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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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fangen Sie an, Ihre Sachen zu packen.« Die TE wird sie akzeptieren müssen, das wußte sie. Wegen Jim Briskins Rede. Sie wurden ihrer Entscheidung enthoben.
    »Mann, danke, Mrs. Sands«, murmelte Art Chaffy benommen. »Ich werde es sofort Rachael sagen. Ich werde sie aufwecken. Und – danke für den Anruf.«
    »Gute Nacht, Mr. Chaffy«, sagte Myra. »Und viel Glück.« Dann hängte sie zufrieden ein.
    Zu schade, dachte sie, daß es keine Möglichkeit gibt zu feiern. Leider ist außer mir niemand so spät noch auf. Denn das ist es, was diese Sache erfordert: eine Art Party.
    Aber wenigstens konnte sie heute nacht mit einem reinen Gewissen zu Bett gehen.
    Vielleicht zum ersten Mal seit Jahren.

 
8
     
    Seit siebzig Jahren regierte Leon Turpin das große Industrie-Syndikat, dem auch das Unternehmen Terra Entwicklungsgesellschaft eingegliedert war. Turpin, ein Jerry, war jetzt einhundertzwei Jahre alt und noch immer geistig vital, wenn auch körperlich gebrechlich. Das Problem für einen Menschen seines Alters lag im Bereich des unvorhergesehenen Unfalls. Eine gebrochene Hüfte würde nie wieder heilen und ihn auf Dauer ans Bett fesseln.
    Allerdings war ihm bisher kein solcher Unfall zugestoßen, und er kam, wie es seine Gewohnheit war, um acht Uhr morgens in den zentralen Verwaltungsbüros der TE in Washington D.C. an. Sein Chauffeur ließ ihn vor seinem Privateingang aussteigen, und von dort wurde er mit einem besonderen Lift in seine Etage des Gebäudes zu der Ansammlung seiner Büros hinaufbefördert, in denen er sich während des Arbeitstages mit einem dreirädrigen Elektrowagen bewegte.
    Heute zitterte der ältliche Chef der TE vor schlecht verborgener Nervosität, als ihn sein Lift in den neunzehnten Stock hinaufbrachte. Gestern nacht hatte er jemanden, irgendeinen Politiker, etwas erörtern gehört, von dem Turpin bis zu diesem Zeitpunkt geglaubt hatte, es sei das am strengsten gehütete Geheimnis seiner Gesellschaft. Jetzt waren der TE die Hände gebunden. Besorgt versuchte sich Leon Turpin den in Frage kommenden Weg vorzustellen, auf dem die Informationen hinausgesickert waren. Politik ist der Feind eines gesunden Wirtschaftsunternehmens, überlegte er. Neue Gesetze, schärfere Steuersätze, Einmischung … und jetzt dies. Während – und das war eine Tatsache – er selbst noch nicht einmal Gelegenheit gehabt hatte, diese neue Erschließung in Augenschein zu nehmen.
    Heute würde er den Schauplatz des technologischen Durchbruchs besuchen. Möglicherweise würde er, wenn es sicher war, auf die andere Seite hinübergehen.
    Turpin sah sich diese Dinge gern mit eigenen Augen an. Sonst konnte er nicht ganz begreifen, was geschah.
    Als er vorsichtig aus dem Lift trat, entdeckte er seinen Verwaltungsassistenten Don Stanley, der auf ihn zukam. »Können wir hinübergehen?« fragte er Stanley. »Ist es sicher? Ich möchte es sehen.« Er fühlte, wie heftiges Verlangen in ihm aufstieg.
    Stanley, ein behäbiger Mann, kahl, mit dicker Hornbrille gab zur Antwort: »Bevor wir das tun, Mr. Turpin, würde ich Ihnen gern die Sternbilder zeigen, die man da drüben gemacht hat.« Er ergriff Leon Turpins Arm, um ihn zu stützen. »Setzen wir uns, Sir, und diskutieren wir darüber.«
    Enttäuscht sagte Turpin: »Ich möchte keine Karten sehen – ich möchte selbst hingehen.« Wie auch immer – er setzte sich, und Stanley öffnete neben ihm einen großen Umschlag aus Manilapapier.
    »Die Sternbilder zeigen«, sagte Stanley, »daß unsere ursprüngliche Einschätzung der Situation nicht korrekt war.«
    »Es ist die Erde«, sagte Leon Turpin. Er fühlte sich stark entmutigt.
    »Ja«, sagte Stanley.
    »Vergangenheit oder Zukunft?«
    Stanley rieb sich die Unterlippe und sagte: »Weder noch. Wenn Sie die Sternenkarte ansehen würden, die …«
    »Sagen Sie es mir einfach«, forderte Turpin auf. Er konnte die Sternenkarte nicht lesen; seine Augen waren nicht mehr so gut.
    »Nehmen Sie an, wir gehen jetzt da hinüber«, sagte Stanley, »und ich werde mein Bestes tun, um es Ihnen zu zeigen. Es ist vollkommen sicher – unsere Ingenieure haben die Verbindungsstelle abgestützt, sie gedehnt und verstärkt, und wir tragen uns mit dem Gedanken einer stärkeren Energiezufuhr.«
    »Sie sind wirklich sicher, daß wir zurückkommen werden?« fragte Turpin verdrossen. »Soviel ich weiß, gibt es da drüben ein Mädchen, das jemanden getötet hat.«
    Don Stanley sagte: »Wir haben sie gefangen. Eine Gruppe der Firmenpolizei ist

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