Das Jesus Sakrileg 2
kannte all die Antworten, aber hatte er je an sie geglaubt und sie auch gelebt? Oder hatte er nur an das geglaubt, was ihm sein Kardinal glauben lassen wollte? Und danach gelebt, was dieser ihm auftrug?
Ismail fühlte sich machtlos. Dieser große Mann fiel vor dieser armen alten Frau auf die Knie, die Waffe von ihr abgewendet und bereit, seiner Verletzbarkeit Oberhand geben zu lassen. Doch gerade in dem Moment, als er sich vollends diesen versteckten Sehnsüchten hingeben wollte, bekam er von hinten einen kräftigen Schlag zu spüren.
Dies geschah so schnell, dass weder Esther noch die anderen begriffen , was geschah, bis auf Kaan, denn der hatte auf diese Gelegenheit gewartet.
Ein Mann hatte sich hinter einem Busch versteckt, der wenige Meter hinter Ismail stand und auf ein Zeichen von Kaan gewartet. Kaan hatte diesen günstigen Moment sofort genutzt und eine unauffällige Handbewegung gemacht. Der Mann stürmte aus seinem Versteck und schlug mit einem Holzstock, welchen er in der Hand hielt, auf Ismails Kopf.
Jalal und Ali erschraken, nutzten aber die Gelegenheit, sich aus der Gefahrenzone zu entfernen.
Auch Antara erschrak, aber er war zu jung und daher wie gelähmt von diesem Überraschungsangriff.
Nur Esther erschrak nicht. Sie befürchtete jedoch das Schlimmste.
Sie schien die Einzige zu sein, die glaubte, diese Angelegenheit ohne Blutvergießen beenden zu können. Aber anscheinend sah das Kaan anders. Ihre Enttäuschung konnte sie nicht verbergen.
Aber Kaan hatte nicht mit der Widerstandsfähigkeit von Ismail gerechnet.
Der Schlag war wie eine kalte Dusche für Ismails Seele und er verspürte keinerlei Schock oder Schmerzen.
Die positiven und reumütigen Gedanken waren genauso schnell verflogen, wie sie da waren. Ismail erkannte augenblicklich die Situation und rollte sich nach links ab, die Waffe auf seinen Angreifer gerichtet. Ohne zu zögern, drückte er ab und der Angreifer sackte wie ein lebloses Stück Fleisch zu Boden.
Er war augenblicklich tot. Die Wut bemächtigte sich wieder Ismails. Diese unbändige Wut, die ihm die Kontrolle über sich nahm. Vor allem war er wütend auf sich selbst, dass er sich von dieser alten Frau hatte einlullen lassen. Dieser alte Frau, die ihn in eine Falle locken wollte.
„Du Hexe!“, schrie er auf Arabisch, stand auf und wollte auf Esther schießen, die bereits wieder einige Meter zurückgegangen war und den verstörten Antara in den Armen hielt, um ihn in Deckung zu bringen.
Doch hier geschah etwas, was wohl kaum einer für möglich gehalten hätte. Denn genau in dem Moment, als Ismail abdrückte, sprang Ali, der sich auf Esther zubewegt hatte, um Antara an sich zu nehmen, vor sie und fing die Kugel mit seinem Körper auf. Ali fiel zu Boden, dabei strauchelte Esther und konnte Antara nicht halten.
Kaan sah dies und eilte den beiden entgegen. Er sah auch, wie sich Ismail schnellen Schrittes auf Esther und Antara zubewegte.
Voller Verzweiflung lief Kaan auf die am Boden Liegenden zu. Auch hier fackelte Ismail nicht lange, drückte ab und die Kugel bohrte sich in Kaans Brust. Ismail schnappte sich den am Boden liegenden Antara und zielte mit der Waffe auf Esther. Esther schaute ihn an. Ihre Augen waren der Tränen müde.
„Tue, was du gedenkst , tun zu müssen. Ich bin alt und all dieser Gewalt überdrüssig. Aber glaube nicht, du seiest ein Gesandter des Herrn oder ein Diener Jesus.“
„Was weißt du über Jesus, alte Hexe?“
„Mehr als so mancher. Auch wenn wir dich alle hassen, würde er dir noch immer die Hand reichen zur Vergebung. Du beschmutzt nur sein Antlitz mit deiner blinden Ideologie. Dies hier hat er nicht gewollt. So drücke ab. Aber lass den Jungen gehen.“
„Du wirst sterben , alte Frau, aber heute nicht. Diesen Gefallen tue ich dir nicht“, sagte Ismail und rannte mit Antara im Arm davon. Antara war seine Lebensversicherung, falls noch irgendwelche Männer irgendwo hinter den Büschen lauerten. Aber es versteckten sich keine Männer im Hinterhalt.
Die Bruderschaft war eine sehr kleine Gruppe. Am Wagen angekommen , blieb er stehen und richtete die Waffe auf Antara. Ali hatte ihm all diesen Schlamassel eingebrockt. Und seinem Sohn würde es nun nicht anders ergehen als seinem Vater, seiner Mutter und seinen Geschwistern. Jetzt war ihm der Kleine nicht mehr nützlich, sondern nur hinderlich.
Ihn zu erschießen, war in seiner jetzigen Situation nicht schwerer, als einen Soldaten zu erschießen. Und Kinder würden auch irgendwann zu
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