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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hätten nützen können. Mindestens zehnmal, vielleicht sogar zwanzigmal soviel. Sie haben zum Beispiel das Metall nicht entdeckt. Sehen Sie, und das ist nur ein Beispiel.«
    Niemand beachtete ihn. Alle versammelten sich um das Linguistik-Gerät und warteten darauf zu sehen, wie der Kommunikationsversuch verlaufen würde.
    »Wer will denn mit diesem Halbaffen sprechen?« sagte Sal bitter. »Wer hat das nötig?« Er ging in einem ziellosen, sinnlosen Kreis umher. Ich muß meinen Kandidaten aus dieser Sache herausbekommen, dachte er. Ich kann nicht zulassen, daß er damit identifiziert wird.
    Aber Jim Briskin zeigte keinerlei Anzeichen, gehen zu wollen. In der Tat war er an den Karren herangetreten und sagte etwas zu dem Peking-Menschen, sprach direkt zu ihm. Versuchte wahrscheinlich, ihn zu beruhigen. Das sah Jim ganz ähnlich.
    Du verdammter Narr, dachte Sal. Du ruinierst deine politische Karriere; kannst du das nicht einsehen? All die Konsequenzen, die sich aus dem hier ergeben – bin ich denn der einzige, der sie sieht? Sie liegen doch auf der Hand. Aber so klar war die Sache offenbar doch nicht.
    Immer wieder sagte Dillingsworth in das Mikrofon des TE-Linguistik-Gerätes: »Wir sind Freunde. Wir sind friedfertig.« Zu Stanley sagte er: »Funktioniert dieses Ding nun, oder nicht? – Wir sind Freunde. Wir kommen in Frieden auf deine Welt. Wir werden niemanden weh tun.«
    »Es dauert«, erklärte Stanley. »Bleiben Sie dabei. Sehen Sie, er muß in Verbindung mit den eigentlich bedeutungslosen Worten visuelle Bilder aufnehmen, Bilder, die – während Sie sprechen – in Ihrem Gehirn aufblitzen, und die Kopien dieser visuellen Bilder direkt übertragen in das Gehirn dieses …«
    »Ich weiß, wie es funktioniert«, sagte Dillingsworth schroff. »Ich brenne nur darauf, daß es anfängt, bevor er Reißaus nimmt. Sehen Sie nicht, daß er genau das im Sinn hat?« In das Mikrofon sagte er noch einmal: »Wir sind Freunde. Wir kommen in Frieden.«
    Ganz plötzlich sprach der Peking-Mensch.
    Aus dem Audiobereich des Linguistik-Gerätes erklang ein dumpfes Geräusch. Automatisch aufgezeichnet, wurde es sofort wiederholt, als das Cassettendeck zurückspulte und die Stelle sofort abspielte.
    »Was hat er gesagt?« fragte der kleine Geschäftsmann aus Kansas City und sah von einem zum andern. »Was hat er gesagt?«
    Dillingsworth sagte in das Mikro: »Bist du auch unser Freund? Bist du mit uns befreundet wie wir mit dir?«
    Sal ging zu Jim Briskin hinüber, legte ihm die Hand auf seine Schulter und sagte: »Jim, ich möchte mit dir reden.«
    »Um Himmels willen, später«, antwortete Jim.
    »Jetzt«, sagte Sal. »Es kann nicht warten.«
    Jim stöhnte. »Jesus, Mensch, hast du den Verstand verloren?«
    »Nein, hab’ ich nicht«, sagte Sal ruhig. »Aber jeder andere hier. Du eingeschlossen. Los, komm.« Er ergriff Jim an der Schulter und zerrte ihn gewaltsam von der Gruppe weg auf die andere Straßenseite. »Hör zu«, sagte Sal. »Wie definierst du ›Mensch‹? Los, definiere mir ›Mensch‹.«
    Jim starrte ihn an und sagte: »Was?«
    »Definiere ›Mensch‹! Dann werde ich es tun. Der Mensch ist ein Werkzeuge herstellendes Tier. Okay, was ist all das hier – zum Beispiel dieser Karren und dieser Hut und dieses Päckchen und dieses Kleidungsstück? Und das Schiff, das wir gesehen haben, und dieser Gleiter mit dem Kompressor und der Turbine? Werkzeuge. Das alles sind – im weiteren Sinne – Werkzeuge. Zu was also machen diese Dinge dieses verdammte Wesen, das da oben am Steuer des Karrens sitzt? Ich werde es dir sagen: Sie machen es zu einem Menschen, das ist es. Er sieht zwar häßlich aus, und er hat eine niedrige Stirn und vorstehende Brauen und ist nicht allzu klug. Aber er ist schlau genug, um sich unter dem Strich zu qualifizieren, so schlau ist er, verdammt noch mal. Ich meine, mein Gott, er hat sogar Straßen gebaut. Und …« Sal zitterte vor Wut. »Und er hat sogar unseren QB-Satelliten abgeschossen!«
    »Sieh mal«, begann Jim müde, »das ist jetzt nicht der Zeitpunkt …«
    »Es ist der einzig richtige Zeitpunkt. Wir müssen von hier verschwinden. Zurück nach drüben und vergessen, was wir hier gesehen haben.« Aber natürlich war es – Sal hatte es nur zu gut gewußt – hoffnungslos. Der Hopper, zum Beispiel, gehörte der TE und wurde von einem TE-Piloten geflogen, dem Sal keine Anweisungen geben konnte. Nur Stanley konnte das, und offensichtlich hatte Stanley keinerlei Absicht aufzubrechen – er stand

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