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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Leben verändert.
    Besser noch, er hat ihm einen Sinn gegeben.
    Denn zum ersten Mal in meinem Leben habe ich erwogen, dass diese Wahrheit absolut sein könnte. Ich habe die Möglichkeit ins Auge gefasst, dass wir tatsächlich allein sind. Allein im Universum.
    Ich habe begriffen, dass diese Erkenntnis alles in Frage stellt. Dass sie alle unsere Standpunkte verändert.
    Die Frage bleibt immer gestellt. Seit Jahrhunderten sucht der Mensch nach einer anderen Existenz im Universum. Nach Göttern, Außerirdischen, Geistern … nach dem schlichten Vorhandensein anderer Lebewesen. Um nicht allein zu sein. Und es wird weiter gesucht. Für viele ist das sogar eine Hoffnung. Aber entfernt uns diese Hoffnung nicht von dem, was wir wirklich suchen sollten? Diese Flucht nach draußen, ins Unbekannte, entbindet sie uns nicht unserer Verantwortung?
    Und wenn der Zweifel plötzlich beseitigt ist? Wenn man einen Moment lang diese schlichte Botschaft akzeptiert, die die Zeiten überdauert hat? Wenn man diese Lehre dieses ungewöhnlichen Mannes annimmt? Wenn kein Zweifel mehr erlaubt ist? Wenn es keinen Sinn mehr hat, anderswo zu suchen?
    Ich denke seither an unsere Verantwortung. An den Sinn unseres Lebens, wenn es einzigartig ist. An die Bedeutung jedes einzelnen Lebens. Im Verhältnis zu uns selbst und im Verhältnis zum gesamten Universum. Ich denke seither an den Sinn der Menschheit. Unserer Menschheit. Unserer Existenz.
    Denn wenn wir allein sind, haben wir kein Recht zu verschwinden. Wir haben kein Recht, uns zu irren.
    Alles ist da. Wir haben nicht das Recht auszusterben.
    Seit dem Tag, an dem ich seine Botschaft entziffert habe, muss ich immer wieder an das Leben Jesu denken. An den Sinn seiner Lehren. Heute erscheint mir alles derart verändert.
    Ich erinnere mich an Sophies Worte, die nicht an Gott glaubte. Sie hatte etwas Ähnliches gesagt wie: »Eine der wichtigsten Lehren Christi, Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, ist nur ein Mittel, die Menschen darauf vorzubereiten, dieses Wissen zu empfangen.«
    Jeden Tag hallen diese Worte in meinem Kopf wider.
    Ich weiß nicht, welche Folgen unsere Entdeckung haben wird. Nach Meinung meines Vaters wollte Jesus dieses Wissen seinen Zeitgenossen nicht enthüllen, weil er glaubte, sie seien nicht bereit dafür.
    Aber die eigentliche Frage lautet: Sind wir es heute?
    Wie werden die Menschen reagieren? Stellt diese Botschaft die Existenz Gottes in Frage? Sind die Menschen bereit zu akzeptieren, dass sie allein sind? Dass es anderswo keine Antwort gibt? Nirgendwo anders ein Heil? Und dass wir die Antwort in uns selbst finden müssen. Dass wir nur den Menschen vertrauen können. Und dass wir dafür unseres eigenen Vertrauens würdig sein müssen.
    Sind wir reif genug, die Tragweite dieser Botschaft zu erfassen?
    Ich weiß es nicht.
    Im Augenblick denke ich nur an eines: Ich will leben. Und das ist ein erster Schritt.
    Ich frage mich, ob es sich wirklich gelohnt hat, dass Sophie und mein Vater für diese Botschaft gestorben sind. War sie so wichtig, dass Acta Fidei und der Bilderberg bereit waren, dafür zu töten? Natürlich nicht. Kein Geheimnis der Welt kann den Tod irgendeines Menschen rechtfertigen. Kein Geheimnis lässt mich Sophie vergessen. Keines kann meine Wunde heilen.
    Aber so ist es nun einmal. Acta Fidei und der Bilderberg waren bereit zu töten, um das Geheimnis Jesu zu erfahren. Dabei kannten sie den Inhalt dieser Botschaft noch nicht, als sie bereit waren, so weit zu gehen. Vielleicht stellten sie sich vor, dass der Inhalt eine schwere Bedrohung für ihre jeweilige Organisation darstellte. Oder vielleicht hofften sie, dass dieses Geheimnis ihnen eine Macht verleihen würde, die nichts auf der Welt erschüttern konnte.
    Auf jeden Fall täuschten sie sich, und Sophie ist tot.
    Der Chefredakteur von 90 Minutes hat mich gebeten, Sophies Untersuchung zu Ende führen zu dürfen. Ich erklärte ihm, dass ich nichts dagegen haben kann. Ich erinnere mich an Sophies Worte: »Wenn wir den Sinn des Steins von Iorden nicht herausfinden, wer garantiert uns, dass derjenige, der ihn eines Tages herausfindet, ihn der Öffentlichkeit zugänglich macht?« Ja, sie hätte ganz bestimmt gewollt, dass die Menschen es erfahren.
    Im Augenblick will ich mir Zeit zum Nachdenken lassen. Ich habe meine Tränen getrocknet, habe François und Estelle um Vergebung gebeten. Die kleine Lucie. Ich werde nicht nach New York zurückkehren. Morgen fahre ich nach Gordes. Ich habe dort ein Haus. Und ich

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