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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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reagierte nicht.
    »Fester«, Alex schnalzte mit der Zunge. Esquire trabte sofort an. Schnalzen. Das musste sie sich merken.
    »So, jetzt die Absätze tief und die Hände ruhig halten.«
    Sie versuchte es, aber beides gleichzeitig zu befolgen, schien ihr unmöglich.
    »Und wieder leichttraben.«
    Aber es ging einfach nicht. Wenn sie endlich oben war, war der Moment schon vorbei und sie plumpste wieder in den Sattel.
    Alex grinste.
    »Das kommt schon noch. Bei faulen Tieren ist es schwieriger.«
    Sie versuchte, an ihre Hände und Absätze zu denken, und freute sich, als Alex rief: »Gut so. Perfekt.«
    Nach einigen Runden sollte sie die Seite wechseln. Sie drehte in der Ecke um und wollte wieder auf den Hufschlag, aber Esquire marschierte geradewegs zum Tor.
    »Lassen Sie ihr das nicht durchgehen«, sagte Alex.
    Sie steuerte die Stute wieder auf den Hufschlag und drückte fest mit den Absätzen, und die Stute trottete unwillig weiter, schüttelte aber wie zum Protest den Kopf.
    »Gut«, lobte Alex.
    Tim tauchte auf.
    »Läuft doch ganz gut«, sagte er.
    »Ja, deine Schwester stellt sich ganz geschickt an. Aus ihr kann mal eine gute Reiterin werden.« Alex.
    »Wenn sie regelmäßig übt.« Tim.
    »Ja, das muss sie natürlich.« Alex. »In einigen Wochen kann ich sie mal mit ins Gelände nehmen.«
    »Ja, mach das. Bin mal gespannt darauf, wie es ihr gefällt.« Tim.
    »Sagt mal, habe ich eine Tarnkappe auf?«, fragte sie bissig.
    Die Männer lachten.
    Nach zehn Minuten machten sie Schluss. Claire sattelte ab und brachte das Pferd in die Box. Alex nahm die Trense hinunter.
    Sein dunkles Haar glänzte, als ein Sonnenstrahl durchs Fenster fiel. Jetzt erst bemerkte sie, wie gut er eigentlich aussah. Und das, obwohl seine Reithose nicht mehr die neueste war und sogar einen kleinen Fleck auf dem Oberschenkel aufwies und seine Stiefel an der Innenseite blank gescheuert waren. Sie versuchte sich einen Moment Viktor vorzustellen. Die beste und sicher teuerste Reithose, glänzend polierte Lederstiefel, ein helles, vielleicht maßgeschneidertes Hemd mit einem winzigen aufgestickten Hufeisen auf der Brusttasche. Er würde niemals mit verschlissenen Stiefeln zum Stall fahren und auch zu Pferd immer eine gute Figur machen wollen.
    Sie begann die Stute mit Stroh abzureiben, was diese sich gerne gefallen ließ. Als sie fertig war, drehte Esquire sich zu ihr um und beschnupperte sie. Seltsamerweise hatte sie keine Angst vor ihr. Sie säuberte mit einem Schwamm die Augenwinkel und Nüstern, die sich weich wie Samt anfühlten, und rieb die Sattellage mit einem alten Handtuch trocken.
    Alex erschien und sie sagte spontan: »Sie hatten recht damit, dass ich reiten können muss, wenn ich ein Sporthotel führe.«
    Er grinste.
    »Klar hatte ich recht. Und Sie müssten auch unbedingt Irisch lernen. Nicht alle Ihre künftigen Gäste sprechen Deutsch oder Englisch.«
    Sie seufzte.
    »Ja, das stimmt. Aber ich habe keine Lust, in eine Abendschule zu gehen, wenn es so etwas hier überhaupt gibt.«
    »Ich könnte Ihnen Unterricht geben«, schlug er vor.
    Sie sah ihn überrascht an.
    »Im Ernst? Haben Sie denn überhaupt Zeit dafür?«
    »Ja, sonst hätte ich es nicht angeboten.«
    »Ja, gerne. Tausend Dank.«
    Als sie wieder auf den Hof kamen, sagte Tim: »Toll, dass du reiten lernen willst. Vor allem, weil du dich früher vor Pferden so gefürchtet hast.«
    »Ja, sie ist gut«, stimmte Alex ein.
    »Du, Tim«, begann sie.
    »Ja.«
    »Wir müssen nach Galway fahren.«
    »Nach Galway?«
    »Ja, ich brauche unbedingt eine Reithose. Und Stiefel. Und Handschuhe.«

    Abends klingelte das Telefon. Sicher für Tim, dachte sie. Aber es war Zoes muntere Stimme, die ihr entgegenklang.
    »Zoe«, freute sie sich. »Wie geht es dir?«
    »Gut, aber es geht um dich«, antwortete sie. »Hast du deine Wohnung gut vermieten können?«
    »Ja, ich denke schon.«
    Das Gespräch mit dem Makler fiel ihr ein und sie lachte.
    »Was gibt es zu lachen?«, fragte Zoe.
    Sie erzählte ihr, was der Makler gesagt hatte, und Zoe begann zu kichern. Dann fragte Claire, wie es ihr ergangen sei.
    In Zoes Stimme schlich sich ein trauriger Unterton.
    »Alles ist schön, ich liebe Ole und er mich. Aber ich fühle mich ein wenig einsam.«
    »Einsam?«, fragte sie verblüfft. Sie konnte sich eine einsame Zoe absolut nicht vorstellen.
    »Ja, wir leben hier auf dem Land. Der nächste Nachbar ist fünf Kilometer entfernt. Und dann die Sprache. Du weißt doch, dass ich weder Englisch noch

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