Das Jesus Sakrileg 2
hebt seinen Kopf und schaut Pilatus an, aber noch immer sagte er nichts. Ich spüre, wie Pilatus ungehalten ist durch das Nichtantworten von Joshua. Die Menge ist immer noch sehr leise. Alle warten, dass er etwas sagt, aber Joshua sagt kein Wort.
„Ich frage dich ein letztes Mal. Nimmst du diese Ehre an?“
Lucius geht auf Joshua zu und flüstert ihm etwas zu. Leider kann ich nicht verstehen , was. Diese Stille ist unerträglich. Nimm das Angebot an, Joshua, bitte. Hier ist kein Platz für Eitelkeiten, geschweige denn für falsch verstandene Gerechtigkeit. Lucius bewegt sich von ihm weg. Was hat das zu bedeuten?
Ganz langsam hebt Joshua seinen Kopf und seine Augen sind auf Pilatus gerichtet.
„Wahrlich, ich sage dir: Wenn es Sünde ist, Vergebung zu verkünden, dann soll er für mich sprechen!
Wenn es Sünde ist, das Joch der Unterdrückung zu verdammen, dann soll er für mich sprechen!
Wenn es Sünde ist, die Wucherer aus meines Vaters Tempel zu vertreiben, dann soll er für mich sprechen!
Wenn es Sünde ist, auch dich, Pilatus, zu lieben , wie ich meinen Nächsten liebe, dann soll er für mich sprechen!“, antwortet Joshua mit eindringlichen und entschlossenen Worten. Ich bin sehr erschrocken. Hat er komplett den Verstand verloren? Will er sterben?
„Meine Frau erzählte mir bereits, dass du sprachst: liebe deine Feinde. Aber Pilatus ist nicht dein Feind. Rom ist der Verbündete aller Israeliten. Doch ich sage dir, Nazarener, dass du an Heimtücke nicht zu übertreffen bist, du lässt den Menschen im Glauben, du würdest die Liebe und die Glückseligkeit verheißen und diese Narren lauschen deinen Lügen. Aber heimlich und mit der Heimtücke eines Schakals planst du einen Aufstand gegen Rom.
Aber gut, soll keiner sagen, Pilatus wäre nicht barmherzig. Ganz Jerusalem ist mein Zeuge, dass du selbst entschieden hast, auf einen Verteidiger zu verzichten. Und um meine Güte zu zeigen, werde auch ich auf den Ankläger verzichten. Also bleibst du nur mir Rechenschaft schuldig. Keiner dieser Advokaten soll die Worte, die gesprochen werden, verdrehen. So soll es sein“, sagt Pilatus und die Menge spürt, dass er mächtig verärgert ist, da Joshua Lucius als Verteidiger abgelehnt hat und mit seiner Ansprache Pilatus verhöhnt. Aber ich denke, dass er ihn nicht verhöhnt hat. Ich denke, Joshua meint seine Worte ehrlich, so wie er sie sprach.
Doch Pilatus ist zu hasserfüllt, um zu wissen, was das Wort Liebe wirklich bedeutet.
„Nun gut, du weißt, wessen du beschuldigt wirst, da du dich selbst verteidigen willst, dann tue das. Was hast du gegen diese Anschuldigungen vorzubringen?“
„Ein Kaufmann beschuldigte einen Tagelöhner eines Diebstahls. Dieser Tagelöhner schwor bei allem , was ihm heilig war, selbst bei seines Mutters Leben, dass er diesen Kaufmann noch nie gesehen hatte. Und dass er noch nie einem anderen Menschen Unrecht getan hatte. Dennoch wurde er für schuldig befunden. Der Tagelöhner kam ans Kreuz. Die Welt hatte ihre Gerechtigkeit. Doch seit diesem Tage ist dem Kaufmann kein Schlaf mehr vergönnt.“
„Willst du damit sagen, du wärst zu Unrecht hier?“
„Wenn ein Urteil längst gefällt wurde, bedarf es keiner Verhandlung mehr. Doch wird dieses Urteil nicht deinen Schlaf kosten. Aber gebe ich dir einen Rat …“, sagt Joshua und will fortfahren, als Pilatus ihm ins Wort fällt.
„Einen Rat? Von einem Verbrecher? Der Statthalter lässt sich keinen Rat von einem Verbrecher geben. Lass dir das gesagt sein“, sagt er boshaft und wütend und gibt einem seiner Soldaten ein Zeichen.
Dieser kommt auf Joshua zu und schlägt mit der Peitsche auf seinen bereits geschundenen und aufgeplatzten Rücken. Joshua zuckt kurz zusammen, schreit aber nicht. Blut zischt mit der Peitsche durch die Luft. Und mit dem Blut auch Hautfetzen. Die Menge zuckt zusammen und ich, ich bin zu Tode erschrocken, doch will ich schreiben, um nicht schwach zu werden. Dieser verdammte Bastard!
„Einen Rat …? Diesen Peitschenschlag hast du dir selbst zuzuschreiben. Niemand, außer dem Kaiser selbst, gibt Pilatus einen Rat!“
Joshua blickt Pilatus an. Pilatus Augen sind hasserfüllt, aber Joshuas noch immer nicht. Ich glaube, das macht Pilatus noch wütender. Ich glaube, ihm ist es lieber, wenn Joshuas Blicke Wut und Hass ausstrahlen würden. Aber das tun sie nicht.
„Einst kam ein Kaufmann von seiner langen Reise übermüdet in einer ihm unbekannten Stadt an, dort begegnete er dem Dorfnarren, er fragte: „Sag,
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