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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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gemacht habe. Wort für Wort. Egal mit welchen Folgen.
    Phil Danville kam zu ihm herein und klopfte ihm herzlich auf den Rücken. »Ein verdammt guter Auftritt, Jim. Sie haben sich wirklich selbst übertroffen.«
    »Danke, Phil«, murmelte Jim Briskin. Er fühlte sich müde. Er nickte den Fernsehkameraleuten zu und ging dann mit Phil Danville zu dem Haufen von Parteibonzen hinüber, die im Hintergrund des Studios warteten.
    »Ich brauche einen Drink«, sagte Jim zu ihnen, als mehrere von ihnen die Hände ausstreckten, um seine Hand zu schütteln. »Hinterher.« Ich wüßte gern, was die Opposition jetzt tun wird, dachte er. Was kann Billy Schwarz dazu sagen? Eigentlich nichts. Ich habe den Deckel von der ganzen Sache genommen, und man kann ihn nicht mehr daraufsetzen. Jetzt, wo jeder weiß, daß es einen Platz gibt, wohin wir auswandern können, wird der Ansturm losgehen. Massenweise. Die Lagerhäuser werden sich leeren, Gott sei Dank. Wie das schon lange der Fall hätte sein sollen.
    Ich wünschte, dachte er unvermittelt, daß ich schon davon gewußt hätte, bevor ich angefangen habe, Bruno Minis Planetenbewässerungstechnik öffentlich zu befürworten. Das hätte ich vermeiden können – und auch den Bruch mit Sal.
    Aber wie auch immer, dachte er, man wird mich wählen.
    »Jim, ich glaube, Sie haben es geschafft«, sagte Dorothy Gill ruhig zu ihm.
    »Ich weiß, daß er es geschafft hat«, pflichtete Phil Danville bei und grinste aus purer Freude. »Wie ist es damit, Dotty? Es ist nicht mehr so, wie es noch vor kurzem war. Wie bist du an diese Informationen von der TE herangekommen, Jim? Sie hat dich bestimmt eine Menge gekostet …«
    »Das hat sie«, bestätigte Jim knapp. »Sie hat mich zuviel gekostet. Aber diesen Preis würde ich auch in doppelter Höhe bezahlen.«
    »Jetzt aber den Drink«, sagte Phil. »Es gibt gleich um die Ecke eine Bar – ich habe sie entdeckt, als wir hier hereingekommen sind. Gehen wir.« Er ging auf die Tür zu, und Jim folgte ihm, die Hände tief in den Manteltaschen.
    Der Bürgersteig, stellte er fest, war voller Leute, eine Menge, die ihm zuwinkte, ihn umjubelte. Er winkte zurück, er sah, daß viele Weiße gekommen waren, aber auch Farbige. Ein gutes Zeichen, überlegte er, während sich die kleine Gruppe Schritt für Schritt durch die dichte Menschenmasse voranbewegte. Uniformierte Stadtpolizisten Chicagos machten ihnen den Weg zu der Bar frei, die Phil Danville ausgewählt hatte.
    Ein rothaariges Mädchen drängte sich durch die Menge. Es war sehr klein und trug einen schimmernden Wub-Pelz-Freizeitpyjama: die Art, wie sie bei den Mädchen des Goldenes-Tor-Momente-der-Freude-Satelliten in Mode war. Atemlos kam sie auf ihn zugeeilt, drängelte, duckte sich. »Mr. Briskin …«
    Widerwillig hielt er inne und fragte sich, wer sie war und was sie wollte. Offenbar eines von Thisbe Olts Mädchen. »Ja«, sagte er und lächelte sie an.
    »Mr. Briskin«, keuchte das kleine rothaarige Mädchen, »es geht ein Gerücht auf dem Satelliten um … George Walt … die beiden hecken etwas mit Verne Engel aus – dem Mann von CLEAN.« Sie ergriff ihn besorgt am Arm, hielt ihn fest. »Sie werden Sie umbringen oder es versuchen. Bitte, seien Sie vorsichtig.« Ihr Gesicht war starr vor Entsetzen.
    »Wie heißen Sie?« fragte Jim.
    »Sparky Rivers. Ich … arbeite dort, Mr. Briskin.«
    »Danke, Sparky«, sagte er. »Ich werde an Sie denken. Vielleicht kann ich Ihnen irgendwann einen Kabinettsposten geben.« Er lächelte sie noch immer an, aber sie lächelte nicht zurück. »Ich mache nur Spaß«, sagte er. »Seien Sie nicht niedergeschlagen.«
    »Ich glaube, sie werden Sie umbringen«, sagte Sparky.
    »Vielleicht.« Er zuckte mit den Schultern. Es war bestimmt möglich. Er beugte sich etwas vor und küßte sie auf die Stirn. »Passen Sie auch auf sich auf, sagte er, dann ging er mit Phil Danville und Dorothy Gill weiter.
    Nach einer Weile sagte Phil: »Was werden Sie tun, Jim?«
    »Nichts. Was kann ich schon tun? Warten Sie, ich rate. Meinen Drink nehmen.«
    »Sie werden sich schützen müssen«, sagte Dorothy Gill. »Wenn Ihnen etwas passiert – was sollen wir dann tun? Der Rest von uns?«
    Jim Briskin sagte: »Die Auswanderung wird es dennoch geben, auch ohne mich. Ihr könnt noch immer die Schläfer wecken. Wie es in Bachs Kantate Nr. 140 heißt: ›Wachet auf. Schläfer erwachet!‹ Das wird von jetzt an eure Losung sein müssen.«
    »Dort ist die Bar«, sagte Phil Danville. Vor ihnen hielt ein

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