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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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der Schulter und fing an, die völlig saubere Theke zu wischen.
    »Tut mir leid, daß ich gelauscht habe. Ich wollte es bestimmt nicht.«
    »Ist schon in Ordnung.«
    »Der Kaffee schmeckt wirklich großartig.«
    »Danke.«Stephen zögerte etwas, warf Eisenhardt einen raschen Seitenblick zu und wischte weiter über alle Flächen und Leitungen.»Ich könnte Ihnen etwas zeigen. Ein Video, das Ihnen vielleicht hilft.«
    So lief das also. Eisenhardt glaubte einen Anflug von Mißtrauen in den Augen des jungen Mannes aufblitzen zu sehen. Gesunden Mißtrauens, wie er fand.
    Der Junge brachte ein tapferes Lächeln zuwege und schüttelte den Kopf.»Danke. Aber ich muß mit dem nächsten Greyhound nach L.A. weiter.«
    »Heute abend fährt noch einer.«
    »Dann verpaß ich mein Flugzeug.«
    »Ach so.«Stephen nahm den Lappen hoch, faltete ihn auseinander und andersherum wieder zusammen, wischte weiter.»Wohin soll’s denn gehen?«
    »Nach Israel.«
    Von diesem Wort schien eine Art Stromstoß auszugehen. Stephen hörte auf zu polieren, und Eisenhardt glaubte zu fühlen, wie sich feine Haare in seinem Nacken aufstellten. Das war ja jetzt ein Zufall, verdammt noch mal.
    »Nach Israel.«Stephen machte wieder weiter.»Klingt toll. Und wohin in Israel?«
    »Überallhin. Eine Besichtigungstour, vierzehn Tage quer durch das ganze Land, alle möglichen heiligen und historischen Stätten anschauen.«Er versuchte zu lachen, aber es klang gequält, und seine blonde Strähne fiel ihm wieder ins Gesicht.»Ich weiß nicht, wie ich dazu gekommen bin — ich meine, ich war noch nie besonders religiös oder so was… Nicht mal, als Mom und Dad… Da war ein Prospekt bei uns im Supermarkt. Keine Ahnung, warum der mich so angesprungen hat, aber ich dachte mir, warum nicht?«Es schien ihm beinahe peinlich zu sein.
    Stephen tauchte den Lappen zurück ins Wasser, drückte ihn beinahe andächtig aus.»Wir haben ab und zu Touristen aus Israel da, die Arizona sehen wollen. Den Grand Canyon und so.«Er hängte den Lappen auf eine verchromte Querstange.»Sie sind der erste, bei dem es andersherum ist.«
    »Glauben Sie, ich haue einfach ab?«
    »Nein. Ich denke, es wird Ihnen guttun, in eine neue Umgebung zu kommen.«
    Das schien ihn zu erleichtern.»Ja, ich bin wirklich mal gespannt. Ich meine, es ist verrückt, ich war noch nie irgendwo, abgesehen von Disneyland in den Ferien mit Mom und Dad. Einmal beim Skifahren, aber da habe ich mir bloß das Bein gebrochen. Und jetzt fliege ich gleich nach Israel. Aber wis-sen Sie was? Ich bin wirklich gespannt.«
    »Das glaube ich.«
    »Vor allem möchte ich wissen, wie es ist an so uralten historischen Plätzen«, fuhr der Junge fort, sich regelrecht in Begeisterung hineinzureden.»Wissen Sie, meine Mom hatte so einen Spruch. Sie sagte immer: Geschichte ist, was in Büehern steht. In Wirklichkeit spürst du es nicht, wenn der Atem der Geschichte dich anhaucht. Ich will mal sehen, ob das stimmt.«
    Die Luft schien plötzlich zu prickeln wie Champagner. Als Eisenhardt Stephens Augen unnatürlich groß werden sah, wußte er, daß er sich richtig erinnerte an das, was er ihm über den Inhalt des zweiten Briefes erzählt hatte.
    Die Tasse in seiner Hand fühlte sich plötzlich ganz unwirklich an, schien flüssig werden zu wollen.
    »Ich habe noch was Verrücktes gemacht.«Der blonde junge Mann hievte seine Umhängetasche auf den Tresen, war gar nicht mehr zu bremsen.»Ich habe mir eine Videokamera gekauft, extra für diese Reise, nagelneu. Ich meine, ich habe noch nie im Leben irgendwas neu gekauft, jedenfalls nicht so was — immer nur gebrauchte Autos, Stereoanlage secondhand, Fernseher aus ‘nem Garagenverkauf… Und jetzt lege ich viertausend Eier hin für so ein Wahnsinnsteil, eine MR-01 von SONY. Haben Sie davon schon mal gehört?«
    »Ja«, machte Stephen mit einer Stimme, die plötzlich etwas kläglich klang.»Ich habe davon gehört.«
    »Das Neueste vom Neuen, sagte der Verkäufer. Superqualität. Kinderleicht zu bedienen. Ich bin mal gespannt. Oh, ich glaube, der Bus kommt.«
    Draußen hielt in diesem Augenblick, groß und silbern, zischend und schnaubend wie ein gelandeter Drache, der Greyhound-Bus. Leute stiegen aus, und überall im Restaurant standen andere Leute auf, packten ihre Koffer und Rucksäcke und Tragetaschen und eilten zum Ausgang. Der Junge packte seine Umhängetasche und seinen Kleidersack, nickte ihnen noch einmal grüßend zu und ging auch. Die Eingangstür schwang mit ihrem leisen

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