Das Jesus Video
unduldsamen Klang bekam.»Shimon — das sind lauter junge Leute, intelligent, strotzend vor Energie und so neugierig, daß sie fast platzen. Es ist mir egal, wie du es anstellst, aber keiner von denen kommt mir heute abend in die Nähe von Areal 14, alright«
Der andere sah ihn lange an, und wie immer stellte sich jenes gegenseitige Verstehen ein, das sie beide als magisch empfanden.»Alright«, sagte Shimon dann. Es klang wie ein Versprechen. Es war ein Versprechen.
Er seufzte, stieg mühsam aus der Grabungsstelle hinauf auf den schmalen Steg des ursprünglichen Bodens. Drüben an Areal 3 standen sie schon. Junge Männer hauptsächlich, nur einige wenige, heftig umworbene Frauen dazwischen. Sie beobachteten den schwarzen Wagen, der jetzt langsam, beinahe unschlüssig über den Parkplatz rollte, und dann wieder ihn. Er glaubte ihre Blicke auf der Haut zu spüren, während er gelassenen Schrittes auf das lose abgegrenzte Geviert zuging, in dem die Autos abgestellt waren. Zumindest hoffte er, daß es gelassen aussah und nicht einfach gebrechlich. Seit er die Siebzig überschritten hatte, fielen ihm die Klagen seines Vaters wieder ein, der siebenundachtzig geworden war und seine Familie die letzten siebzehn Jahre seines Lebens über den, wie er es zu nennen pflegte, fortschreitenden Zerfall seines Körpers keinen Tag im unklaren gelassen hatte.
Der schwarze Wagen war zum Stehen gekommen. Gelbes Nummernschild, also ein israelischer Wagen. Wo um alles in der Welt bekam man in Israel so ein Auto? Er staunte immer wieder, was Geld auszurichten vermochte.
Offenbar warteten sie im vermutlich angenehm klimatisierten Inneren. Als er den Wagen erreicht hatte, stieg der Chauffeur aus, ein Koloß von einem Mann, breitschultrig, militärisch kurzgeschnittene Haare, in eine ebenfalls beinahe militärisch aussehende Uniform gekleidet, einen Revolver unübersehbar im Schulterhalfter. Sicher war er hauptberuflich Bodyguard und nur nebenbei Chauffeur, denn die Art, wie er den Wagenschlag öffnete, wirkte linkisch und einstudiert.
Der Mann, der dem Fond der Limousine entstieg, war nicht nur reich und mächtig, er sah auch so aus. Er trug einen perfekt sitzenden dunkelblauen Anzug, der in dieser Umgebung völlig deplaziert gewirkt hätte, wäre er von jemand anderem getragen worden. John Kaun aber, jeder Zoll unumschränkter Herrscher über ein weltweites Firmenkonsortium, war es gewohnt, daß sich die Umgebung nach ihm richtete, nicht umgekehrt. Irgendwie schien das auch für Wüstenlandschaften, archäologische Grabungsstätten und hochsommerliche Temperaturen zu gelten.
Sie begrüßten einander mit der gebotenen Höflichkeit. Sie waren einander erst zweimal begegnet — das erste Mal, als es um die Frage der finanziellen Unterstützung der Ausgrabungen ging, dann noch einmal, als in New York eine Ausstellung von Funden aus der Zeit des Königs Salomo eröffnet worden war. Zu behaupten, daß sie einander leiden konnten, wäre übertrieben gewesen. Es war wohl eher so, daß jeder den anderen als notwendiges Übel betrachtete.
»Sie haben es also geschafft«, sagte John Kaun dann und ließ dabei seinen Blick über die Gegend schweifen. Es war faszinierend, ihm dabei zuzusehen — man hatte den Eindruck, daß diese Augen imstande waren, die zur Verfügung stehenden optischen Informationen buchstäblich anzusaugen, die Umgebung förmlich leerzuschauen. Man erwartete, daß die Berge sich diesen Augen entgegenwölbten oder daß die Farbe aus ihnen schwand, irgend etwas in der Art.»Sie haben etwas gefunden, das mehr sein wird als eine Fußnote in einem archäologischen Lexikon.«
»So sieht es aus«, nickte Charles WilfordSmith.
»Heinrich Schliemann hat Troja gefunden. John Carter das Grab des Tut-Ench-Amun. Und Charles WilfordSmith…«Zum ersten Mal schimmerten hinter der Maske des Mächtigen menschliche Regungen hindurch.»Ich muß gestehen, daß ich es kaum erwarten kann«, erklärte er.»Den ganzen ‘lug über habe ich an nichts anderes gedacht.«
Charles Wilfbrd-Smith wies einladend in Richtung Zelt, das einmal ein Ausrüstungsgegenstand der britischen Armee gewesen war.»Was immer Sie sich vorgestellt haben«, sagte er dabei,»die Wirklichkeit übertrifft es.«
2
Die erste Grabungskampagne war für einen Zeitraum von fünf Monaten geplant, beginnend im Mai. Die Leitung lag in den Händen des Verfassers, während Dr. SHIMON
BAR-LEV für die Dokumentation verantwortlich zeichnete. Vorarbeiter war RAFI BANYAMANI. Wegen der
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