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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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aufgefallen? Hat er etwas bei sich gehabt?«
    »Ich glaube, er hatte eine Tasche in der Hand«, antwortete der Mann nach einer Weile. »Eine Einkaufstasche aus Stoff oder Jute. Sie wissen schon … Möchten Sie sonst noch etwas wissen?«
    Ja, dachte sich Eva verärgert. Haben Sie vielleicht in der Nähe eine Person herumlungern sehen, die aussah, als ob sie einen Mord plante? Vielleicht mit einem Messer in der Hand? Vorzugsweise noch dazu mit einer Namensplakette? Stattdessen fragte sie nur, wie lange er und Frau Hofmann bereits Nachbarn seien und ob ihm an diesem Abend noch irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen sei. Die Antworten lauteten »vier Jahre« und »nein, gar nichts«, was sie überhaupt nicht weiterbrachte.
    »Wissen Sie vielleicht, ob sie das Haus an diesem Abend noch verlassen hat? Frau Hofmann, meine ich?«
    »Oh nein, sie geht abends nie weg. Sie hat fürchterliche Angst davor, ausgeraubt zu werden. Und an diesem Abend ging es ihr nicht besonders gut. Ich bin kurz vorbeigekommen, wie immer, und sie kam mir vor, als ob sie aufgeregt oder verärgert wäre.«
    Das passte zu dem, was sie bei ihrem Gespräch mit Frau Hofmann selbst erlebt hatten, aber es gab Eva dennoch zu denken. Es dämmerte, als sie aus dem Haus heraus auf die Straße trat und Rainers Handynummer wählte.

15
    »Herr Glaubnitz, sah es Dietmar Kronauer ähnlich, dass er sein Handy in seinem Auto ließ, wenn er irgendwohin ging? Oder dass er Anrufe nicht beantwortete?«
    Otto Glaubnitz’ rundliches Gesicht wirkte noch röter als beim letzten Mal, und die Hand, die er Rainer reichte, war schweißnass. Sie standen in Weißenburg vor dem Römischen Museum, das gerade im Begriff war zu schließen; Glaubnitz hatte den Polizeibeamten dorthin bestellt, weil er zwischen zwei Terminen für die Zeitung nur wenig Zeit hatte. »Und ob«, antwortete er emphatisch. »Das ist typisch Dietmar. Es war reine Glücksache, ob man ihn erreiche tät. Grad’s letzte Mal, wo ich ihn anläute wollt, ist er einfach« – Der Journalist brach bestürzt ab und sah Rainer durch seine runde Brille beinahe ängstlich an. Der zog die Augenbrauen hoch. »Nun? Das letzte Mal, als Sie ihn erreichen wollten, sagten Sie gerade. Das war am Montagnachmittag, nicht wahr? Und Sie haben es mehrfach versucht, ohne Erfolg. Warum mussten Sie Kronauer so dringend sprechen? Und warum haben Sie mir davon heute Morgen nichts erzählt?«
    Für einen Moment sah es so aus, als wolle Glaubnitz einfach weglaufen. Er ging ein paar Schritte, blickte dann wie hilfesuchend zu der Statue von Martin Luther auf, die auf dem Platz vor der Stadtpfarrkirche stand. Doch dann wandte er sich wieder Rainer zu und sagte mit einer leicht zittrigen Stimme: »Ich erzähl Ihnen lieber alles, Herr Sailer. Ich – also – es war nämlich … am Sonntag kam Dietmar zu mir zum Esse, wie ich Ihne schon erzählt habe. Mir hen über alles Mögliche geredet, und später hat er mir dann den Koffer gegebe. Er het gefragt, ob er den ein oder zwei Tage bei mir stehe lassen kann. Was ist da drin, hab ich ihn gefragt. Er het lache und gesagt: ›Gestohlenes Gut, Ottochen. Ich bin heute mal wieder in meinen alten Beruf zurückgefallen und hatte das Glück, einen Dieb zu stellen.‹ – ›Bist du wahnsinnig?‹, ruf ich. ›Ruf sofort die Polizei, du kannst das doch nicht behalten.‹ Und dann …« Glaubnitz zögerte, während Rainer mit verschränkten Armen wartete. »Na, also, Dietmar sagt zu mir: ›Immer mit der Ruhe, Alter. Du weißt, dass ich nicht vorhabe, das Zeug zu behalten. Aber da ist eine Geschichte dahinter, und ich will das erst zurückgeben, wenn ich die ganze Story kenne. Dann können wir zwei für unsere Zeitungen eine echte Reportage schreiben, nicht nur ein paar Zeilen für den Polizeibericht.‹«
    »Und da haben Sie sich überreden lassen«, schloss Rainer knapp. Glaubnitz zuckte bei seinem harten Ton zusammen. »Noi, also … Er ist einfach ufgstande und hat gesagt ›Also abgemacht‹ und wollte gehen. Da han ich ihn gefragt, was da eigentlich drinne ist. ›Hostienschalen und Abendmahlsbecher‹, het er gesagt. Ich war total entsetzt, und er het gelacht. ›Ich hab dir doch gesagt, da steckt eine Story dahinter‹, hat er hinzugefügt. Er hat den Koffer aufgemacht, und het einen Kelch rausgenomme. ›Da, siehst du, der ist was Besonderes‹, het er gemeint. ›Und den geb ich erst zurück, wenn ich alles darüber weiß. Vorher geb ich den nicht aus den Händen.‹ Dann ist er gegangen.«
    Es

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