Das Jesus Sakrileg, Teil 1: Thriller (German Edition)
wenn die Schriften Recht hatten, dann wusste sie , wie es enden würde.
Denn sagte nicht Jesaja , dass er viel leiden, bespien und gegeißelt werde, um am Kreuze zu sterben?
Jetzt, wo er Gottes Sohn ist, wie sollen wir uns je lieben? Dass er sich irrte, kam für mich nicht in Betracht. Dafür hatte Joshua ein zu reines Herz. So ein Herz besitzt kein Mensch. Ich arme Frau! Da stand ich nun, lauschte heimlich und wusste nicht, worüber ich mich elender fühlen sollte, über das Gehörte oder über meine Tat. Joshua nahm Maria in den Arm und tröstete sie. Zärtlich streichelte er ihr über das Haar. Am liebsten wäre ich zu ihnen gelaufen. Nachdem Maria aufgehört hatte zu weinen, sagte Joshua: „Es ist spät. Ein langer Tag wartet morgen auf mich.“
Joshua gab Maria einen Kuss auf die Stirn und ging. Maria konnte es nicht sehen, aber ich hingegen schon, Joshua weinte und ich bin mir sicher, dass er im Flüsterton zu sich sprach: „Dann sei es so.“
Joshua ging an dem Strauch, hinter dem ich mich versteckte, vorbei und ich fürchtete schon, dass er mich entdecken würde. Aber er ging, ohne sich umzudrehen, deswegen glaube ich nicht, dass er mich gesehen hat. Dass ich diese Nacht nicht schlafen konnte, kannst du dir sicher vorstellen! Die schlimmsten Al pträume quälten mich. Am nächsten Tag waren wir alle recht früh wach. Ich glaube, kaum einer hatte wohl geruht, da alle gespannt waren, was Joshua zu sagen hatte. Joshua war der letzte, der erwachte.
Als er zu uns kam, hatten wir schon das Frühstück gemacht und er setzte sich zu uns auf den Boden.
Keiner sagte etwas, auch Joshua nicht. Er ließ sich von den fragenden Blicken nicht irritieren, aß sein Brot und trank seinen Tee. Dann stand er auf und sagte: „Ihr, die ihr heute hier seid und meinetwegen euer Leben hergabt und eure Familien verließt, um mit mir dem Leid und der Angst der vielen mit Liebe entgegenzutreten, sollt wissen, dass ich euch immer geliebt habe und lieben werde. Ihr seid meine Familie, meine Brüder und Schwestern. Auserkoren seid ihr, das Wort nach mir zu verkünden. Ich sage euch, so oft ich die Schrift in Frage gestellt habe, so gibt es auch Wahrheit in dieser. Und jede Wahrheit ist keine ohne die Liebe. Drum braucht der Bruder die Gefolgschaft seines Bruders mehr, als die seines Nachbars. Denn wie kann der Nachbar dir glauben, wenn nicht einmal dein eigener Bruder dir glaubt?“
Joshua hielt kurz inne und sein Blick wanderte zwischen unseren Reihen hin und her. Es war, als würde ein Vater zu seinen Kindern sprechen. Ich konnte seinen Blick nicht erwidern. Ich schaute auf den Boden.
„Ich glaube dir, Meister. Egal, was geschehen mag. Ich werde dir immer folgen“, sagte Judas.
„Ein gutes und reines Herz hast du, Judas. Glauben heißt nicht blinder Gehorsam. Glauben heißt auch Ehrlichkeit. Ist da etwas, was euch erzürnt oder das ihr nicht versteht, so redet darüber. Im Gespräch werdet ihr eine Lösung finden, die euch wieder Freunde werden lässt. Manchmal heißt Glauben auch Veränderung. Veränderung erst uns gegenüber. Denn wie kannst du von einem Fremden erwarten, er solle vor seinem Hause kehren, wenn man deine Türe vor lauter Laub gar nicht sieht?
Wenn ihr einen Groll gegen mich hegt, so sprecht frei heraus.“
„Niemals würde ich an dir zweifeln. Du bist unser Hirte“, sagte Jakobus.
„Nicht du allein hast diese Worte gesagt, Jakobus“, antwortete Joshua und lächelte.
„Meister, auch ich glaube deinen Worten. Sie haben viel Gutes bewirkt und Gutes getan. Ich spüre im Volke eine Veränderung, aber ist wirklich alles, was die Rabbis uns bisher lehrten, falsch? Wir sind nur einfache Fischer, Meister und manche Worte machen uns noch immer Angst, weil wir sie nicht begreifen“, sagte Taddäus.
„Auch diese Worte sprachen nicht nur aus deinem Herzen, Taddäus. Ich sage euch, nicht jedes Wort der Rabbis ist falsch. Jedoch sollte jedes vorher abgewogen und vermessen werden, bevor es die Zeilen einer neuen Schrift erfüllt. Und du, Petrus, was lässt dein Herz schwer werden, der du doch immer an meiner Seite warst, wie mein großer Bruder?“
Joshua blickte tief in Petrus´ Gesicht. Ich konnte spüren, wie sehr es Joshua zu bedrücken schien, dass Petrus ihm nicht wohlgesonnen war.
Ich hatte dies schon seit einiger Zeit gemerkt. Ich glaube, es hat mit mir zu tun. Petrus war immer der engste Vertraute Joshuas. Doch nach und nach distanzierte sich dieser von ihm. Ich bin mir sicher, dass Petrus mich
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