlicher. »Frederik ist der Mann, auf den ich immer gewartet habe, und ich weiß jetzt schon, dass ich ohne ihn nicht mehr leben kann.« Dann berichtete sie über ein weiteres Treffen mit ihm und dass sie es kaum erwarten könne, ihn zu sehen. »Wir haben uns in Inveran verabredet, das ist weit genug, dass wir keinen Bekannten über den Weg laufen werden. Ich nahm den Bus. Das Dorf ist schön, alles ist klein, ich fühlte mich dort sofort wohl. Frederik war sehr besorgt um meine Gesundheit, er befürchtete, ich könne mich erkälten, weil ich keinen Schal trug.«
    Es ging weiter mit der Beschreibung eines Spazierganges am Meer. Hand in Hand träumten sie davon, zusammen wegzugehen. »Aber ich weiß, dass das

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