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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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persönlich glaube nicht, daß wir weiterfliegen sollten, bis …«
    »Betrachten Sie es so«, sagte Dillingsworth. »Wenn ich unrecht habe, dann spielt es keine Rolle. Wenn ich recht habe …« Er schaute an Pethel vorbei auf Jim Briskin. »Wir werden alles darüber wissen, noch bevor wir heute unsere Rückreise antreten.«
    Nach einer Pause sagte Jim: »Das genügt. Für mich zumindest.«
    Erbost kehrte Darius Pethel auf seinen Platz zurück. »Wenn ich gewußt hätte, daß es so wird …«
    »Wären Sie nicht mitgekommen?« fragte ihn Jim.
    »Ich weiß nicht. Möglicherweise nicht.«
    Sal Heim bewegte sich unruhig und sagte: »Mir war auch nicht bekannt, daß dieser Ausflug mit einem Wagnis verbunden ist.«
    »Was dachten Sie denn?« fragte ihn einer der Berichterstatter. »Nachdem sie unseren QB-Satelliten erledigt haben …«
    »Ich habe gerade erst davon erfahren«, fauchte Sal zurück, »als wir den verdammten Porter betreten haben.«
    Ein Fotograf, der für eines der großen Vidblätter arbeitete, sagte : »Wie wär’s mit einer Runde Draw-Poker? Buben oder bessere Karten zum Eröffnen, Centstücke als Chips, aber kein Tischlimit.«
    Innerhalb einer Minute hatte das Spiel begonnen.
     
    Voraus am Horizont glaubte Sal Heim etwas zu sehen, und er warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. Das ist die Normandie, stellte er fest. Wir sind fast da. Er fühlte, wie ihm die Kehle eng wurde; er konnte kaum atmen. Gott, was bin ich gespannt, erkannte er. Dieser Anthropologe hat mich wirklich verunsichert. Aber jetzt ist es zu spät zum Umkehren. Uns sind die Hände total gebunden; und irgendwie würde es auch schlecht aussehen, politisch gesprochen, wenn Jim Briskin jetzt einen Rückzieher machen würde. Nein, wir müssen zu unserem eigenen Besten weitermachen, ob wir wollen oder nicht.
    »Setzen Sie uns sofort ab«, wies Dillingsworth den Piloten mit einem abgehackten, eindringlichen Tonfall an.
    »Tun Sie das«, pflichtete Stanley von der TE bei. Der Pilot nickte.
    Sie waren jetzt über offenem Land; die Küstenlinie, das wellenbespülte Ufer, war hinter ihnen zurückgeblieben. Sal Heim sah eine Straße. Es war keine großartige Straße, aber sie konnte nicht irrtümlich für etwas anderes gehalten werden, und als er ihr mit den Blicken folgte, entdeckte er in der Ferne ein Fahrzeug, eine Art Karren. Jemand, der gelassen die Straße entlangfährt und seinen Routinejob tut, erkannte Sal. Er konnte jetzt die Räder des Wagens und seine Ladung sehen. Und vorn den Fahrer, der eine Mütze trug. Der Fahrer schaute nicht auf. Offenbar war er sich des Hoppers nicht bewußt. Und dann erkannte Sal, daß der Pilot die Düsen ausgeschaltet hatte. Der Hopper schwebte lautlos nach unten.
    »Ich werde ihn auf die Straße setzen«, erklärte der Pilot. »Direkt vor dem Karren.« Er schaltete kurz eine Retrodüse ein, um den Fall des Hoppers zu bremsen.
    Dillingsworth sagte: »Mein Gott, ich hatte recht.«
    Als der Hopper aufsetzte, waren sie schon fast alle auf den Füßen, starrten auf den Karren vor ihnen und versuchten herauszufinden, was es war, das der Anthropologe sah. Der Karren hatte angehalten. Der Fahrer stand von seinem Sitz auf und starrte auf den Jet-Hopper und sie.
    Sal Heim dachte: »Etwas stimmt mit diesem Mann nicht. Er ist … entstellt.«
    Ein Vidblatt-Reporter sagte rauh: »Muß von Kriegsfolgen herrühren – Strahlung, radioaktiver Niederschlag. Gott, er sieht furchtbar aus.«
    »Nein«, sagte Dillingsworth. »Das kommt nicht vom radioaktiven Niederschlag. Haben Sie das nicht schon früher einmal gesehen? Wo haben Sie es schon einmal gesehen? Überlegen Sie.«
    »In einem Buch«, sagte der kleine Geschäftsmann aus Kansas City. »Es ist in dem Buch, das Sie da haben.« Erzeigte auf Dillingsworth. »Sie haben darin etwas nachgeschlagen, nachdem wir diese Fischerboote passierten!« Seine Stimme hob sich quiekend.
    Jim Briskin sagte: »Er ist der Vertreter einer vormenschlichen Rasse.«
    »Er gehört zum paläoanthropischen Flügel der Primatenevolution«, sagte Dillingsworth. »Ich vermute, es ist ein Sinanthropus, eine ziemlich hochentwickelte Form der Pithecanthropi, auch Peking-Mensch genannt. Beachten Sie die niedere Wölbung des Schädels, den sehr starken Brauenwulst, der ungebrochen oberhalb der Augen über die Stirn verläuft. Das Kinn ist nicht entwickelt. Dies sind affenartige Züge, die der Hauptstamm der Homo sapiens verloren hat. Die Hirnkapazität ist allerdings groß genug, fast so groß

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