Das Jesus Sakrileg 2
wo finde ich die nächste Herberge?“
„Herr, dort über dem Hügel ist eine Herberge, aber geht heute Nacht nicht dorthin, Gesindel treibt sich da rum“, antwortete der Narr.
Der wohlhabende Kaufmann lachte und antwortete: „Darum bist du wohl der Dorfnarr und ich ein wohlhabender Kaufmann.“
Der Kaufmann ging zur Herberge. Am nächsten Morgen fand der Narr einen Mann am Straßenrand, all seiner Habe beraubt und fürchterlich zugesetzt.
Der Narr ging zu ihm und sagte: „Nun Herr, ich mag ein Narr sein, aber dennoch ist mein Rat nicht weniger wert als der eines edlen Kaufmannes, denn er kam von Herzen“, sagt Joshua und sein Blick weicht nicht von Pilatus. Pilatus weicht seinem Blick aus und geht zu seinem Thron und setzt sich auf diesen.
„Aus dir werde ich nicht schlau. Anstatt dich zu verteidigen, kommst du mit Gleichnissen oder anderem dummen Zeug. Bist du vielleicht gar nicht so schlau, wie alle behaupten? Selbst meine Frau hält dich für etwas Besonderes. Aber eine Frau kann man leicht täuschen, doch mich hintergehst du nicht. Ist dir denn gar nichts an deinem Leben gelegen? Willst du nicht einmal wissen, wie wir dich gefangen nehmen konnten? Oder willst du ein Märtyrer sein?“, fragt Pilatus und schaut Joshua an. Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe den Eindruck, als würden Joshua Tränen in den Augen stehen.
„Sicher ahnst du es. Ja, du wurdest verraten. Verraten für ein paar Goldstücke von deinen eigenen Leuten. Wie kannst du da von Liebe sprechen, wenn nicht einmal die, die mit dir ziehen, sich an deine Gebote halten und dich für einige wenige Goldstücke verraten? Wie kannst du dir das gefallen lassen? Verspürst du keine Wut auf diese Feiglinge?“, dominiert Pilatus, steht wieder von seinem Thron auf und bewegt sich vor diesen. Ich glaube, ich weiß, was Pilatus vorhat. Er will an Joshuas Stolz kratzen.
Also, in mir kocht alles, wenn ich nur an diese Verräter denke. Auch wenn ich es nicht mit Sicherheit sagen kann, weiß ich es dennoch, dass es die drei sind, die da hinten stehen. Neben diesen anderen Halunken, die in Jerusalem bekannt sind, dass sie zu einer Bande gehören, deren Anführer Barabbas ist. Ich habe sie vorhin alle zusammen kommen sehen.
Und fast, als würde mich Joshua bestätigen, schaut er in die Menge und sein Blick trifft genau die drei, die ich beschuldige.
Er fixiert alle drei mit seinem Blick und im Scheine der Sonne sind seine Augen feucht. Feucht, weil er über sie enttäuscht ist, da die ihm Nächsten ihn verraten haben! Oder feucht, weil die Sonne ihn blendet? Das mag sich für dich seltsam anhören, aber ich weiß die Antwort darauf nicht. Denn er wirkt nicht wütend auf sie oder vergrämt. Sein Gesicht scheint friedlich und noch immer voller Mitgefühl. Und die Tränen, sie sprechen eine Sprache, die ich nicht verstehe!
Ach, wie ich ihn doch liebe, liebes Tagebuch!
„Ich vergebe ihnen, denn das, was sie taten, taten sie nicht des Hasses wegen. Oder um des Goldes willen. Ihre Gedanken sind benebelt von dem Wunsch nach Freiheit. Doch sage ich euch, nicht das Schwert wird Palästina vom Joch der Römer befreien. Nur die Liebe vermag Frieden auf ewig zu binden. Auch wenn ich der bin, für den ihr mich haltet, so bin ich nicht auf Erden, um das Schwert für euch zu führen. Weder Schwerter noch Pfeile aus Feuer bringe ich mit. Sondern Worte der Liebe, damit ihr alle einander liebet, wie ich euch liebe. Nehmt den Kummer von euren Herzen, es grollt euch niemand, denn ich grolle euch auch nicht.“, sagt Joshua und sein Blick wandert zu Josef und mir. Ich habe gerade einen Kloß im Hals.
Ach, ich fühle mich noch immer so unsicher, wenn er mich anschaut. Wieso kann er meine Gedanken lesen? Ihnen vergeben, wie kann ich das? Wo sie ihm all dieses Leid angetan haben! Zu gerne wüsste ich den Grund für diese schändliche Tat. Gold kann dies doch kaum gewesen sein oder?
Dann blickt Joshua in die Menge.
„Was getan wurde, wurde getan, damit meines Vaters Wille geschehe. Aber euch will ich bitten, lasst ab von den bösen Gedanken, die noch immer in euch wohnen“, sagt Joshua und nun weint er wirklich. Sein Blick wandert wieder zu den drei Jüngern.
Sie können seinem Blick nicht standhalten und tauchen in der Menge unter. Es gibt nun für mich keinen Zweifel, dass diese drei den Verrat verübt haben. Möge das Essen in ihren Rachen stecken bleiben. Ich weiß nicht, ob ich ihnen jemals verzeihen kann.
Und dann geschieht etwas Seltsames. Pilatus fängt
Weitere Kostenlose Bücher