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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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sehen wir weiter, was sich ergibt.«
    »Oder wer sich ergibt«, murmelte Rainer.
     
    Weißenburger Tagblatt vom Samstag, 17.12.1955
    Mann von Bücherregal erschlagen
     
    Ellingen . In seiner Wohnung wurde am gestrigen Tag der im Weißenburger Krankenhaus tätige Arzt Friedrich Weiher tot aufgefunden . Der Sechsundfünfzigjährige war von einem schweren Bücherregal in einem als Bibliothek genutzten Raum seiner Wohnung erschlagen worden . Als sein Sohn den Mann am Morgen auffand , war dieser nach Polizeiangaben schon seit mehreren Stunden , wahrscheinlich schon seit dem vergangenen Abend , tot . Die Polizei geht von einem tragischen Unfall aus , führt aber noch Ermittlungen darüber durch , wie ein derartig schweres Möbel umfallen konnte .

16
    Die Buchfelder Kirche lag, umfriedet von einer hohen Mauer, an der Hauptstraße des winzigen Dorfes. Sie war ein geweißelter, etwas gedrungener Bau mit einem trutzig wirkenden viereckigen Turm. Eine Glocke schlug die volle Stunde, als Eva und Rainer am nächsten Morgen in Buchfeld einfuhren. Der Wetterbericht hatte für den Abend stürmischen Wind und starke Regenfälle vorhergesagt, aber im Moment war das schwer zu glauben, da der Himmel ein blendendes Blau und die Luft klar und mild war. Das ländlich wirkende, gelbleuchtende Pfarrhaus lag auf der anderen Straßenseite in einem großen Garten, der einen stark verwilderten Eindruck machte. Ein alter, efeuumrankter Kastanienstamm ragte hoch über das Haus hinaus. An einem Ast war eine Schaukel angebracht, auf der ein Mädchen stehend wild hin- und herschwang und rief: »Der Sturm wird immer stärker, die See tobt, Blitze zerreißen den bleiernen Himmel …« Sie verstummte abrupt, als sie die beiden Fremden auf sich zukommen sah, und sprang von der Schaukel. Neben ihr tauchte ein noch kleinerer blonder Junge auf, der Eva und Rainer unerschrocken musterte.
    »Seid ihr die Pfarrerskinder?«, fragte Eva.
    Das Mädchen nickte: »Ich bin Katharina Römer, und das ist Johannes«, antwortete sie ernsthaft.
    »Solltet ihr nicht in der Schule sein?«, wollte Rainer stirnrunzelnd wissen.
    Der Junge hustete künstlich. »Wir sind krank«, verkündete er fröhlich.
    Rainer sah seine Kollegin belustigt an. »Beide so krank, und das am Freitag vor den Ferien. Sollte man es für möglich halten?«
    Johannes lächelte gewinnend. »Ja, wir haben Fieber und Husten. Jetzt geht es uns schon wieder besser, aber der Schulbus ist schon längst weg.« Er seufzte betrübt über sein trauriges Schicksal. Seine Schwester fand offensichtlich, dass es höchste Zeit sei, das Thema zu wechseln. »Können wir Ihnen helfen?«, fragte sie höflich. »Unser Vater ist nicht hier, wenn Sie den sprechen wollen. Aber das Pfarramt ist offen. Und die Kirche auch.«
    Nachdem sie erfahren hatten, dass die Kinder nicht wussten, wann Pfarrer Römer wieder zurückkehren würde, beschlossen sie, einen Blick in die Kirche zu werfen. Viel versprachen sie sich zwar nicht davon, dennoch hofften sie, etwas zu entdecken, was ihnen in der Ermittlung von Nutzen sein konnte. Von dem Messner erfuhren sie, dass St. Koloman, der Namenspatron der Kirche, ein irischer Pilger gewesen war, den man im Jahr 1012 auf dem Weg ins Heilige Land bei Wien als Spion festgenommen und gehenkt hatte. Anderthalb Jahre habe sein Leichnam unverwest am Baum gehangen, und als ein Legionär ihn schließlich mit seiner Lanze gestochen habe, sei frisches Blut aus der Wunde geflossen, was die Menschen davon überzeugt habe, der Tote müsse ein Heiliger gewesen sein. Eva schüttelte angewidert den Kopf. »So ein Schmarrn«, grollte sie, nachdem der Kirchendiener außer Hörweite war, »fast so abartig wie unser Fall.«
    Auf der anderen Straßenseite saß Katharina Römer jetzt auf dem Torpfosten und blickte ernst in das Gesicht eines Dreizehnjährigen, der unversehens hinter der Kirchenmauer aufgetaucht und zu den Römerkindern herübergelaufen war. »Und die sind von der Polizei?«, fragte er in einem erstickten Flüstern. Er war mindestens einen Kopf größer als das Mädchen, wirkte jedoch im Vergleich zu ihr sehr nervös. »Ja«, antwortete Johannes ebenfalls flüsternd. »Bestimmt wegen des Einbruchs und weil unsere Becher und Teller gestohlen worden sind – also die von der Kirche meine ich, die sind ganz silber.«
    »Halt die Klappe«, fuhr ihn der Halbwüchsige an und blickte nervös über die Straße zur Kirche. »Und sie sind jetzt da drin?«, wollte er wissen.
    Katharina nickte. »Sie haben

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