Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott
umstrittene Amnestiegesetz wird verabschiedet, dem zufolge zwischen 1978 und 2001 begangene Verbrechen – dazu zählen auch Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen – nicht mehr geahndet werden.
2009 Hamid Karzai wird in einer Wahl zum dritten Mal als Präsident bestätigt, wobei Wahlfälschungen stattgefunden haben sollen.
Im September erfolgt in Kunduz ein Luftangriff auf zwei von Taliban gestohlene Tanklastwagen, dabei sterben 142 Menschen. Ein deutscher Offizier soll falsche Informationen weitergegeben haben, die zur Tötung der Zivilisten führten.
2011 Im Oktober jährt sich der Angriff auf Afghanistan zum zehnten Mal, und eine elfte Afghanistan-Konferenz findet Anfang Dezember auf dem Petersberg bei Bonn statt. Es gibt keine erkennbaren Ergebnisse. Es wurde beschlossen, dass der größte Teil der ISAF-Truppen bis 2014 das Land verlassen soll.
Land und Leute – Krisenregion Afghanistan
In der geographischen Lage Afghanistans sind Ursachen für die heutigen Probleme des Landes zu finden. Es ist ein Vielvölkerstaat, der erst im 18. Jahrhundert in einem Königreich geeint wird. Bis heute wird das Land immer wieder von verschiedenen Seiten besetzt, geteilt und wiedervereint – ein wirtschaftliches und militärisches Durchgangsland. Die Durand-Linie, die 1893 vom British Empire mit Afghanistan verhandelt wurde, grenzt Afghanistan und Pakistan voneinander ab, durchschneidet aber auch das Stammesgebiet der Paschtunen. Deswegen wird die Grenze seit der Unabhängigkeit Pakistans 1947 bis heute von Afghanistan nicht anerkannt.
Die frühe kulturelle Entwicklung des Landes erklärt sich mit seiner Lage an der Seidenstraße, dem Handelsweg von Europa in den fernen Osten. Als die Entdeckung des Seeweges nach Indien und China gelang, nahm der Handel über die Seidenstraße rapide ab, und die Region verarmte zusehends. Der größte Flächenanteil Afghanistans liegt höher als 600 Meter, so dass Landwirtschaft nur bedingt stattfinden kann, außerdem haben die bestehenden Felder in den letzten Jahren durch Dürre und falsche Nutzung weniger Ertrag gebracht. Dennoch leben 80 Prozent der Einwohner auf dem Land; die Anzahl der Siedlungen und ihre genaue geographische Lage sind oft nicht bekannt.
Heute sind die meisten Afghanen sunnitische Muslime, während das Land bis vor etwa tausend Jahren noch buddhistisch war – die großen Buddhastatuen in Baniyam, 2001 von den Taliban zerstört, zeugten davon.
In Afghanistan werden etwa 50 Sprachen und über 200 verschiedene Dialekte gesprochen. Von diesen wurden 1964 Dari und Paschtu als offizielle Landes- und Regierungssprachen bestätigt. Afghanistan ist geprägt durch viele verschiedene Stämme, die untereinander wie eine erweiterte Familie agieren und zusammenhalten. Zu den in Afghanistan vertretenen Ethnien gehören u. a. Paschtunen (40–50%), Tadschiken (20–35%), Usbeken (8–15%), Hazara (7–20%), Aimak (3–6 %), Turkmenen (1–3%), Belutschen (< 1%), so dass die Stammeszugehörigkeit bedeutender ist als die Nationalität. Angeführt werden die Stämme von Warlords, die sich einer Wahl stellten, um ihre Herrschaft rechtlich abzusichern.
Demokratiebewegungen
Afghanistan wurde als unabhängiges Land 1747 von Ahmad Shah Durrani als Königreich gegründet, damals flächenmäßig deutlich größer als das heutige Afghanistan. Die verschiedenen, sich gegenseitig bekämpfenden und unterdrückenden Ethnien haben demokratische Bewegungen und nationale Tendenzen erschwert. Erst unter der britischen Besetzung im 19. Jahrhundert entwickelten sich bürokratische Strukturen, die eine einzige stabile Regierung im gesamten Land festigte. Der starke Gegensatz zwischen Stadt und Land ist jedoch bis heute bestehen geblieben und verhindert tiefgreifende Veränderungen. Während in Kabul westliche Tendenzen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Anklang fanden, wehren sich die ländlichen Gegenden bis heute vehement gegen solche Einflüsse, auch aufgrund der starken Religiosität. Viele autonome Dörfer führen etwa keine Geburts- und Sterberegister, und nur wenige Afghanen besitzen Personaldokumente. Selbst die Verfassung von 2004 benennt lediglich die Provinz als administrative Einheit.
Amanullah regierte das Land von 1919 bis 1929. In dieser Zeit wollte er es umfassend reformieren, er wollte Religion und Staat trennen, die Frau dem Mann gleichstellen, eine Schulpflicht für alle und gleiche Rechte für jeden Bürger einführen. Diese Reformbewegungen erregten großes
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