Das Jesus Sakrileg 2
allem, warum kümmerte es Nick?
Wieso bin ich hier? Ich kann doch nichts für ihn tun, waren Nicks Gedanken. Er konnte nicht dagegen ankämpfen. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, er empfand Mitgefühl für John! Ein ihm eigentlich fremder Wesenszug. Dafür war im harten Businessalltag wirklich kein Platz.
Klar, oberflächlich schon, aber es waren nur Worte ohne Wert. Aber nun war dieses Mitgefühl echt und er musste sich eingestehen, dass diese Eigenschaft sich gut anfühlte, verdammt gut sogar. Aber wie konnte er John jetzt helfen?
Er war weder Assistenzarzt noch hatte er eine wirkliche Ahnung von erster Hilfe. Doch schien seine Sorge unbegründet. John war bei Bewusstsein und erkannte Nick.
„Wusste gar nicht, dass Sie Arzt sind?“
Nick war ein wenig verlegen und hatte keine Ahnung, was er antworten sollte. Anscheinend hatte John dies gemerkt.
„Aber mir geht es schon besser. Ich glaube, ich hatte nur einen kleinen Schwächeanfall. Wenn Sie mich zu meinem Platz begleiten könnten, damit ich meine Tabletten nehmen kann, wäre ich Ihnen sehr dankbar“, sagte John und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln.
„Ich glaube, er hat Recht. Ich werde ihm ein wenig Gesellschaft leisten und mir seinen Puls anschauen, wenn das für Sie okay ist“, sagte Nick zur Stewardess.
„Sie sind der Arzt“, sagte die Stewardess und Nick merkte, dass sie anscheinend heilfroh war, die Verantwortung an Nick abzugeben.
Nick begleitete John zu seinem Platz.
„Und nun erzählen Sie mir in aller Ruhe, was diese Arztnummer sein sollte?“, fragte John , ohne einen Vorwurf in der Stimme.
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Sie sind mir von Anfang an sehr sympathisch gewesen und nach unserem Gespräch vorhin habe ich mir Sorgen um Sie gemacht. Und als dann nach einem Arzt gerufen wurde, musste ich nachschauen.“
John lächelte Nick an und dieser spürte: John rührte es, dass ein Fremder Mitgefühl zeigte.
„Sie scheinen ein guter Junge zu sein , Nick. Und vielleicht hat Ihr Gefühl Sie ja nicht getäuscht …“, antwortete John und blickte aus dem Fenster des Flugzeuges hinaus in den blauen Himmel.
Der Himmel hoch oben war klar, unter dem Flugzeug war ein Teppich von weißen Wolken ausgelegt. Wie Watte, dachte Nick und überlegte, ob die Menschen vor hunderten von Jahren dachten, dass auf diesen Wolken ihre von ihnen gegangenen Liebsten wanderten und umhertollten oder auf sie warteten.
Vielleicht glaubten das die Menschen noch heute.
Es war ein schöner Anblick. Aber Seelen konnte Nick nicht sehen, der Johns Blick gefolgt war und überlegte, ob dessen Blick seine Frau auf einer dieser weißen Wolken suchte. Wie sie auf dieser saß und ihrem Mann zuwinkte oder ihm gar ein wenig Mut zum Leben gab. Das wäre schön, sagte die Sehnsucht Nicks.
„… Ich bin des Lebens überdrüssig“, fuhr John fort, seinen Blick immer noch an eine der vielen weißen Wolken unterm Flugzeug gerichtet.
Nick konnte sich vorstellen, wie sehr John seine Frau geliebt haben musste und ein wenig Neid nahm sich seiner an, denn ihm war dieses Glück nicht beschert.
„Fehlt Sie Ihnen so sehr?“, fragte Nick zaghaft.
„Ja. Sie fehlt mir. Sie war alles, was ich hatte. Sie fehlt mir so sehr, dass jeder Gedanke an sie wie Nadelstiche in meinem Körper ist. Die Minuten sind wie Tage und die Nächte sind das Schlimmste. Weil mich dort die Erinnerungen heimsuchen. Nacht für Nacht. Sie geben mir keine Ruhe.“
„Wollten Sie deswegen sterben?“, fragte Nick und im nächsten Augenblick schämte er sich für die Frage.
Aber John schien dies nichts auszumachen, denn er lächelte.
„Nein. Das war nur ein Schwächeanfall. Aber ich wollte sterben. Ja. Nichts sehnte ich mehr herbei als den Tod. Aber als ein tiefgläubiger Mensch ist es mir untersagt, mir das Leben selber zu nehmen. Daher hatte ich alles bis ins kleinste Detail geplant gehabt …“
Nick schaute ihn an und fragte nicht, was ihm auf der Zunge brannte, obwohl John kurz inne hielt. Nick war der Meinung, dass er John einfach reden lassen sollte. Es tat manchmal gut, sich von quälenden Gedanken zu befreien, indem man über sie sprach. Und er wollte ein offenes Ohr für John haben. Diese Zeit hatte er. Und Andreas, das Tagebuch? Das musste warten.
„… als gläubiger Christ dachte ich, dass Gott mir verzeihen würde, wenn ich mir in seiner heiligsten Stätte das Leben nehmen würde. Damit er sieht, dass mein Leben ihm gilt, aber meine Liebe meiner Frau und er mich wieder zu
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