Das Juwel der Elben
niemand antun.“
„Aber ich baue auf meine Träume“, widersprach Daron. „Und dieser Traum hat mir etwas gezeigt, das entweder schon geschehen ist oder noch passieren wird, da bin ich absolut sicher. Immerhin bin ich kein magisch Minderbegabter wie Waffenmeister Thamandor.“
„Wie wer?“, fragte Koy.
„Spielt keine Rolle, den kennst du nicht. Wichtig ist nur, dass Rarax höchstwahrscheinlich gefangen genommen wurde und sich das Juwel jetzt in den Händen der Blaulinge befindet. Oder aber dies wird in nächster Zeit passieren.“
„Na ja, ein bisschen weit hergeholt finde ich das schon, aber …“
„Was würden die Blaulinge mit einem Riesenfledertier und einem Juwel dieser Größe anfangen, Koy?“, fragte der Elbenjunge. „Du kennst doch die Verhältnisse hier besser.“
Koy zuckte mit den Schultern. „Normalerweise verkaufen die Blaulinge alles, was sich irgendwie tauschen oder zu Geld machen lässt. Hast du zufällig auch noch geträumt, in welche Richtung wir uns halten müssen?“
„Leider nicht. Aber ganz am Schluss, da habe ich kurz eine Stadt gesehen, die an einem See entlangführte.“
„Skara, die Hauptstadt des Knochenherrschers, liegt an einem See“, erläuterte Koy. „Ich weiß von vielen Blaulingen, dass sie dorthin reisen, wenn sie etwas verkaufen wollen, meistens die Felle ihrer Jagdbeute, aber auch seltene Tiere – oder eben einen Edelstein mit Zauberkraft, der ihnen vor die Füße gefallen ist.“
„Haben die Blaulinge nicht Angst, dass der Knochenherrscher sie mit seiner Magie versklavt?“, erkundigte sich Daron.
„Der Knochenherrscher versklavt nur diejenigen, bei denen er sich einen Vorteil davon verspricht“, antwortete Koy. „Ich kenne mich zwar mit Magie nicht aus, aber so etwas soll enorm kraftraubend sein. Und was die Blaulinge betrifft, so hat er einen größeren Vorteil davon, wenn sie immer wieder in sein Reich kommen und begehrte Waren von außerhalb mitbringen.“
„Warum treibst du dann keinen Handel mit diesem Reich und durchquerst es auf deinen Reisen normalerweise nicht mal?“, wollte Daron wissen. „Der Knochenherrscher müsste es doch auch als vorteilhaft ansehen, mit dir Geschäfte zu tätigen, schließlich dürften deine Waren erlesener und von besserer Qualität sein als das, was ihm die Blaulinge bringen.“
„Meine Güte, du fragst einem ja Löcher in den Bauch!“, beklagte sich der Halbling. „Gestattet man das Elbenkindern?“
„Am Hof meines Großvaters hält man so etwas für Wissbegier und nicht für lästig.“
„Nun, da kann man sicher geteilter Meinung sein. Aber ich werde dir deine Frage dennoch beantworten: Ich meide den Knochenherrscher und will nichts mit ihm zu schaffen haben, denn diese Kreatur ist mir unheimlich, und ich könnte niemals sicher sein, dass er es sich nicht plötzlich anders überlegt und mich doch versklavt.“
„Hat der Knochenherrscher eigentlich auch einen richtigen Namen?“
Koy lachte heiser. „Es ist ihm bestimmt mal einer gegeben worden, aber aus irgendeinem Grund mag der ihn nicht. Wer diesen Namen öffentlich ausspricht, muss damit rechnen, dass er mit dem Tode bestraft wird. Man sagt, dass der Knochenherrscher in Wahrheit schon seit langer Zeit nicht mehr lebt und sein Körper tatsächlich nur noch aus Knochen besteht, die durch pure Magie zusammengehalten werden. Aber was von diesen Geschichten stimmt, weiß ich nicht. Wahrscheinlich wird das auch nie jemand überprüfen.“
Während sie weiterfuhren und die Räder des Wagens überraschend leicht über den unebenen und manchmal ziemlich weichen und bewachsenen Untergrund rollten, hörte Daron zu, was Koy der Halbling so alles von anderen Reisenden über das Reich des Knochenherrschers gehört hatte. So sollten dort neben Menschen und Blaulingen auch zahlreiche Whanur leben. Das waren Echsenmenschen, die vor allem als Wächtergarde des Herrschers angeheuert wurden, da sie als sehr zuverlässig und mutig galten.
„Außerdem sollen sie besonders empfänglich für die magischen Eingebungen des Herrschers sein“, setzte Koy hinzu. „Man kann sie also besonders leicht beeinflussen …“
Kapitel 13
Im Reich des Knochenherrschers
Nachdem sie einen Tag lang über das hügelige Land gefahren waren, kampierten sie in der Nacht an einer geschützten Stelle. In der Ferne hatten sie ein paar Gruppen von Blaulingen gesehen –
Jäger und Händler, wie man gleich an den Jagdwaffen beziehungsweise den voll beladenen Karren erkennen konnte, die
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