Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott
Missfallen und fanden keinen Rückhalt in der Bevölkerung, so dass Amanullah 1929 gestürzt wurde. Sahir Shah, der 1933 König wurde, machte die Reformen überwiegend rückgängig, nur die Schulpflicht für die Jungen behielt er bei. Die Gesellschaft wandelte sich langsam, und die Auflösung des Schleierzwangs für Frauen 1959 führte kaum noch zu Protesten. Erst unter den Taliban ab 1996 verschlechterte sich die Lage für alle Bewohner Afghanistans drastisch. Besonders die Frauen litten unter den neuen Herrschern, aber auch Männer waren von den restriktiven Gesetzen betroffen. So musste jeder Mann einen Vollbart tragen, Musik-, Fernseh- und Radiokonsum waren verboten. In einigen Regionen haben die Taliban wieder die Kontrolle übernommen, hier herrschen erneut die fundamentalistischen Gesetze.
Lage der Frau und der Menschenrechte
Dem großen Unterschied zwischen Land und Stadt treu bleibend, ist auch die rechtliche Situation der Frau regional bedingt sehr unterschiedlich. Nachdem die Reformen von Amanullah in den 1920er Jahren scheiterten, akzeptierte die Gesellschaft später kleine Wandel, etwa die Aufhebung des Schleierzwangs. In Kabul hatten sich die Frauen vor der Machtergreifung der Taliban daran gewöhnt, keinen Schleier zu tragen und zu arbeiten. Gerade unter der sowjetischen Besatzung besuchten Frauen die Schule und studierten ebenso wie die Männer. Auf dem Land hingegen haben sich die traditionellen Vorstellungen von der Rolle der Frau bis heute gehalten, und andere Ansichten werden oft als antiislamisch wahrgenommen. Diese Umstände wie auch die Tatsache, dass die meisten Afghanen keinen Zugang zu Bildung haben und Analphabeten sind (über 60% der Bevölkerung), spielen den Taliban in die Hände. Unter ihnen veränderte sich die Situation rapide zum Schlechteren. Zwischen 1997 und 2001 durften Frauen ausschließlich im Gesundheitswesen arbeiten und mussten sich wieder mit der Burka verhüllen. Geringe Vergehen hatten oft schwere Strafen zur Folge, das Auftragen von Nagellack konnte beispielsweise zum Abhacken der Hand führen. Ehebruch wurde mit Steinigung bestraft. Auch die Männer unterliegen strengen Regeln unter den Taliban, da die Frauen aber als minderwertig angesehen und möglichst nicht im öffentlichen Bereich aufzutreten haben, ist ihre Situation deutlich schwieriger. Besonders die etwa eine Million Witwen, die während der Zeit des Bürgerkrieges und nach 2001 während der ISAF-Angriffe ihre Männer verloren, dürfen und können kaum für sich selbst und ihre Kinder sorgen. Das Wiedererstarken der Taliban führt erneut zu massiven Menschenrechtsverletzungen.
Opiumanbau und Terror
Die Unterstützung des Terrors in Afghanistan hängt mit dem Anbau von Opium zusammen. Seit Beginn der 1990er Jahre steigen der Handel und der Anbau merklich an, was mit dem Eigenbedarf, aber auch mit dem global erhöhten Konsum zusammenhängt. Inzwischen dominiert die Drogenwirtschaft die afghanische Ökonomie: Etwa die Hälfte der gesamten wirtschaftlichen Leistung wird in Afghanistan über das Opium erreicht (etwa 90% der weltweiten Opiumproduktion finden in Afghanistan statt). Auch die Weiterverarbeitung von Rohopium zu Heroin oder Morphium wurde in den letzten Jahren vermehrt in Afghanistan selbst betrieben.
Nachdem Russland und die USA Anfang der 1990er Jahre einen Großteil ihrer Zahlungen einstellten, wandten sich einige ehemalige Milizenführer – darunter zum Beispiel Gulbuddin Hekmatyar – dem Anbau von Opium zu, um ihre militärischen Aktionen zu finanzieren.
2001 hatten die Taliban den Stopp des Drogenanbaus sehr effektiv durchzusetzen vermocht, da sie ihn unter hohe Strafe stellten. Die Bekämpfung des Anbaus und des Handels von Drogen nach der Talibanregierung ist wenig erfolgreich, obwohl Karzai 2001 ein Ministerium zur Drogenbekämpfung aufbaute und zum Kampf gegen den Missbrauch von Drogen aufrief. Behindert wird die Drogenbekämpfung durch die landesweite Korruption und die Beteiligung selbst hoher Regierungsmitglieder am Schmuggel. Wenn die Besatzungstruppen jetzt die Zerstörung der Felder als Maßnahmen gegen den Anbau propagieren, trifft dies vor allem die armen Bauern, die sich daraufhin wieder den Taliban zuwenden, da diese ihre Felder zumindest für den Moment schützen, um darüber ihre Waffengeschäfte zu finanzieren. Der Opiumanbau wird vor allem in Regionen praktiziert, die von anderen Erwerbsquellen abgeschnitten sind. Wenngleich diese Regionen nicht zahlreich sind, so hängen
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