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Das Jahr der Kraniche - Roman

Das Jahr der Kraniche - Roman

Titel: Das Jahr der Kraniche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sehen. Du brauchst keine Angst zu haben, du wirst dort nicht allein sein.«
    Sie stieg in das Boot, machte die Leine los und ruderte das Boot über den See. Verzweifelt sah Laura, dass im Jägerhaus Licht brannte.
    »Jan! Hier bin ich, Jan! Auf dem See!«
    Elke stopfte Laura ein Taschentuch in den Mund und ruderte weiter. Laura schloss die Augen. Sie versuchte, ihre Gedanken auf Jan zu konzentrieren.
    Ich bin auf dem See. Jan, sieh hinaus. Sieh auf den See.
    Wie ein Mantra wiederholte sie in Gedanken diesen Satz.
    Jan musste doch spüren, dass sie in seiner Nähe war, dass sie in Lebensgefahr schwebte.
    »Jan, hier bin…« Sie konnte den Satz nicht beenden. Elke schlug ihr so hart ins Gesicht, dass Lauras Kopf gegen das Mittelbrett knallte.
    »Du naive Kuh! Glaubst du wirklich, dass er dich hören kann? Aber vielleicht hört er dich ja und will dir gar nicht helfen, weil er froh ist, dass du endlich weg bist!«
    Ich habe keine Ahnung, ob es dich gibt, Gott. Aber falls du wirklich dieser gütige Gott bist, an den so viele glauben, dann lass nicht zu, dass Laura etwas zustößt. Hilf ihr. Und mir. Ich will ja nicht mehr, als dass sie gesund zurückkommt.
    Er saß auf dem Sofa und starrte an die Wände. Wie viel heller und größer der Raum nach Lauras Verschönerungsaktion wirkte. Hatte er ihr eigentlich gesagt, wie sehr ihm das neue Gewand gefiel, das sie dem Haus verpasst hatte?
    Auf der Terrasse stand plötzlich Marius. Jan öffnete ihm die Tür.
    »Elke ist weg.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich bin aufgewacht, da war sie nicht mehr da. Ich hab keine Ahnung, wann sie abgehauen ist, aber länger als eine Stunde hab ich nicht geschlafen.«
    Elke machte sich doch mindestens die gleichen Sorgen um Laura wie er. Jan verstand nicht, wieso Marius so panisch war. Sie würde losgegangen sein, um Laura zu suchen. Vermutlich hatte sie vor Angst um Laura nicht einschlafen können und einfach etwas tun müssen.
    Jan verstand Elke nur zu gut. Wenn er nicht jede Minute hoffen würde, dass Laura plötzlich wieder auftauchte, wäre er mit Shadow schon längst losgezogen, um seine Frau zu suchen. Aber die Vorstellung, dass Laura abgekämpft nach Hause kam und keiner da sein würde, war zu schrecklich. Er musste hier sein und sie in Empfang nehmen. Egal, was sie erlebt hatte da draußen, sie würde ihn nötig haben.
    »Kannst du dir vorstellen, dass… Elke… etwas mit Lauras Verschwinden zu tun haben könnte?«
    Jan starrte Marius an, als sei er plötzlich verrückt geworden.
    Was redete er denn da? Was sollte Elke mit Lauras Verschwinden zu tun haben? Sie liebte sie, war ihr eine verlässliche Freundin. Sie würde sie doch nicht…
    »Was meinst du denn?… Du kannst doch nicht im Ernst denken, dass Elke… Du meinst, sie hat Laura entführt?«
    Aber wieso hätte sie das tun sollen? Elke, seine beste Freundin? Seine Schwester, Lauras Freundin? Es gab doch nicht den geringsten Grund, solche Gedanken zu denken. Aber Marius schien so voller Angst, dass er Jan nicht einmal in die Augen sehen konnte. Stattdessen starrte er aus dem Fenster auf den See, als würde er dort eine Erklärung für all die ungelösten Rätsel bekommen.
    »Ich weiß es nicht. Könnte es nicht sein, dass sie das Gefühl hat, dass Laura… dir… schaden könnte?«
    »Verdammt, du redest von Elke, deiner Frau, die ich kenne, seit sie auf die Welt gekommen ist… Wenn sie meinen würde, dass Laura nicht gut für mich ist, dann würde sie mir das sagen. Sie hat nie ein Blatt vor den Mund genommen. Meine Freundinnen hat sie mir in schöner Regelmäßigkeit dadurch vergrault, dass sie ihnen ins Gesicht gesagt hat, dass sie sie für die Falschen hielt. Sie ist wie eine Furie auf sie losgegangen, hat sie beschimpft und gedroht, ihnen das Leben zur Hölle zu machen, wenn sie es wagen würden, mich unglücklich zu machen.«
    Er lächelte, als er die fünfzehnjährige Elke vor sich sah, die zornbebend vor einer seiner Freundinnen stand und sie zum Teufel wünschte. Er hatte das anfangs lustig gefunden, irgendwann aber auch lästig, und schließlich hatte er es sich verbeten, dass sie sich seinen Freundinnen gegenüber so benahm.
    »Hast du niemals darüber nachgedacht, ob nicht vielleicht Elke etwas mit Julias Verschwinden zu tun haben könnte?«
    Jan glaubte im ersten Moment, er habe ihn nicht richtig verstanden. Marius konnte so etwas doch nicht denken. Nicht von seiner eigenen Frau.
    »Du meinst, sie hat ihr vielleicht das Ticket nach Costa Rica besorgt? Oder sie zum

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