Das Juwel der Elben
leicht in der Sonne.
„Hast du Hunger auf Fisch?“, fragte schließlich einer der Whanur. Alle Whanur trugen sehr bunte Gewänder, aber dieser Echsenmensch fiel selbst unter ihnen noch einmal auf, weil sein Gewand aus unzähligen, verschiedenfarbigen Stoffstücken zusammengesetzt schien. Er hatte Daron in einer der Menschensprachen angesprochen, die der Elbenjunge damals in Elbenhaven hatte lernen müssen. Es war sogar möglich, dass der Whanur ihn mit einem Menschen verwechselte.
„Nein danke, wir haben ausreichend Proviant“, erklärte Daron.
„Dann weiß ich nicht, was du von uns willst. Dass wir Fischhändler sind, müsstest du doch riechen. Ihr Menschen seid da ja ein bisschen empfindlich.“
„Wir sind auf der Suche nach einem Riesenfledertier“, erklärte Daron.
„Es sieht aus wie eine riesige Fledermaus. Zumindest hat es damit eine Ähnlichkeit. Dieses besondere Riesenfledertier könnte auch noch einen faustgroßen Stein bei sich gehabt haben. Ein Juwel, das leuchtet und das man deswegen eigentlich nicht übersehen kann.“
Der Whanur wechselte ein paar Worte mit seinen Begleitern und er benutzte dafür eine Sprache, die sich abhörte wie ein sich ständig veränderndes Zischeln.
Schließlich wandte er sich wieder dem Elbenjungen zu und trat sogar noch etwas vor. „So ein Tier haben wir gesehen“, erklärte er. „Eine Sippe von Blaulingen hat es gefangen und uns zusammen mit einem großen leuchtenden Stein zum Verkauf angeboten. Wir haben an dem Tier gerochen und es geprüft, aber man kann es unserer Meinung nach nicht essen, und es zu zähmen erschien uns zu schwierig. Außerdem war der Preis, den die Blaulinge dafür forderten, auch viel zu hoch.“
„Also doch!“ , dachte Daron so intensiv, dass Sarwen es mitbekam.
„Es ist wie in meinem Traum!“
„Wohin ist die Blauling-Sippe gegangen?“, erkundigte er sich bei dem Echsenmenschen.
„Richtung Westen, genau dorthin, woher wir kamen. Der Anführer sagte, dass er auf dem Markt von Skara das Doppelte von dem bekommen würde, was er von uns verlangt hat.“ Der Echsenmensch stieß ein Zischeln aus, dass Daron wie leises Gelächter vorkam. Dafür öffnete der Whanur das Maul und entblößte ein Gebiss aus messerartigen, scharfen Zähnen.
„Diese Blaulinge sind doch Narren!“
„Weshalb?“
„Solche Riesenfledertiere gehörten früher zu den Geschöpfen, die Xaror dienten, dem Herrscher des Bösen, bevor er besiegt wurde. Und auch dieses Juwel hatte etwas Besonderes, auch wenn ich es nicht erklären kann. Aber ein gewöhnlicher Edelstein ist das nicht und …“ Der Rest des Satzes wurde von einem feuchten Zischen überdeckt. „Genau für solche Dinge interessiert sich der Knochenherrscher“, fuhr der Echsenmann in der Sprache der Menschen fort. „Alles, was mit dunkler Magie zu tun hat, fasziniert ihn.“
„Dann werden die Blaulinge das Riesenfledertier und den Stein vielleicht an ihn verkaufen wollen“, vermutete Daron.
„Das ist anzunehmen“, sagte der Whanur, „aber diese Narren werden so gut wie nichts dafür erhalten. Der Knochenherrscher hat zwar in seiner Hauptstadt einen großen Markt eingerichtet, auf dem auch ehrlich gehandelt wird, aber wenn er selbst etwas erwerben will, betrügt er.“
„Durch Magie?“
„Ganz genau. Er nimmt sich einfach, was er haben will, und lässt die Verkäufer denken, sie hätten ein gutes Geschäft gemacht. Wir selbst sind auch schon mal auf ihn hereingefallen. Seitdem handeln wir nur noch mit Dingen, von denen wir wissen, dass sie dem Knochenherrscher gleichgültig sind.“
„Gut zu wissen“, sagte Daron. „Wie groß dürfte der Vorsprung sein, den die Blaulinge mit ihrer Beute haben?“
„Ihr werdet sie wahrscheinlich nicht einholen können, bevor sie den See von Skaras erreichen, von wo wir gerade kommen. Die Hauptstadt liegt aber auf der anderen Seite des Sees. Ob ihr die Blaulinge noch erwischen könnt, liegt daran, ob gerade eine Fähre frei ist, die euch zur anderen Seite bringt.“
Daron bedanke sich bei dem Whanur für seine Auskünfte, verabschiedete sich in aller Höflichkeit und ging zurück zu Koys Wagen.
„Eins muss man dir lassen, Junge“, sagte der Halbling, „du hast diplomatisches Talent.“
„Sagt Großvater das nicht auch immer?“, meldete sich Sarwen, die das natürlich mitbekommen hatte, mit ihren Gedanken zu Wort.
„Ja, aber der sagt das immer mit einem Hintergedanken“, gab Daron zurück.
„Vielleicht stimmt es ja auch einfach nur.
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