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Das Jahr der Kriesen

Das Jahr der Kriesen

Titel: Das Jahr der Kriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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wieder hergestellt haben.« Er ruckte mit dem Kopf zu der Gruppe von TE-Ingenieuren hin, die daran arbeiteten, die größere Zufuhr abzutrennen. »In ein paar Stunden werden sie es wieder so haben, wie es gewesen ist. Vermutlich werden wir dann wieder den ursprünglichen Riß vorfinden – und die ursprünglichen Zustände. Dann werden wir wieder mit unserem Lager in Kontakt sein, und wenn notwendig, können wir sie alle wieder auf diese Seite zurückmarschieren lassen. Auch den allerletzten von ihnen.«
    »Aber«, sagte Stanley fast unhörbar, »Sie lassen eine Tatsache aus. Die Verbindungsstelle zu dieser Sumpfwelt existiert nach wie vor. Sie ist entweder selbsttragend oder wird von einer Kraft von der anderen Seite gestützt... auf jeden Fall scheint sie endgültig zu sein. Die Dinge werden nie wieder so sein, wie sie waren. Wir können die ursprüngliche Situation nicht wiederherstellen. Wir werden die Kolonisten nie wiedersehen. Und wir sollten uns wirklich an diesen Gedanken gewöhnen. Arbeiten Sie weiter und schalten Sie die erste, kleinere Energiequelle wieder ein, aber machen Sie sich keine Hoffnungen.« Zu Leon Turpin sagte er: »Ich bin schon die ganze Nacht hier. Kann ich nach Hause gehen und mich für ein paar Stunden ins Bett legen? Ich kann meine Augen nicht mehr offenhalten.«
    Turpin sagte krächzend: »Wollen Sie nicht hier sein, wenn...«
    »Sie sehen der Sache einfach nicht ins Auge«, sagte Stanley.
    »Wenn ich in sechs oder zehn oder fünfzehn Stunden aufwache, wird die Situation noch genauso sein, wie sie im Moment ist. Wir werden auf diese Sumpfwelt hinüberschauen, und sie wird geradewegs zu uns zurückstarren. Ich werde Ihnen sagen, was wir tun müssen. Jemand – und ich meine nicht bloß einen weiteren geistig minderbemittelten Robotbagger, sondern ein hochbegabtes menschliches Individuum – muß in diese Sumpfwelt hinübergehen und die Energiequelle finden, die diesen Verbindungssteg funktionstüchtig erhält. Und dann muß es sie in Stücke sprengen oder sie – und das ist das mindeste – demontieren.« Stanley setzte hinzu: »Und dann – dies ist vielleicht so gut wie unmöglich – muß jemand herausfinden, wer diese Energiequelle überhaupt eingerichtet hat. Und woher man wußte, daß wir kommen würden.«
    Nach einer Pause sagte Leon Turpin: »Howard hat mir gesagt, daß in den ersten paar Betriebsmomenten mit der verstärkten Energiequelle etwas durchgekommen ist, ein lebendes Wesen. Ist das wahr?«
    Don Stanley seufzte müde. »Das habe ich zu der Zeit auch geglaubt. Jetzt denke ich, daß ich einfach konfus war; ich war einfach zu erschrocken von dem, was ich gesehen habe. Mir muß sofort klargewesen sein, daß wir die Kolonisten für immer verloren haben.« Er ging unsicher auf die Ausgangstür des Labors zu. »Wir sehen uns in ein paar Stunden. Nachdem ich ein wenig geschlafen habe.«
    »Aber ich habe es auch gesehen«, sagte Howard, als Stanley die Labortür hinter sich schloß.
    Mir ist egal, was durchgekommen ist, sagte sich Stanley. Mir ist egal, was Sie gesehen haben. Ich habe alles getan, was ich tun konnte. Es gibt nichts mehr, was ich in dieser Sache noch tun könnte.
    Aber Sie, Turpin, Sie hätten besser ein bißchen mehr getan, dachte er. Was ich getan habe – die verstärkte Energiequelle abschalten, die Barriere errichten lassen, den QB-Satelliten hinüberschicken, den Robotbagger in Marsch setzen –, all das ist nichts. Nur eine Möglichkeit herauszufinden, was uns bevorsteht.
    Er dachte: Ich wünschte, ich könnte ewig schlafen. Nie wieder aufwachen und mich dem stellen müssen.
    Aber er wußte, daß er das mußte.
    Und er war nicht der einzige. Sie würden alle aufwachen, einer nach dem anderen, und sich dem hier stellen müssen: Präsident Schwarz, der mit seinen geschickten politischen Manövern beschäftigt war, damit er Jim Briskin überflügeln und mit seiner eigenen Idee schlagen konnte... aber auch Briskin, weil – egal was Schwarz getan hatte, egal wie eilig und unbekümmert er gehandelt hatte – die Idee der Kolonisierung von Briskin stammte. Im Grunde genommen verblieb ihm die Verantwortung, und Schwarz würde es jetzt verdammt eilig haben, sie ihm zurückzugeben.
    Stanley ging ins Erdgeschoß hinauf, dann durch den großen Vordereingang des TE-Gebäudes und die Stufen auf den morgendlichen Bürgersteig hinunter – auf die Washingtoner Downtown-Straße mit den geschäftigen Leuten und den Hoppern und Jet’axis. Die Bewegung, die vertraute,

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