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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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nicht völlig blöde – er hat ihn versteckt, und zwar wirklich gut.«
    »Riß«, wiederholte Pethel. »Er runzelte die Stirn, kam wieder ein paar Schritte die Treppe herunter, in den Keller. »Sie meinen – einen Riß, wie Henry Ellis vor Jahren einen entdeckt hat? Diesen Bruch in der Röhrenwand, der ins alte Israel geführt hat?«
    »Israel stimmt«, sagte Rick kurz angebunden, während er kratzte. Sein scharfes, gründlich trainiertes Auge sah ganz plötzlich eine leichte Unregelmäßigkeit, eine Verzerrung in der Oberfläche, ganz nahe. Er beugte sich vor, streckte seine Hand aus …
    Seine tastenden Finger drangen durch die Wand der Röhre und verschwanden.
    »Jesus«, sagte Rick. Er hob den unsichtbaren Finger, fühlte zuerst nichts und berührte dann die obere Kante des Risses. »Ich hab’s gefunden«, sagte er. Er blickte sich um, aber Pethel war verschwunden. »Darius!« schrie er, aber er bekam keine Antwort. »Zur Hölle mit ihm!« sagte er wütend zu Hadley.
    »Was haben Sie gefunden?« fragte Hadley und lugte vorsichtig in die Röhre hinein. »Meinen Sie, daß Sie dieses Weib … diese Vale gefunden haben? Cally Vale?«
    Mit dem Kopf voraus kroch Rick Erickson in den Riß hinein.
    Er breitete die Arme aus, suchte nach einem Halt, den er packen konnte. Er stürzte, traf auf festen Boden und fluchte. Als er die Augen öffnete, sah er oben einen blaßblauen Himmel mit einigen spärlichen Wolken. Und rings um sich herum eine Wiese. Bienen – oder Tiere, die mehr oder weniger wie Bienen aussahen – summten in hochstieligen Blumen, die so groß waren wie Untertassen. Die Luft roch nach Süße, als hätten die Blüten die Atmosphäre selbst getränkt.
    Ich bin da, sagte er sich. Ich bin durchgekommen. Hier also hat Doc Sands seine Geliebte versteckt, um sie daran zu hindern, in der Verhandlung oder bei der Anhörung oder wie immer das heißt, für Mrs. Sands auszusagen. Er stand vorsichtig auf. Hinter sich bemerkte er einen dunstigen Schimmer: Die Verknüpfung mit der Röhre des Jiffi-Scoutporters drüben, im Keller des Ladens in Kansas City. Ich muß aufpassen, daß ich mich nicht verirre, sagte er wachsam zu sich selbst. Wenn ich mich verirre, bin ich wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, wieder zurückzukehren, und das könnte schlimm werden.
    Wo bin ich? fragte er sich. Er mußte es herausfinden – sofort.
    Schwerkraft wie auf der Erde. Es muß also die Erde sein, entschied er. Vor langer Zeit? Weit in der Zukunft? Überleg mal, was dies wert ist. Zum Teufel mit der Geliebten des Mannes, zum Teufel mit ihm und seinen persönlichen Problemen – das ist nichts. Er hielt wie wild Ausschau nach einem Anzeichen von Bewohntsein, nach etwas Tierhaftem oder Menschlichem; etwas, das ihm verriet, welches Zeitalter das hier war, Vergangenheit oder Zukunft. Säbelzahntiger vielleicht. Oder Trilobiten – schau dir diese Bienen an. Dies ist der Durchbruch, den die Terra-Entwicklungsgesellschaft nun schon seit dreißig Jahren zu entdecken versucht hat, sagte er sich. Und die Ratte, die ihn gefunden hat, benutzt ihn für seine eigenen heimlichen Machenschaften, ausschließlich als Ort zum Verstecken seines Flittchens. Was für eine Welt! Erickson begann langsam zu gehen, Schritt für Schritt …
    In einiger Entfernung bewegte sich eine Gestalt.
    Rick Erickson schirmte die Augen gegen das blendende Licht des Himmels ab, versuchte auszumachen, was es war. Ein Urmensch? Cro-Magnon oder etwas dergleichen? Ein großköpfiger Bewohner der Zukunft möglicherweise? Er blinzelte – es war eine Frau. Er konnte sie an ihrem Haar erkennen. Sie trug eine weit geschnittene Hose, und sie lief auf ihn zu. Cally, dachte er. Doc Sands Geliebte, die auf mich zueilt. Sie muß denken, ich sei Sands. In Panik hielt er inne. Was soll ich tun, fragte er sich. Vielleicht ist es besser, ich gehe zurück, denke über alles erst einmal nach. Er machte sich daran, in die Richtung zurückzugehen, aus der er gekommen war.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah er den Arm des Mädchens rasch hochkommen.
    Nein, dachte er. Tu das nicht.
    Er stolperte, als er die verschwommene, kleine Öse packte, die die beiden Umgebungen verband, den Eingang zur Röhre des Porters.
    Das rote Leuchten eines gezielten Laserstrahls flimmerte über seinen Schädel weg.
    Du hast mich verfehlt, dachte er entsetzt. Aber – er krallte nach dem Durchgang, fand ihn, begann sich wieder hindurchzuzwängen. Aber nächstes Mal. Nächstes Mal!
    »Halt«, rief er ihr zu, ohne sie

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