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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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wie unsere eigene. Unnötig zu sagen, daß sich die Zähne von unseren grundlegend unterscheiden.« Er setzte hinzu: »In unserer Welt ist dieser Zweig der Evolution im Früh-Pleistozän, vor etwa eineinhalb Millionen Jahren, ausgestorben.«
    »Sind wir … in der Zeit zurück gereist?« fragte der Geschäftsmann aus Kansas City.
    »Nein«, sagte Dillingsworth gereizt. »Nicht eine Woche. Offensichtlich ist der Homo sapiens hier überhaupt nicht aufgetaucht oder hat sich aus irgendeinem Grund nicht durchgesetzt. Deshalb ist der Sinanthropus zur dominierenden Spezies geworden. Wie wir es in unserer Welt sind.«
    Frank Woodbine sagte: »Ja, ich habe gedacht, er bückt sich. Derjenige, der gestern aus dem Gleiter gesprungen ist.« Seine Stimme bebte.
    »Stimmt«, pflichtete Dillingsworth bei. »Der Sinanthropus konnte nicht völlig aufrecht gehen. Das war ein Vorteil in Savannengebieten, wo kurzes Gras wuchs; eine aufrechte Haltung hätte ihn zu einem besseren Ziel gemacht.« Er sprach langweilig. Methodisch.
    »Gott«, sagte Sal Heim. »Was machen wir denn jetzt ?« Er bekam keine Antwort. Von keinem von ihnen.
     
    Was für ein Schlamassel, sagte sich Sal Heim, als sie alle dreißig aus dem gelandeten Hopper kletterten und den angehaltenen Karren umringten. Zu verängstigt, um zu fliehen zu versuchen, starrte der Fahrer sie alle weiterhin lammfromm an und hielt eine Art Paket umklammert. Er trug, registrierte Sal, ein togaähnliches, einteiliges Kleidungsstück. Und sein Haar war, anders als bei den Nachbildungen von Frühzeitmenschen in den Museen, kurz und ordentlich geschnitten. Was das für Konsequenzen mit sich bringen wird, dachte Sal. Verdammt, was für ein elendes Pech!
    Aber es war noch schlimmer als das. Weit, weit schlimmer. Deshalb also würde Jim die Wahl verlieren … was sonst? Dies war nur ein Kiesel am Boden des Fasses. In einem intuitiven Erkenntnisblitz sah er die gesamte Sache bis in ihrer aller Leben hineinreichend ausgebreitet vor sich. Sie betraf sein Leben und Jims Leben und das aller anderen … Weißer und Farbiger gleichermaßen. Denn hinsichtlich der Rassenbeziehungen war dies eine absolute Katastrophe.
    Neben dem Karren bauten mehrere TE-Angestellte und Dillingsworth rasch ein Linguistik-Gerät auf. Offenbar wollten sie den Versuch unternehmen, sich mit dem Fahrer in Verbindung zu setzen.
    Hypnotisiert vom Anblick der auf dem Karren sitzenden Erscheinung, sagte der kleine, rundliche Geschäftsmann aus Kansas City stammelnd zu Sal: »Ist das nicht phantastisch? Sie haben eine Chance bekommen, und diese Beinahe-Menschen haben doch tatsächlich herausgefunden, wie man Straßen verlegt und Karren baut. Und sie haben sogar eine Gasturbine gebaut, im Fernsehen ist davon berichtet worden.« Er sah überwältigt aus.
    »Sie hatten eineinhalb Millionen Jahre Zeit dafür«, hob Sal hervor.
    »Aber es ist dennoch erstaunlich. Sie haben dieses Schiff gebaut, das wir gesehen haben: Es hat den Atlantik überquert! Ich wette, es gibt keinen Anthropologen auf der ganzen Welt, der darauf gesetzt hätte – der gewettet hätte, daß sie solch eine fortgeschrittene Kultur schaffen könnten, wie sie sie geschaffen haben. Ich ziehe meinen Hut vor ihnen; ich meine, es ist großartig. Es ist … sehr ermutigend, meinen Sie nicht? Es läßt einem irgendwie bewußt werden …« er bemühte sich, die richtige Formulierung zu finden – »… daß … wenn uns, dem Homo sapiens, etwas zustoßen würde, andere Lebensformen weiterexistieren würden.«
    Das ermutigte Sal Heim nicht.
    Das beste, was wir tun können, sagte er freudlos zu sich selbst, ist zusehen, daß wir in unsere Welt zurückkehren und das verdammte Loch verstopfen. Diesen Eingang von unserem Universum in dieses. Vergessen, daß es jemals existiert hat, daß wir dies hier jemals gesehen haben.
    Aber das können wir nicht, weil es immer irgendeinen neugierigen, übereifrigen Wichtigtuer gibt, der darauf bestehen wird, hier herumschnüffeln zu müssen. Und die TE selbst – sie wird nach wie vor eine Bestandsaufnahme der Rohstoffe dieser Welt machen wollen, um zu sehen, was davon verwendet werden kann. Also ist es doch nicht so einfach. Wir können nicht einfach unsere Augen schließen, weggehen und so tun, als wäre nichts passiert.
    »Ich glaube nicht, daß das, was diese Beinahe-Menschen hier geschaffen haben, so großartig ist«, sagte Sal laut. »Sie sind im Vergleich zu uns erbärmlich zurückgeblieben, und sie hatten zehnmal soviel Zeit, die sie

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