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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Satelliten.
    Nachdem das Jet’axi auf dem Landefeld niedergegangen war, eilte Cravelli die Rampe entlang, kaufte sich von der nackten, goldhaarigen Auskunftsdienerin eine Karte und stürmte durch Tor fünf, um nach Francys Tür zu suchen. 705 war es – oder so ähnlich, erinnerte er sich, aber unter dieser Anspannung fühlte er sich aus der Fassung gebracht. Bei fünftausend Türen, alle in einem Korridor, eine nach der anderen – und rings um ihn her, auf jeder Seite, wanden sich die belebten Bilder der Mädchen, zwitscherten und versuchten, seine Aufmerksamkeit einzufangen und ihn zu den Freuden, die ihn drinnen erwarteten, zu verlocken.
    Ich werde das Verzeichnis des Satelliten in Anspruch nehmen müssen, entschied er. Damit würde er zwar kostbare Zeit verschwenden, aber was hatte er für eine Alternative? In fieberhafter Eile hetzte er den Korridor entlang, bis er an der ungeheuer ausführlichen, mit Querverweisen versehenen, beleuchteten Verzeichnistafel mit all den Namen, die an und aus blinkten, wenn sich Räume leerten und wieder füllten, nachdem Kunden hinein- oder herauseilten, ankam.
    Es war 507, und momentan war kein Kunde dort.
    Als er die Tür öffnete, sagte Francy: »Hallo!« und setzte sich dann auf – vor lauter Überraschung, ihn zu sehen, blinzelte sie. »Mr. Cravelli«, sagte sie verunsichert. »Ist alles in Ordnung?« Sie rutschte vom Bett herunter, trug nur einen hellen Kimono aus einem billigen, dünnen Material und kam zögernd zu ihm heran, ihr Körper nackt und geschmeidig. »Was kann ich für Sie tun? Sind Sie wegen …«
    »Nicht zum Vergnügen«, informierte sie Tito Cravelli. »Knöpf deinen verdammten Kittel zu und hör mir zu. Gibt es eine Möglichkeit, wie du George Walt hier heraufbekommen kannst?«
    Francy überlegte. »Sie besuchen normalerweise nie eine Kammer. Ich …«
    »Angenommen, es würde Ärger geben. Ein Kunde, der sich weigert zu zahlen.«
    »Nein. Dann würde ein Rausschmeißer auftauchen. Aber George Walt würden hierherkommen, wenn sie annehmen würden, das FBI oder eine andere Polizeitruppe wäre hier eingezogen und würde uns Mädchen offiziell festnehmen.« Sie zeigte auf einen verborgenen Knopf an der Wand. »Für einen solchen Notfall. Sie haben eine richtige Neurose, was die Polizei angeht. Sie denken, daß sie früher oder später hier auftaucht – und deshalb müssen sie irgend etwas auf dem Gewissen haben. Der Knopf verbindet uns mit dem großen Büro, in dem sie sich meistens aufhalten.«
    »Drück den Knopf, sagte Cravelli und holte sein Lasergewehr heraus; er setzte sich auf Francys Bett und begann, die Waffe zusammenzubauen.
    Minuten vergingen.
    Francy stand unbehaglich an der Tür, lauschte und sagte: »Was wird passieren, Mr. Cravelli? Ich hoffe, es gibt kein …«
    »Sei still«, sagte er scharf.
    Die Zimmertür ging auf.
    Die Mutanten George Walt standen im Eingang, eine Hand auf dem Türknauf, während die anderen drei Hände kurze Metallrohrstücke umfaßt hielten.
    Tito Cravelli hob das Lasergewehr und sagte: »Es ist nicht meine Absicht, Sie beide zu töten, sondern nur einen von Ihnen. Das hinterläßt dem anderen ein halbes totes Gehirn, ein totes Auge und einen an ihm hängenden beeinträchtigenden Körper. Ich glaube nicht, daß Sie daran Gefallen finden. Können Sie mich mit etwas ebenso Furchtbarem bedrohen? Ich zweifle ernsthaft daran.«
    Nach einer Pause sagte einer von ihnen – er wußte nicht, welcher –: »Was … wollen Sie?« Das Gesicht verzerrte sich und war aschgrau, die beiden Augen starrten, nicht im Einklang, eines auf Tito, das andere auf sein Lasergewehr.
    »Kommen Sie herein und schließen Sie die Tür«, sagte Tito Cravelli.
    »Warum?« fragten George Walt. »Was soll das alles?«
    »Kommen Sie nur herein«, sagte Tito und wartete.
    Die Mutanten traten ein. Die Tür schloß sich hinter ihnen, und sie standen ihm gegenüber. Noch immer hielten sie die drei Metallrohrstücke. »Dies ist George«, sagte der Kopf gleich darauf. »Wer sind Sie? Seien wir vernünftig. Wenn Sie mit dem Service unzufrieden sind, den Sie von dieser Frau bekommen haben … Nein, siehst du denn nicht, daß das ein bewaffneter Raubüberfall ist?« unterbrach sich der Kopf selbst, als der andere Bruder die Kontrolle über die Stimmbänder übernahm. »Er ist hier, um uns zu berauben. Er hat diese Waffe mitgebracht, oder?«
    »Sie werden mit Verne Engel in Verbindung treten«, sagte Tito. »Und er wird mit seinem Attentäter Herbert Lackmore

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